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Sabine Asgodom im Interview
Sabine Asgodom im Interview

Haltung zählt

Sabine Asgodom gilt als Grande Dame der Weiterbildung. Als Seiteneinsteigerin startete sie vor über 30 Jahren ihre Karriere, machte sich als Coach und Trainerin einen Namen und rockte die Rednerbühnen. Bis heute schafft sie es mit ihrer offenen Art, ihrem Humor und rhetorischen Talent, Menschen zu berühren und vor allem Frauen darin zu stärken, selbstbewusst und mutig ihren Weg zu gehen – so wie sie selbst es stets getan hat. Im April 2024 wird Sabine Asgodom für ihr Lebenswerk geehrt.

Preview

Klarer Standpunkt: Warum Haltung ein zentraler Aspekt in Sabine Asgodoms Arbeit als Trainerin, Coach und Rednerin ist

Beherzter Einstieg: Was der Weiterbildnerin geholfen hat, als Quereinsteigerin in der Branche erfolgreich Fuß zu fassen

Menschlichkeit als Purpose: Was Sabine Asgodom in ihrer Arbeit antreibt

„Eigenlob stimmt“: Warum viele Frauen auch heute noch Nachholbedarf in Sachen Selbst-PR haben

Die Kunst des Kontaktaufbaus: Wie Sabine Asgodom persönliche Offenheit hilft, mit ihrem Publikum in Resonanz zu treten


Cover managerSeminare 312 vom 23.02.2024Hier geht es zur gesamten Ausgabe managerSeminare 312

Liebe Sabine, du wirst mit dem Live Achievement Award der Weiterbildungsbranche ausgezeichnet. Was bedeutet dir diese Auszeichnung?

Als ich die Nachricht bekam, hat das Herzerl gepumpert. Ich habe mich total gefreut, es ist eine sehr große Ehre für mich. Denn der Preis ist ganz schön groß, wenn man die Liste der Geehrten anschaut. Komischer- oder zufälligerweise war das vergangenes Jahr ein Thema, mit dem ich mich beschäftigt habe: Ehre. Ich hatte das Gefühl, ich werde zwar von meinen Kunden und Klientinnen verehrt, doch nicht von der Branche. Und dann meldet ihr euch plötzlich und gebt mir diesen Preis. Das ist magic.

Wie bzw. mit was möchtest du in der Geschichte der Weiterbildung verankert sein? Wo siehst du das Kernstück deines Lebenswerkes?

Ich habe viel gemacht für die Coaching- und die Rednerszene. Wenn ich alles zusammennehme, das Berufliche und das Private – und ich finde, es muss beides zusammenpassen –, dann ist es das Thema Haltung. Das ist ein Thema, was mir persönlich sehr wichtig ist: Haltung zu zeigen, eine Haltung zu haben, sich nicht zu verkaufen. Ich habe natürlich nichts gegen Geldverdienen und gute Geschäfte, aber wichtig ist, bei sich zu bleiben, mit dem, was man sagt, und nicht irgendwelchen Trends oder Geschäftemachereien hinterherzurennen. Haltung ist für mich das Kernstück eines guten Weiterbildners, einer guten Weiterbildnerin: Wofür stehe ich?

"Haltung ist für mich das Kernstück eines guten Weiterbildners, einer guten Weiterbildnerin."

Wenn du dir eine Berufsbezeichnung geben solltest, was wäre dann für dich am ehesten treffend?

Ich bin Coach. Ich bin Trainerin. Ich mache Führungskräftetrainings. Ich halte Reden, ich schreibe Bücher, ich biete Coach-Ausbildungen an. Menschenbegegnerin – das fasst es zusammen. Vor einigen Jahren haben wir für mein Unternehmen einen neuen Namen gesucht, weil es bis dahin „Sabine“ hieß, nun aber meine Kinder mit im Geschäft sind. Wir kamen auf „Inspiration“. Das ist es, was ich mache: Ich versuche, Menschen zu inspirieren, ihr Leben in die Hand zu nehmen, Entscheidungen zu treffen, ein gutes Mindset zu entwickeln für das, was auf uns zukommt. Ich möchte Menschen bewegen, für sich selbst einzustehen.

Du bist jetzt 70 Jahre. Wenn du zurückblickst auf dein Leben: Was sind Schlüsselmomente in deiner Karriere, deinem Leben?

