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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Christian Thiele aus managerSeminare 328, Juli 2025
Verbreitete Skepsis: Warum Dreiergespräche von Coach, Coachee und Führungskraft einen schlechten Ruf haben
Verkannte Vorteile: Wie Tripartites Coachingprozesse verbessern können
Verzwickte Spannungsfelder: Warum Tripartites bei allen Vorteilen eine Herausforderung sind
Abwägungssache: Wann Dreiergespräche im Coachingprozess sinnvoll sind und wann nicht
„Was? Ein Dreiergespräch? Das passt überhaupt nicht zu meiner Vorstellung von Coaching! Wenn ich als Coach einen Menschen in seiner Entwicklung begleiten soll, brauche ich doch keinen Vorgesetzten, der mir über die Schulter schaut und möglicherweise unausgesprochene Erwartungen hat! Coaching ist für mich ein geschützter Raum, und ein Dritter im Bunde gefährdet diesen Raum potenziell. Mal abgesehen davon, dass ja schon allein die Terminabstimmung zu dritt zur Herausforderung wird ...“ – All diese Einwände waren früher meine erste Reaktion, wenn mich Klienten oder Organisationen für ein „Tripartite“ anfragten. Tripartite kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „dreiteilig“, ausgesprochen übrigens „Traipartait“. Im Business Coaching bezeichnet der Begriff ein dreiseitiges Verhältnis oder eine dreiseitige Vereinbarung zwischen der/dem Coachee, der/dem Coach sowie dem oder der Auftraggebenden (in der Regel der zuständigen HR- oder Führungskraft des Coachees). Und auch Treffen dieser drei Parteien werden Tripartites genannt.
Ich hielt solche Tripartites ehemals für überflüssig, wenn nicht gar schädlich für den Coachingerfolg. Entsprechend selten fanden Dreiergespräche mit Coachees und deren Führungskräften oder HR-Fachkräften in meiner Praxis statt. Und damit war ich nicht allein. Thomas Dietz, Arzt, Psychotherapeut und seit 35 Jahren Coach und Coachingausbilder in Feldafing, etwa berichtet, dass er in 20 Coachingprozessen vielleicht einmal, wenn nicht gar noch seltener, ein Dreiertreffen erlebt hat. Auch Executive Coach Nico Rose beziffert die Zahl von Dreiergesprächen während seiner Berufslaufbahn auf meine Nachfrage hin auf „gerade mal eines“. Manche Kolleginnen und Kollegen arbeiten nach meiner Erfahrung sogar bewusst nur in Settings, die Tripartites überflüssig machen. Etwa weil ihre Klientinnen und Klienten so weit oben in der Hierarchie angesiedelt sind, dass es über ihnen keine Instanz gibt, die sich für das Coaching interessieren würde.
Dennoch stellte ich natürlich fest, dass die Dreierkonstellationen in der Coachingwelt durchaus ein Thema sind – und zwar kein durchweg negativ besetztes. Vor allem nicht außerhalb von Deutschland. So schrieb mir Christian van Nieuwerburgh, international renommierter Coachingexperte mit Sitz in Großbritannien, Tripartites seien nicht nur vorteilhaft, sondern „essenziell“ für gelungene Coachingprozesse. Und auch Jonathan Passmore, international gefragter britischer Coachingforscher, sieht das Dreiergespräch im, vor oder nach dem Coaching nicht etwa als Irrweg, sondern als eine „Gelegenheit“. Nur leider, konstatiert Passmore, nutzen zu wenige Coachs diese Gelegenheit.
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