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Global Coaching Survey 2008/2009

Der Osten holt auf

Coaching ist ein weltweites, aber geografisch ungleichmäßig verteiltes Phänomen. Wo noch weiße Flecken auf der Landkarte sind, wo sich die Coaching-Hochburgen dieser Welt befinden und wo bevorzugt auf welche Weise gecoacht wird, das zeigt eine aktuelle Studie, für die das Kölner Unternehmen Frank Bresser Consulting & Associates weltweit recherchiert hat.

Über ein Jahr lang hat die Kölner Unternehmensberatung Frank Bresser Consulting & Associates per Internetrecherche und Befragung von Branchenverbänden, Hochschulen und Anbietern in insgesamt 162 Ländern dieser Welt ermittelt, wie es um die Dienstleistung Coaching und das Coachingverständnis dort bestellt ist. Jetzt haben Bresser und seine Kollegen die Ergebnisse ihrer Untersuchung vorgelegt, die eine Fortsetzung bzw. globale Erweiterung des Anfang 2008 erschienenen European Coaching Survey 2007/2008 ist und die fortan alle zwei Jahre aktualisiert werden soll.
Der Studie zufolge gibt es in gut der Hälfte der untersuchten Staaten Business-Coachs: In 50 Ländern ist Coaching eingeführt worden, in 33 Ländern befindet sich die Coaching-Branche schon in der Wachstumsphase und in zwei Ländern – nämlich in Norwegen und den Niederlanden – ist die Dienstleistung bereits in die Reifephase eingetreten. 'Das heißt nicht etwa, dass der Coaching-Ansatz dort zwangsläufig besonders elaboriert ist, sondern vielmehr, dass der Markt gesättigt ist', erklärt Bresser.
 
Weltweit gibt es derzeit mindestens 43.000 bis 44.000 Business-Coachs. Das Land mit der größten Anzahl an Coachs sind mit rund 10.000 Branchenvertretern die USA, gefolgt von Großbritannien, Deutschland, Australien, Japan, Kanada und Südafrika. Auch Brasilien ist unter den zehn Nationen mit den weltweit meisten Coachs. Damit ist Coaching auf allen Kontinenten verbreitet, allerdings nach wie vor sehr unterschiedlich konzentriert. Das Land mit der größten Dichte an Coachs, bezogen auf die Zahl der Einwohner, ist übrigens Australien.

In Europa kommt ein Coach auf 29.000 Einwohner

Laut der Erhebung leben und arbeiten (trotz der Coach-Hochburgen Japan, Südafrika und Brasilien) 80 Prozent der Coachs dieser Welt in Europa, Nordamerika und Australien. Dabei entfallen auf diese Länder nur 20 Prozent der Weltbevölkerung. In Europa sieht die Coaching-Landkarte allerdings recht uneinheitlich aus. Bereinigt um die Coaching-Hochburgen Deutschland und Großbritannien, kommt Gesamteuropa auf einen Coach pro 120.000 Einwohner. Nimmt man die beiden Länder hinzu, kommt in Europa ein Coach auf 29.000 Einwohner. Vor allem Osteuropa und teilweise auch das südliche Europa senken (noch) den europäischen Schnitt. 'Interessant ist allerdings, dass sich in der relativ kurzen Zeit, die seit dem European Coaching Survey vergangen ist, die Zahl der Coachs im Osten – etwa in Russland – merklich erhöht hat', konstatiert Frank Bresser.

Eine ähnlich dynamische Entwicklung erwartet der Berater in den nächsten Jahren in Asien. Derzeit sind Coachs auf dem riesigen Kontinent fast so selten wie die vom Aussterben bedrohten Tiger: Bresser konnte nur zwischen ca. 4.300 und 4.700 Branchenvertreter ermitteln. Das macht einen Coach pro 900.000 Einwohner. Rechnet man die Coaching-Hochburg Japan heraus, ist die Coach-Quote sogar noch kümmerlicher. Dann kommt in Asien nämlich ein Coach auf 1,4 bis 1,6 Millionen Einwohner. Neben Japan ist allerdings auch noch Südkorea ein asiatischer Coaching-Konzentrationspunkt, außerdem gibt es kleinere Kristallisationspunkte in den Regionen Singapur, Malaysia und Philippinen.

Auch in Afrika sind Coachs bislang eine Spezies mit Seltenheitswert. Der Kontinent wartet mit nur 2.000 bis 2.500 Coachs auf. Das bedeutet: Ein einziger Coach kommt auf 400.000 bis 500.000 Einwohner. Einzig Südafrika ist mit 1.600 Business-Coachs die große Ausnahme. Statistisch bereinigt um das Land, kommt der Kontinent deshalb sogar im Schnitt auf nur einen Coach pro eine Million bis 2,3 Millionen Einwohner.

Direktiv oder nondirektiv ist keine Frage der Kultur

Insgesamt, so Bresser, fällt auf, dass weltweit immer noch ein stark vom US-amerikanischen Modell geprägter Ansatz vorherrscht. 'Selten haben sich regional geprägte Coaching-Modelle herausgebildet', berichtet der Berater. Das könne, vermutet Bresser, ein Hemmschuh für die weltweite Weiterverbreitung und -entwicklung des Ansatzes sein.
Erstaunlicherweise nicht kulturabhängig scheint indes zu sein, ob im Coaching ein direktiver bzw. nondirektiver Ansatz verfolgt wird. Mit Blick auf die Daten der aktuellen Studie müsse man sich diesbezüglich von einigen Klischeevorstellungen lösen, konstatiert Bresser. Vor allem von der Vorstellung, dass in den weiter entwickelten Coaching-Ländern – nicht zuletzt den angelsächsischen – generell ein nondirektiver Coaching-Stil vorherrscht, während weniger entwickelte Länder, in denen auch Coaching noch in den Kinderschuhen steckt, einen eher direktiven Stil verfolgen. 'Unsere Daten widerlegen das klar', sagt Bresser. Zu den Ländern, in denen der Coach Ratschläge gibt – bzw., in denen das erwartet wird – gehören z.B. auch altehrwürdige Coaching-Bastionen wie Irland und Australien. Dagegen wird in Rumänien, der Ukraine und der Türkei non-direktiv gecoacht. Sehr verbreitet ist auch eine Mischung beider Stile – so etwa in Deutschland. 'Die Verteilung kann auch schlicht Zufall sein und im nächsten Jahr schon wieder anders aussehen – wenn in einem Land z.B. mehr Coachs am Markt sind', vermutet Bresser.

Eine wichtige Erkenntnis aus der Studie sei gleichwohl, dass es die eine Coaching-Best-Practice offensichtlich auf der Welt nicht gibt. Dafür gibt es jede Menge nationaler Eigenheiten. Deutschland z.B. ist insofern ein Sonderfall, weil kein anderes Land mit derart vielen Coachingverbänden aufwartet. Auffällig in den USA ist, dass es unverhältnismäßig viel Telefon-Coaching gibt, während z.B. in der Türkei, in Portugal und Irland etwas anderes als Face-to-Face-Coaching nicht in Frage kommt. Und auf den Philippinen zeigt sich, wie wichtig die kulturelle Komponente sein kann: 'Dort nämlich ist klassisches Einzel-Coaching kaum gefragt, weil es als zu intim gilt. Stattdessen ist dort das sonst oft noch wenig bekannte Konzept der Coaching-Leadership erstaunlich weit verbreitet', so Bresser.

Eine Executive Summary zur Studie ist bei Frank Bresser Consulting erhältlich. Ein ausführlicher Report sowie spezielle Kontinent-Editions erscheinen am 1. August 2009.
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