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Führungsemergenz in Unternehmen
Führungsemergenz in Unternehmen

Der Dunkle-Lord-Mythos

Die Vorstellung, dass ein „dunkler Charakter“ den Aufstieg in Führungspositionen begünstigt, ist weit verbreitet. Gewissenlosigkeit, Ellenbogenmentalität und sogar psychopathische Tendenzen gelten für den Aufstieg gemeinhin als förderlich. Wirtschaftspsychologe Carsten C. Schermuly hat die Forschung dazu gesichtet – und kommt zu überraschenden Ergebnissen.

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Unwesentliches Wesensmerkmal: Was die frühe Studienlage zum Zusammenhang von Verträglichkeit und Führungsemergenz sagt

Erwartbare Eigenschaften: Welche Persönlichkeitsmerkmale die Führungsübernahme in hierarchiefreien Gruppen wahrscheinlicher machen

Winzige Werte: Wie psychopathische Tendenzen und die Chance auf eine Führungskarriere zusammenhängen

Hierarchie-Hormon? Was der Testosteronwert über Aufstiegschancen aussagt

Wesentliches Wesensmerkmal: Was die aktuelle Studienlage zum Zusammenhang von Verträglichkeit und Führungsemergenz sagt


Cover managerSeminare 329 vom 25.07.2025Hier geht es zur gesamten Ausgabe managerSeminare 329

Über mehrere Jahre hat sich die Öffentlichkeit in Frankfurt an dem Fall eines Geschäftsführers in einem Sozialverband abgearbeitet. Gelder wechselten zwischen dem Verband in Frankfurt und Wiesbaden das Konto. In Wiesbaden war seine Frau Geschäftsführerin. Dazu kamen protzige Dienstwagen, überhöhte Gehälter sowie die Verwicklung des damaligen Frankfurter Oberbürgermeisters. Der Geschäftsführer wurde am Ende zu 1,8 Millionen Euro Schadenersatz verurteilt. Doch damit nicht genug. Zusätzlich wurde der Mann wegen Titelmissbrauchs verurteilt. Jahrelang hatte er den Doktortitel genutzt, obwohl er einen solchen niemals erworben hatte. Luxuriöse Dienstwagen, Scheinverträge, falscher Doktortitel und persönliche Bereicherungen in einem Sozialverband, der sich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und staatlichen Geldern finanziert – das darf eigentlich nicht sein und ist für eine sozial ausgerichtete Organisation äußerst peinlich. Besagter Sozialverband spricht deswegen mittlerweile von einem „System“ des Geschäftsführers.

Kommt es in Organisationen zu Machtmissbrauch, wie in diesem drastischen Fall, ploppt ein Thema zwangsläufig auf: die auffällige Häufigkeit „böser“ Charaktere in Führungspositionen. Denn dass sich dort Psychopathen und andere „böse“ Menschen tummeln oder zumindest überdurchschnittlich oft vertreten sind, gilt gemeinhin als ausgemacht. Die landläufige Begründung: Ohne Gewissensbisse, mit Rücksichtslosigkeit, Ellenbogeneinsatz, dem eigenen Vorteil als (einzigem) Leitstern und einer gewissen Selbstherrlichkeit erreicht man eher eine Führungsposition und steigt schneller in der Hierarchie auf. So weit, so einleuchtend. Aber ist das auch bewiesen? Was sagt eigentlich die Führungsforschung über die (besseren) Chancen von bösen Charakteren oder gar Psychopathen, in Führung zu gehen? Fachlich gefragt: Gibt es valide Zusammenhänge zwischen Psychopathie und Führungsemergenz, also der Wahrscheinlichkeit, eine Führungsposition zu erreichen? Boulevardesk nachgekartet: Was ist dran am Dunklen-Lord-Stereotyp?

Um das zu klären, gilt es zuerst einen kurzen Blick auf wissenschaftliche Arithmetik zu werfen, genauer gesagt auf das Big-Five-Modell, das in der Forschung häufig verwendet wird, wenn es um die menschliche Persönlichkeit geht. Es unterscheidet fünf Persönlichkeitsdimensionen. Die erste ist die der „Extraversion“. Extravertierte Menschen gehen aus sich heraus, sind kontaktfreudig, gesellig, durchsetzungsfähig und aktiv. Menschen mit niedrigen Extraversionswerten sind dagegen eher sozial zurückhaltend. „Neurotizismus“ ist die zweite Dimension. Menschen mit hohen Werten in diesem Bereich zeichnen sich durch Ängstlichkeit, Erregbarkeit und Nervosität aus, niedrige Werte stehen für emotionale Stabilität und Gelassenheit. Die dritte Dimension, die der Gewissenhaftigkeit, drückt aus, wie organisiert, zielgerichtet, verantwortungsbewusst, eben gewissenhaft eine Person handelt. Die vierte Dimension ist im Kontext unseres Themas die interessanteste: „Verträglichkeit“. Personen, die hohe Werte in diesem Bereich aufweisen, kann man als hilfsbereit, tolerant und mitfühlend beschreiben. Sie schenken anderen Menschen leicht Vertrauen und begegnen ihnen grundsätzlich wohlwollend. Menschen mit niedrigen Werten in diesem Bereich sind dagegen tendenziell misstrauisch, egoistisch und zeigen streitbare Verhaltensweisen. Die letzte Dimension ist „Offenheit für Erfahrungen“. Wie der Name schon sagt, beschreibt sie, inwieweit eine Person für neue Erfahrungen, Eindrücke und Ideen offen ist. Hohe Werte in diesem Bereich gehen typischerweise mit Neugier, einer ausgeprägten Fantasie und Kreativität einher.

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