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Rezension: Zeit als Lebenskunst

Für Trainer und Berater ist der Band 'Zeit als Lebenskunst' von doppelter Relevanz. Zum einen sind sie - vor allem, wenn sie selbstständig arbeiten - meist selbst in großer Zeitnot. Zum anderen ist Zeitorganisation im Training und in der Beratung ein häufiges Thema.

Der Coach Olaf Georg Klein räumt in seinem neuen Buch mit mehreren 'Zeit-Mythen' unserer Zeit auf wie 'Zeit ist Geld!' oder 'Schneller ist besser!'. Beide Aussagen stehen für ein Zeitmodell, das sich auf der Angst begründet, etwas zu versäumen, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, zu wenig aus seiner Zeit zu machen, konstatiert Klein. Im Laufe der Lektüre wird deutlich, dass sowohl die Gleichsetzung von Zeit und Geld als auch von Schnelligkeit und Effizienz Humbug ist. Zeit ist nichts, was man horten kann - jeder hat die gleichen 24 Stunden am Tag. Wichtiger als die oberflächliche Struktur der Zeit - also Stunden, Tage etc. - ist deren 'Tiefendimension'. Wie wird der Augenblick erlebt? Kann man im aktuellen Tun voll und ganz aufgehen? Oder ist man eigentlich schon in der Zukunft? An diesen Fragen entscheidet sich, ob man selbst über seine Zeit bestimmt oder sich (fremd) bestimmen lässt. Sind Sie Souverän Ihrer Zeit?, fragt Klein den Leser.

Sein Modell der Zeitsouveränität setzt der Autor dem weit verbreiteten Modell des Zeitmanagements entgegen. Klein stellte nämlich in seiner Beratungspraxis fest, dass diejenigen, die sich ihre zeitliche Selbstbestimmung im Job erhalten haben, auf Dauer deutlich erfolgreicher und zufriedener sind, als jene, die sich zeitlichem Druck beugen.

Herzstück seines Modells ist 'Multitemporalität', also die Fähigkeit, mit Zeit in unterschiedlichen sozialen Situationen differenziert umzugehen - schnell zu reagieren, wenn die Situation es erfordert, Energie abzulassen, wenn die Zeit es zulässt, und vor allem angemessen zu handeln bei den vielen Zeitdimensionen dazwischen. Abschließend hinterfragt Klein sehr gründlich ein weiteres Zeitgeist-Phänomen: den Trend 'Work-Life-Balance'. Er kommt zu dem Schluss, dass es Unsinn ist, die Arbeitszeit dem Leben gegenüber zu stellen. Vielmehr müsse es darum gehen, 'Lebenszeitbalance' zu erreichen.

TA-Fazit: Eine hellsichtige, leicht zu lesende Analyse des Umgangs mit 'Zeit', die auch neue Perspektiven für Beratung und Training schafft.

Hubert R. Kuhn

Olaf Georg Klein: Zeit als Lebenskunst. 207 S., geb., Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2007, 18,90 Euro
Quelle: Training aktuell 11/07, November 2007
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