Spontan fällt mir die Jungschar ein, die ich mit 14 Jahren in unserer Kirchengemeinde in Niedersachsen geleitet habe – 10- bis 14-Jährige, mit denen ich zum Beispiel Spiele gemacht habe. Die Jungschar war der Beginn. Ich merkte, dass es mir Spaß macht, mit Menschen zu arbeiten. Dann war ich in der Gewerkschaft aktiv, habe Seminare gegeben, und da hat sich weiter herausgeschält, dass ich Menschen erreichen kann und dass sie mich ernst nehmen mit dem, was ich ihnen beibringe oder mit ihnen mache.

Und dann wurdest du Journalistin. Wie hat dieser Job dein Weltbild geprägt? Wie hat er beeinflusst, wie du mit Menschen umgehst, wie du die Welt siehst, verstehst und interpretierst?

Ich hatte ein Vorbild, ihretwegen bin ich Journalistin geworden: Sibylle, Kolumnistin im Stern. Das war in den 1970er-Jahren, da waren die Frauen in der Regel noch Hausfrauen und brav. Sibylle hat indes freche Sachen geschrieben, so was wie: „Wir wollen die zweite Hälfte des Himmels, und wir haben ein Anrecht darauf.“ Ich wollte wie Sibylle werden. Es gab dann die Chance, auf die Deutsche Journalistenschule in München zu kommen. Das war ein Riesenschritt, von dem kleinen Dorf nach München zu ziehen, erst todunglücklich, allein und überfordert. Dann aber hat mich der Journalismus so gepackt, wie ich das erwartet hatte. Ich habe darin eine Möglichkeit gesehen, öffentlich zu wirken, Menschen eine Stimme zu verschaffen. Das ist etwas, was sich durch mein Leben zieht: Menschen dabei zu helfen, für sich selbst einzutreten, etwas zu verändern und zu erreichen.

"Das ist etwas, was sich durch mein Leben zieht: Menschen dabei zu helfen, für sich selbst einzutreten, etwas zu verändern und zu erreichen."

Vom Journalismus bist du eher zufällig zum Coaching gekommen?

Ausschlaggebend war, dass ich angefangen habe, Bücher zu schreiben. Als ich bei einer Frauenzeitschrift war, veröffentlichte ich ein Buch über Work-Life-Balance, schon vor über 30 Jahren. Vier Wochen später bekam ich die erste Anfrage: Können Sie einen Vortrag darüber halten? Mutig habe den Vertrag unterschrieben. Als Nächstes kam die Anfrage: Können Sie auch ein Seminar dazu machen? Klar, ich hatte ja schon mal Seminare gemacht. In den Seminaren kamen dann immer öfter Anfragen dieser Art: Machen Sie auch Einzelgespräche? So hieß das am Anfang, als es das Wort Coaching in der Öffentlichkeit noch nicht gab. Ein halbes Jahr später war ich in Berlin auf einem Psychologen-Kongress, auf dem ich das erste Mal das Wort Coaching gehört habe. Ein Psychologe erklärte, was Coaching ist. Das kannte noch niemand. Ich saß in dem Workshop und nickte bei jedem Punkt: So mache ich das auch. Von dem Tag an habe ich mich Coach genannt.

Du hast keine Coaching-Ausbildung im klassischen Sinn genossen. Aber dennoch deine eigene Coaching-Methode entwickelt …

Meine Coaching-Ausbildung war der Journalismus. Da habe ich gelernt, Fragen zu stellen, die Frage hinter der Frage zu sehen und Menschen zum Reden zu bringen. Denn als ich angefangen habe, gab es nur zwei Ausbildungswege in Deutschland: NLP, das mochte ich noch nie, und der systemische Weg, der war mir zu starr. Hinzu kommt: Ich bin ein Trotzkopf, musste immer mein Eigenes machen. So habe ich meine eigene Methode entwickelt, meine eigenen Tools. Inzwischen sind es über 50 Coaching Tools, die auch andere erfolgreich anwenden. Ich habe mich von Tool zu Tool gehangelt, von Gespräch zu Gespräch, und ich habe sehr schnell verstanden: Das alles hat nichts mit Therapie zu tun. Es braucht keine 20 Stunden Sitzungen, sondern ich fange mit zwei Stunden an. Ich habe die Erfahrung gemacht, in zwei Stunden hat man meistens eine Lösung. Das ist die Grundlage für mein „Lösungsorientiertes Kurzzeit-Coaching“ gewesen. Kurz, knackig und immer nach vorn zur Lösung schauend, statt zu fragen, ob damals die Eltern schlimm waren. Als ich angefangen habe, gab es eigentlich nur Coachs, die aus der Therapeuten-Ecke kamen. Deswegen war mein Ansatz am Anfang auch schwer umstritten, sage ich mal vorsichtig. Die Therapeuten fanden mich unmöglich: Dass sich da eine Frau einfach hinsetzt, Fragen stellt und Lösungen entwickelt, geht ja gar nicht. Ich habe mich nach und nach mit diesem Ansatz durchgesetzt; deswegen jetzt auch die Freude über den Award.

