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Coaching Convention: Kollegiale Beratung

Vor allem auf Live-Coachings setzte der Veranstalter der Coaching Convention. Das ging nicht immer gut: Manche Beratungen, die das Publikum zu sehen bekam, boten kein realistisches Bild von Coaching. An der Konzeption will der Veranstalter dennoch festhalten – auf den Veranstaltungsort Köln wird er jedoch nicht mehr setzen.

Einen großen Korb mit Eisbären, Hasen, Elefanten, Hühnern und anderem Getier leerte Anabel Schröder aus, um ihre Methode des 'Animal Based Coaching' vorzustellen. Die tierischen Spielfiguren hatten ihren Auftritt auf der zweiten Coaching Convention, die am 3. und 4. April 2009 in Köln stattfand. Live-Coachings hatte der Veranstalter Alexander Maria Faßbender diesmal zum Mittelpunkt seiner Veranstaltung gemacht. Auf fachliche Diskussionsrunden etwa zum Qualitätsmanagement im Coaching, wie sie noch im vergangenen Jahr stattgefunden hatte, verzichtete er diesmal – er setzte ganz auf bekannte Namen und eingängige Präsentationen.

Bildhaft war auch das systemische Coaching von Anabel Schröder und ihrem Plastik-Zoo. Die Aufstellung mit Tierfiguren hat ihrer Meinung nach einen großen Vorteil: 'Bei verkopften Managern erreicht man schnell die emotionale Ebene.'  Weiterer Pluspunkt: 'Man kann davon ausgehen, dass die Klienten den meisten Tieren ein Verhalten zuordnen können – und dann entsprechend das Tier auswählen, das ihrer Empfindung entspricht.' Die Folge der Charakterkunde: Coach und Coachee können die Kernproblematik durch das erste Aufstellen schnell erfassen und haben bereits ein einprägsames Bild des Coaching-Anliegens im Kopf.

Im Publikum sitzen fast ausschließlich Coachs

Den Einsatz von Huhn und Hase wollte Schröder in einem Live-Coaching demonstrieren – und wäre fast gescheitert, weil sich kein Coachee fand. Das Problem: Eine Saalabfrage hatte zuvor ergeben, dass das Publikum fast ausschließlich aus Coachs besteht. Ein Coach, der vor Publikum einen Coach coacht? Das war für die meisten wohl eine seltsame Vorstellung. Schließlich fand sich einer, der der ihm bekannten Referentin den Gefallen tat und sein Anliegen zur Verfügung stellte.

Coach coacht befreundeten Coach vor Publikum – diese Konstellation wiederholte sich ein paar Stunden später beim Live-Coaching von Alexander Maria Faßbender: 'Provokatives Coaching' wollte der Veranstalter zeigen und beriet im ersten Durchgang eine ihm bekannte Kollegin. Dabei zeigte sich ein Problem: Die beiden Gesprächspartner auf der Bühne hatten offensichtlich Informationen über das Anliegen, die dem Publikum fehlten. Immer schneller formulierte Faßbender seine Fragen, mit denen er seinen Cochee bestürmte – immer schwieriger wurde es für Außenstehende, den Prozess nachzuvollziehen. Zu welchem Ergebnis das Beratungsgespräch geführt hatte, war am Ende nur wenigen klar.

Kritik gab es von einigen Besuchern auch am Programm: Bekannte Namen hatte der Veranstalter angeheuert, die teilweise spektakuläre Coaching-Ansätze vorstellten. Es wurden Schwerter geschwungen, Schweinehunde über die Leinwand gejagt sowie Adler und Enten bemüht – inhaltlich tief gehende, intellektuell anspruchsvolle Fachdiskussionen waren selten.

Eine dieser Ausnahmen war Bernd Isert: Bis auf den letzten Platz war der Raum besetzt, als der 58-Jährige von seinen Erfahrungen berichtete. Seit 24 Jahren trainiert und berät Isert Menschen. Seine Erfahrung zeigt sich in einem großen Methodenrepertoire, aus dem der NLP-Lehrtrainer, Heilpraktiker für Psychotherapie und systemischer Aufsteller bei der Beratung schöpft. Mit seiner von ihm erfundenen Übung 'Die Quelle' zeigte Isert, wie sich Hypnotherapie und Aufstellungsarbeit verbinden lassen. Einem Coachee aus dem Publikum, der in der Zukunft eine Herausforderung bewältigen muss, ordnete Isert zwei 'Ressourcenträger' aus dem Publikum zu. Links und rechts neben den Coachee positionierte er eine 'Quelle' und einen 'Empfänger'. Die Idee dahinter: 'Für jede Situation gibt es etwas, das uns nützt und das wir brauchen können, und es gibt etwas, das uns behindert und das wir abgeben sollten.' Hilfe annehmen und Lasten abgeben, das durfte der Coachee im nächsten Schritt tun: Erst wandte er sich schweigend der Quelle zu und visualisierte mit ausgestreckten Armen das, was ihm helfen könnte. Dann nahm er Kontakt zum Empfänger auf und gab mental an ihn ab, was ihm als Last erschien. Zum Abschluss ging das Trio gemeinsam auf einem erdachten Zeitstrahl in die Zukunft. Mit Hilfe der Quelle und des Empfängers, die dem Coachee dabei nicht von der Seite wichen, sollte dieser ein Gefühl dafür bekommen, dass er das Problem durch die empfangene Unterstützung bewältigen kann.

Nächste Coaching Conventions in Wien und in Hamburg

Mit Standing Ovations der Zuschauer endete der Auftritt Iserts – und doch zogen einige Besucher am Ende des Tages eine durchwachsene Bilanz: 'Ich habe heute hauptsächlich Live-Coachings gesehen – und das war mir zu wenig abwechslungsreich', bemängelte eine Besucherin. Der Veranstalter jedoch hält an seinem Konzept fest, das er in diesem Jahr erstmals exportieren will: Vom 17. bis 18. Juli 2009 findet die erste Coaching Convention in Wien statt. Und auch nach Deutschland lädt Fassbender im kommenden Jahr wieder ein; dann allerdings nach Hamburg (26. bis 28. März 2010). Der Grund für den Ortswechsel erklärt Faßbender so: 'In Köln ist die Konkurrenz sehr groß und der Norden braucht noch eine Fachveranstaltung.'

Autor(en): (Corinna Moser)
Quelle: Training aktuell 05/09, Mai 2009
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