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Lernende Organisation: Von Medizinmännern des Managements

Ob Lean Management, Reengineering oder Lernende Organisation - das Problem ist seit jeher das gleiche: 'Das klingt alles sehr plausibel, aber wie sollen wir das umsetzen?' Mit diesem leidigen Problem haben auch andere ihre Erfahrungen - afrikanische Regenmacher zum Beispiel. Ihre Motive sind ehrenhaft, der Nutzen ihrer Bemühungen steht außer Frage, die Vision stimmt. Nur regnen tut es deswegen noch lange nicht.

Dieses Phänomen ist Ausgangspunkt der Überlegungen von Autor Stefan Kühl. Seine These: 'Wie bei den Regenmachern gibt es auch bei den neuen Managementkonzepten einen versteckten, nicht sofort sichtbaren Nutzen.' Und den sieht er darin, dass Regenmacher wie Management-Gurus Menschen in unsicheren Zeiten Hoffnung geben und das Gemeinwesen zusammenhalten: Glaubt mir, es wird alles wieder gut! Mit dieser Rolle könnten Regenmacher prima leben. Den Management-Vordenker reiche das nicht. Sie hielten sich für intelligent. Sie seien von der Logik und Machbarkeit ihrer Modelle überzeugt. Damit beginnen für Kühl genau die Probleme, von denen Mitarbeiter ein Lied singen können: Eklatante Diskrepanzen zwischen hehren Leitbildern und der traurigen Realität am Arbeitsplatz, ständige Widersprüche zwischen Reden, Denken und Handeln, tabuisierte Konflikte.

Gegenwärtig sind wir, so Kühl, dem Irrglauben vom plan- und steuerbaren Wandel aufgesessen, wie ihn uns das Modell der Lernenden Organisation verspricht. Lernprozesse beschleunigen, Wissen systematisch managen, Veränderungen effektiver gestalten - so lauteten die Rezepte eines per se 'guten' Wandels. Die Frage, ob eine auf permanentes Lernen und Veränderung getrimmte Organisation nicht auch eklatante Schwachstellen haben könnte, würde gar nicht erst gestellt. Kühl verweist auf das grundsätzliche Dilemma von Organisationen: Je erfolgreicher sie agieren, desto größer wird die Gefahr des zukünftigen Scheiterns. Das Etikett der Lernenden Organisation könne sich geradezu fatal auswirken: Der Glaube an die eigene permanente Lernfähigkeit - genährt durch den überdurchschnittlichen Erfolg - mache langfristig blind, überheblich und geradezu lernresistent.

Eine Abrechnung mit dem derzeitigen Management-Paradigma ist das Buch nicht. Kühl will vielmehr zu einem tieferen Verständnis für Veränderungsprozesse in Organisationen beitragen - bevor man im Regen steht und sich wundert.
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