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Wie bist du damals mit der Ablehnung umgegangen?

Es hat mich oft gekränkt, wenn Wirtschaftspsychologen böse über mich geschrieben haben: „Die hat doch keine Ahnung.“ Ich erinnere mich noch heute: In einer Zeitschrift – nicht eurer – gab es einen Bericht über einen Coaching-Kongress in Erding. Ich war dort als Referentin. Und die dortige Redakteurin schrieb: ein guter Kongress, obwohl Sabine Asgodom auch da ist. Das hat mich tief gekränkt.

Wie bist du selbstbewusst mit deinem Coaching-Verständnis geworden?

Ich hatte das große Glück, meinen Meister, meine Muse, meinen Lebenspartner Siegfried kennenzulernen, einen Diplom-Psychologen. Siegfried Brockert war der Experte für positive Psychologie in Deutschland. Er sah mich coachen und reden und sagte: Du machst positive Psychologie. Und ich sagte: Was ist das? Er hat mir geholfen, das Fundament unter meine Methodik zu legen. Wir haben gemeinsam den Namen gefunden: Lösungsorientiertes Kurzzeit Coaching – und dann gemeinsam die Coach Academie aufgebaut und ein Curriculum für die Ausbildung erstellt.

Mehr zum Thema

Sabine Asgodom: Eigenlob stimmt – Erfolg durch Selbst-PR.

Econ Taschenbuch 2018, 18 Euro.

Das Buch, mit dem Sabine Asgodom 1996 der Durchbruch in der Öffentlichkeit gelang. Sie richtet sich hier vor allem an Frauen, die ihr Licht lieber unter den Scheffel stellen, statt zu beachten, was auch die Forschung zeigt: Dem Credo folgend „Eigenlob stinkt“, kommt man nicht voran. Neben Kompetenz braucht es dafür immer auch persönliche Imagepflege – und den Mut, etwas zu fordern.

Sabine Asgodom: So coache ich – 25 überraschende Impulse, mit denen Sie erfolgreicher werden.

Kösel 2012, 18 Euro.

Die Demokratisierung von Coaching liegt Sabine Asgodom am Herzen. Sie möchte den Coaching-Gedanken in die Welt tragen und es zum Beispiel auch Führungskräften möglich machen, Coaching Tools anzuwenden, um Mitarbeitende in deren Entwicklung zu unterstützen. Eine Sammlung solcher Tools, die auch Coaching-Laien einsetzen können, liefert das Buch, das im Herbst 2024 in erweiterter Neuauflage herauskommt.

Sabine Asgodom: 70 Aha-Momente zum Glücklichsein.

Gräfe und Unzer 2023, 19,99 Euro.

In ihrem neuesten Buch, das sie anlässlich ihres 70. Geburtstages geschrieben hat, blickt Sabine Asgodom auf ihr Leben und ihren Werdegang zurück. Sie schreibt mit großer Offenheit über schwierige Zeiten, aber auch darüber, wie sie den Mut fand, einen selbstbestimmten Weg zu gehen. 

Sabine Asgodom im Interview

managerseminare.de/managerSeminare_TV/Sabine-Asgodom-im-Interview,283514

Für alle, die Sabine Asgodom auch in Bild und Ton erleben wollen: Der kurze Video-Clip zeigt Ausschnitte des hier abgedruckten Interviews.

Petersberger Trainertage #PTT2024 

Die Auszeichnung für ihr Lebenswerk, den Life Achievement Award der Weiterbildungsbranche, erhält Sabine Asgodom bei den #PTT2024, die am 12. und 13. April 2024 auf dem Petersberg in Königswinter stattfinden. Das Gipfeltreffen der Weiterbildung steht diesmal unter dem Motto „bewusstSein im Business“. Asgodom wird einen Vortrag über ein Thema halten, das ihr besonders am Herzen liegt: Haltung. Weitere Infos unter managerseminare.de/veranstaltungen/petersberger-trainertage.

Welche grundlegenden Prinzipien leiten deine Arbeit als Weiterbildnerin und Coach?

