Reinhard Degen ist heute 59. Er ist Berater, mit seinem Beruf zufrieden. Die entscheidende Wende in seinem Berufsleben hat er hinter sich gebracht: Lange Jahre war er Top-Manager beim Softwareunternehmen Cap Gemini. Er hatte viel Verantwortung, Erfolg und konnte etwas bewegen. Bis zu dem Tag, an dem seine Firma übernommen wurde: Die neue Mutter Daimler Benz integrierte seine Organisation in die Debis, und es wehte fortan ein anderer Wind: Zwar war der damals 53jährige mit allen Würden des Geschäftsführers ausgestattet - aber gebraucht wurde er nicht mehr. 'Die Obergesellschaft hat alles bestimmt', berichtet Degen, wie er schnell den Spaß an seinem Job verlor. Er, der es gewohnt war, die Dinge zu beeinflussen, war entmachtet. Der Diplom-Ingenieur zog nach 23 Jahren im Management selbst die Notbremse: Ausstieg.
Dr. Olivia Scheffler ist heute 52. Im letzten Jahr erhielt sie ein unerfreuliches Telefonat von ihren Chefs in London, Inhalt: Der Job fällt weg. Die Marktforscherin, seit 13 Jahren bei der Kodak AG in Stuttgart, war erst einmal verunsichert. 'Die Kommunikation per kurzem Anruf fand ich nicht besonders glücklich', bekundet sie im Nachhinein.
Der Kodak-Konzern konsolidiert in einzelnen Bereichen seine Aktivitäten. Es gibt Personalabbau. Da hatte es auch schon Kollegen von Dr. Scheffler getroffen, die Stimmung im Unternehmen war nicht besonders gut. 'Was kommt jetzt', so stand die Frage nach Jahrzehnten beruflichen Erfolgs im Raum. Der Weg war vorgezeichnet: Ausstieg aus dem Großunternehmen.
Was Scheffler und Degen erlebten, ist heute in vielen deutschen Führungsetagen Alltag: Es wird zusammengelegt, abgebaut, entlassen. Viele einst für lebenslange Beschäftigungsverhältnisse bekannte Arbeitgeber setzen ihren bewährten Führungskräfte den Stuhl vor die Tür. Darunter sind besonders viele um die 50 und älter…