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Rezension: Einführung in die systemische Supervision

Wer sich schnell einen Überblick über die grundlegenden theoretischen Konzepte und praktizierten Methoden systemischer Supervision verschaffen will, wird hier fündig. Denn die Autorin, die ein führendes systemisches Institut leitet, wendet sich vor allem an Neulinge. Strukturiert und verständlich erfährt der Leser zu Beginn, wie sich der Begriff Supervision aus der sozialen Arbeit in Deutschland entwickelte und wie er heute definiert wird: als Weiterbildungs-, Beratungs- und Reflexionsverfahren für berufliche Zusammenhänge. Erfreulich kurz werden die wesentlichen Unterschiede zu anderen Supervisionsrichtungen abgehandelt, wozu psychoanalytische, verhaltenstherapeutische oder gestaltorientierte Ansätze gehören. Leider fehlt es der Autorin hierbei an verschiedenen Stellen an der systemisch geforderten Neutralität: Sowohl die Beschreibung einiger Supervisionsrichtungen als auch die Gegenüberstellung von systemischer und nicht systemischer Supervision sind abwertend und oft schlichtweg falsch. Besser wird es inhaltlich mit den theoretischen und metatheoretischen Wurzeln systemischer Supervision. Der Autorin gelingt es, die Kernaussagen sehr komplexer Gedankengebäude prägnant zu beschreiben und auf systemische Supervision anzuwenden. Nach dieser gelungenen Stippvisite in theoretischen Höhen stellt Ebbecke-Nohlen verschiedene Methoden der Supervision vor und erklärt ihre Umsetzung an konkreten Praxisbeispielen aus dem sozialen Arbeitsfeld.

Trotz der informativen und strukturierten Darstellung ist der Autorin ein gravierender fachlicher Mangel anzulasten: An keiner Stelle weist sie darauf hin, dass zu Beginn einer Supervision ein sogenannter 'Dreieckskontrakt' zwischen Supervisor, Supervisand und Auftraggeber, meist der nächste Vorgesetzte, auszuhandeln ist. Dies hat sich im maßgebenden Fachverband, der Deutschen Gesellschaft für Supervision, mittlerweile als fachlicher Standard herausgebildet. Die Struktur und die visuelle Gestaltung des Buches sind ansprechend, allerdings wären weniger systemische Fachbegriffe wie 'isomorph' oder 'strukturelle Koppelung' leserfreundlicher.

TA-Fazit: Auch Anfängern ist das Buch nur sehr eingeschränkt zu empfehlen.

Hubert Kuhn

Andrea Ebbecke-Nohlen: Einführung in die systemische Supervision. 126 S., brosch., Carl Auer, Heidelberg 2009, 12,95 Euro.
Quelle: Training aktuell 01/10, Januar 2010
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