Nach dem japanischen Konzept des Ikigai steht im Zentrum meines Arbeitens Menschlichkeit. Menschlichkeit bedeutet für mich, dass Menschen die Chance bekommen, ihre Entscheidungen treffen können. Menschen sollen etwas davon haben, dass ich auf der Bühne stehe, dass ich sie berühre. Ich finde, Berühren ist ein wahnsinnig wichtiges Wort. Wenn Menschen berührt werden, und auch ich lasse mich berühren, dann entsteht Resonanz. Ich sage etwas – und mein Gegenüber nickt strahlend. Oder ich stelle eine Frage – und der oder die andere sagt: „Ja, das habe ich noch nie so gesehen.“ Dieses Erleben von Resonanz ist für mich Menschlichkeit. Mir ging es immer darum, Menschen zu erreichen, sie zu bewegen.

"Das Zentrum meines Arbeitens heißt Menschlichkeit. Und das Erleben von Resonanz ist für mich Menschlichkeit."

Du hast viele Bücher geschrieben. Welches, würdest du rückblickend sagen, ist dein wichtigstes?

Mein allerwichtigstes Buch ist eines, das ich bereits 1982 herausgegeben habe, ein Buch über den Arbeiterwiderstand in Bayern während der Nazizeit. Ich habe dafür Interviews mit Menschen aus dem Widerstand geführt und auf diese Art sehr viel über Mut und Kraft gelernt. Ohne das hätte ich wohl nie ein eigenes Buch geschrieben. Das Buch, das mir den Durchbruch gebracht hat, war 1996 „Eigenlob stimmt“. Darin ging es darum, sich zu trauen, sichtbar zu werden, statt in der grauen Masse unterzugehen. Es ging um die Kunst der Selbst-PR. Dass ich auf den Begriff gekommen bin, der dann abgegangen ist wie Schmitz‘ Katze, war wirklich eine meiner Schaffens-Sternstunden. Ich denke aber auch: Die Zeit war einfach reif für das Thema. „Eigenlob stimmt“ war das richtige Thema im richtigen Augenblick. Von da an ging es los mit Aufträgen ohne Ende; ich war zum Teil 200 Tage im Jahr unterwegs.

Die Aussage „Eigenlob stimmt“ war ja zur damaligen Zeit recht frech.

Wir kannten es anders: „Sei sittsam und bescheiden, dann kann dich jeder leiden“ – mit diesen Sprüchen sind Frauen meiner Generation aufgewachsen. Und an sie habe ich mich mit meinem Buch gewandt, Frauen, die für ihre Unternehmen extrem viel Mehrwert erwirtschaftet haben, die aber nichts gefordert haben, weil sie dachten: „Die Arbeit macht mir Spaß, da darf ich doch nichts verlangen.“ Denen habe ich einen liebevollen, aber starken Tritt in den Hintern gegeben. Doch die Generation, die damals Power gegeben hat, geht jetzt in Rente, und ich glaube, die neue Generation braucht schon wieder diesen liebevollen Tritt. Vielen jungen Frauen muss man auch heute noch sagen: „Komm, zeig, was du kannst, und verlange etwas dafür. Fordere etwas! Und glaub bloß nicht, nur, weil dir deine Arbeit Spaß macht, ist sie nichts wert.“

"Wenn du siehst, wie in den Köpfen etwas entsteht, wie sich jemand aufrichtet und aus dem Coaching zehn Zentimeter größer hinausgeht, als er hereingekommen ist, dann ist das ein großartiges Gefühl."

Was Selbstbestimmtheit, Selbstliebe, Gleichberechtigung und das Einstehen für etwas angeht, bist du für viele ein Vorbild, besonders für viele Frauen. Siehst du dich auch selbst so?

Also, ich bin keine Gura, wollte ich auch nie sein. Aber ich freue mich natürlich, wenn ich Feedbacks bekomme wie: „Frau Asgodom, ich war damals in Ihrem Seminar, und danach habe ich mich getraut, mich selbstständig zu machen.“ Solche Rückmeldungen sind der Sprit, mit dem mein Motor läuft. Wenn du siehst, wie in den Köpfen etwas entsteht, wie sich jemand aufrichtet und aus dem Coaching zehn Zentimeter größer hinausgeht, als er hereingekommen ist, dann ist das ein großartiges Gefühl. Dann weiß ich, wofür ich arbeite.

Du hast eben schon einmal das schöne Wort Resonanz benutzt. Ist es das, was dich auf die Bühnen bringt?

