Inspiration

Seminardramaturgie

Made in Hollywood

Seminare sind oft eine trockene Angelegenheit. Dabei könnten Trainer sie mit der richtigen Dramaturgie leicht aufwerten, ist Monika Molter überzeugt. Die Trainerin hat sich vom Kino einige Kniffe für lebendigere Seminare abgeschaut.
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Wenn der Held am Ende des Films langsam in die rot-goldene Abendsonne reitet, seine Silhouette schließlich verschwindet, dann liegt meist eine spannende und bewegende Zeit hinter uns. Wir haben mit dem Helden gefühlt, seinen Konflikt nachempfunden, uns über seine Widersacher empört und ihn bei seinen Irrungen und Wirrungen mitfühlend begleitet. Und wie haben wir gelitten bei seinen untauglichen Versuchen, das Problem zu lösen! Wir haben aufgestöhnt, als plötzlich Wendungen eintraten, die uns überraschten. Schafft es unser Held? Ist er überhaupt auf dem richtigen Weg? Umso größer war unsere Freude, als sich dann endlich eine Lösung abzeichnete und der Held schließlich siegreich, vielleicht auch geläutert vor uns stand.

So oder so ähnlich erzählt Hollywood seine Geschichten. Oder in der Trainersprache: So bereitet Hollywood seine Inhalte auf. Und wie gehen Trainer vor? Sie unterscheiden zwischen Einführung, Themenbearbeitung und Abschluss und versuchen, in diesem Raster die Inhalte, die vom Auftraggeber gewünscht werden, unterzubringen. Sie achten dabei vielleicht auf den Methodenwechsel, den Übungsaufbau von leicht zu schwierig. Aber ernsthafte Gedanken über die Dramaturgie eines Trainings machen sich nur wenige.

Dabei kann man sehr viel von Holly­wood-Filmen lernen. Sie zeigen uns eine Dramaturgie, die beim Publikum Spannung und Betroffenheit erzeugt. Warum also nicht das Training wie ein Hollywood-Drehbuch konzipieren? Nehmen wir zum Beispiel die Drei-Akte-Theorie des US-amerikanischen Drehbuch-Gurus Syd Field. Ihm zufolge ist ein Drehbuch in drei Akte zu gliedern: 1. Exposition und Einführung, 2. Konfrontation und 3. Auflösung und Schluss. Dies mag – auch im Hinblick auf eine Übertragung auf ein Seminarkonzept – noch nicht überraschen. Aber sobald wir etwas tiefer einsteigen und Fields Überlegungen aufnehmen, wann welche Plot Points – also Wendepunkte in der Handlung – in den jeweiligen Akten zu setzen sind, wird das Konzept auch für Trainer höchst interessant.

Beispiel: ein Seminar zum Thema Konfliktmanagement. Erfahrene Trainer können hier schnell auf ein Standardrepertoire an Inhalten (Konfliktmerkmale, -ursachen, -arten, -lösungsstrategien) zurückgreifen und diese methodisch mehr oder weniger kreativ umsetzen. Der Trainer könnte sich aber auch mal die Frage erlauben: Welchen Plot Point könnte ich in der Einführungsphase des ersten Aktes in mein Seminar einbauen? Welche Wendung könnte ich einführen, die die Teilnehmer überrascht, sie berührt und die sie zum Beispiel motiviert, sich auf die persönlichen Mechanismen im Umgang mit Konflikten einzulassen?

Extra:
  • Drei weiterführende Literaturtipps


Autor(en): Monika Molter
Quelle: Training aktuell 01/12, Januar 2012, Seite 20-22
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