Ja! Ich liebe Einzelcoaching, ich liebe Training. Aber Bühnenerfahrung ist noch mal etwas anderes. Ich hatte schon zweimal das Glück, in der Lanxess Arena in Köln auftreten zu dürfen. Wenn du dann merkst, wie 15.000 Menschen auf dich reagieren, ist das ein unübertreffliches Geschenk. Resonanz spielt dabei eine große Rolle. Was mir oft hilft, schnell einen Kontakt zu meinem Publikum herzustellen, ist Selbstironie. Wenn ich eine kleine Geschichte aus den Anfängen meines Rednerinnendaseins erzähle – etwa, wie ich damals auf der Bühne den Bauch eingezogen habe, aber dann keine Stimme mehr hatte –, wird gelacht. Und einer der Grundsätze meines Lebens ist: Wer lacht, lernt. Also, wer lacht, öffnet sein Herz, ist offen und vertraut mir.

"Einer der Grundsätze meines Lebens ist: Wer lacht, lernt."

In der Rednerbranche, in der Frauen nach wie vor unterrepräsentiert sind, bist du eine Ikone. Du bist die erste Frau, die ich als Bühnenrednerin wirklich wahrgenommen habe.

Ich glaube, ich bin sehr erfolgreich, weil ich anders bin. Ich sehe nicht modelmäßig aus und wusste daher: Ich muss mich anders definieren. Dieses Anderssein heißt für mich zum Beispiel, schonungslos ehrlich zu sein. Ich erzähle auf der Bühne Geschichten, die sich viele nicht trauen würden, zu erzählen, Geschichten über das Scheitern, über Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, in denen ich gesteckt habe. Ich mache das, weil ich glaube, dass Menschen Kraft daraus ziehen, eine Hoffnung, ein „Ach guck mal, wenn die das geschafft hat, schaffe ich das auch“. Mir kommt dabei zugute, dass ich viel Energie zu geben habe. Doch das Wunderbarste ist: Ich erhalte genauso viel Energie in Form von Liebe zurück, die spüre ich im Publikum.

"Ich hatte immer den Ehrgeiz, mit den großen Jungs mitzuspielen, und habe mich daher sofort an den Honoraren der Top Speaker in Deutschland orientiert."

War es für dich in den Anfängen, als die meisten Redner Männer waren, schwierig, deinen Platz zu finden?

Nein, denn ich habe drei große Brüder, war also gestählt im Umgang mit großen Jungs. Zudem habe ich mit 16 Jahren als eine der ersten Frauen in Deutschland die Prüfung als Fußballschiedsrichterin absolviert und war dann bei Männerspielen im Einsatz, damals gab es ja kaum Frauen-Mannschaften. Das hat mich gelehrt: Wer Autorität hat, hat das Sagen in dieser Welt. Das gilt übrigens auch, wenn du auf die Bühne gehst. Um mit den großen Jungs mitspielen zu können, habe ich mich sofort an den Honoraren der Top Speaker in Deutschland orientiert. Einfach dabei sein, das reichte mir nicht, vielleicht auch, weil eines meiner Vorbilder Hildegard Knef ist: „Für mich soll‘s rote Rosen regnen (…) Ich will alles oder nichts.“ Die Kollegen haben mich dann sehr schnell akzeptiert. Es gab sehr Hilfsbereite unter ihnen. Und unter uns gesagt: Die erste und einzige Frau zu sein, hat auch einen Vorteil. Denn auch früher schon wollte man oft gern zumindest eine Frau bei Kongressen dabeihaben – und wenn du dann die Frau bist, die denen einfällt, ist das ziemlich sexy.

Auf den Petersberger Trainertagen 2024, bei denen du mit dem Life Achievement Award geehrt werden wirst, wirst du eine Keynote halten. Was ist dein Thema?

Haltung als Coach, als Rednerin oder Redner, als Trainer oder Trainerin. Also: Wofür lassen wir uns einspannen? Aber auch: Wo sind unsere Grenzen? Es geht mir auch um die Haltung von uns der Gesellschaft gegenüber.

Die Interviewte: Sabine Asgodom startete ihre Berufskarriere als Journalistin. Heute gilt sie als Grande Dame der Weiterbildungsbranche. Sie ist Begründerin ihres eigenen Coaching-Ansatzes, des lösungsorientierten Kurzzeit-Coachings, und betreibt eine eigene Coaching-Akademie. Im Jahr 2010 wurde sie für ihre ehrenamtliche Arbeit in nationalen und internationalen Hilfsprojekten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Ob als Coach, Autorin, die mehr als 30 Bücher veröffentlicht hat, als Trainerin oder Bühnenrednerin: Ein Hauptanliegen Asgodoms ist es, Menschen – insbesondere Frauen – dazu zu ermutigen, selbstbewusst und im Vertrauen auf die eigene Selbstwirksamkeit ihren Weg zu gehen. Für ihr Lebenswerk wird Asgodom bei den Petersberger Trainertagen 2024 mit dem Life Achievement Award der Weiterbildungsbranche ausgezeichnet.

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