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Personalmanagementkongress 2010

Bekanntes unter neuen Vorzeichen

Schönes Wetter, chillige Pausenmusik, zufriedene, bisweilen begeisterte Besucher. Die Premiere des Jahreskongresses des neuen Bundesverbandes der Personalmanager (BPM) Anfang Juli 2010 in Berlin kann ohne Zweifel als voller Erfolg bezeichnet werden. Im Vordergrund der Veranstaltung stand für den BPM die Mitglieder- und Profilgewinnung, für die Teilnehmer das Networking und der Austausch über Personaleraufgaben.

Joachim Sauer, Präsident des im September 2009 gegündeten Bundesverbandes der Personalmanager (BPM), dürfte das erste Juli-Wochenende in diesem Jahr in vollen Zügen genossen haben. Und das nicht nur ob der sommerlichen Temperaturen und der guten Leistungen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Hauptgrund zur Freude gab dem Geschäftsführer Personal bei Airbus der erste Jahreskongress des BPM: Vom 1. bis 2. Juli 2010 konnten rund 1.200 Besucher nach Berlin gelockt werden. Und Sauer hatte vornehmlich positives Feedback zu dem Live-Auftritt seines Verbandes erhalten, wie er stolz am Ende der Veranstaltung berichtete.

Gefallen hatte die lockere Atmosphäre des Kongresses mit Lerninputs von gewöhnlicher Seite: etwa von einem Dirigenten und passend zur WM von dem Ex-FIFA-Schiedsrichter Markus Merk. Gelobt wurden auch die zahlreichen Möglichkeiten zum Networking. Dem informellen Austausch hatte der BPM gezielt nachgeholfen: Statt Stuhlreihen im Plenum gab es Tischgruppen. Angelehnt an das bekannte 'Speed-Dating' wurde ein 'Speed-Networking' veranstaltet, bei dem die Personaler innerhalb von 15 Minuten sechs andere Kongressteilnehmer kennen lernen konnten. Und mit einem E-Mail-Terminal ermöglichte der Veranstalter schnelle Verabredungen vor Ort. Last but not least bot die 'Nacht der Personaler' im Admiralspalast, perfekt organisiert und inszeniert, einen angenehmen Rahmen, um bei hochsommerlichen Temperaturen, einem Glas Wein, Musik und gutem Essen mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen.

BPM stellte Berufsfeldstudie vor

Inhaltlich setzte der Kongress keine nennenswerten Akzente, vielmehr bildetet er die Bandbreite der Aufgaben und Herausforderungen des Personalmanagements ab – vom Talentmanagement über familienfreundliche Personalpolitik bis hin zu speziellen Themen wie die anforderungs-, leistungs- und marktgerechte Vergütung in schwierigen Wirtschaftszeiten oder Corporate Social Responsibility im Personalbereich. Kleinster gemeinsamer Nenner der behandelten Themen: Die Aufgaben des Personalmanagements werden strategischer.

Dass die Strategiearbeit des Personalbereichs tatsächlich für die meisten Unternehmen immer noch Zukunftsmusik ist, offenbarte der Morgen des zweiten Kongresstages: BPM-Vize-Präsident Stefan Ries und Prof. Dr. Thomas Armbrüster von der Quadriga Hochschule Berlin präsentierten die Ergebnisse ihrer Berufsfeldstudie 'Deutschlands Personalmanager: Vermessung eines Berufsstands'. An der Online-Befragung des BPM, die von der Quadriga Hochschule wissenschaftlich ausgewertet wurde, haben sich mehr als 5.000 Personalmanager mit Führungsverantwortung beteiligt. Ihren Angaben zufolge sind sie eher operativ und weniger planerisch unterwegs. Abstimmungen und Gespräche mit dem Vorstand bzw. der Geschäftsführung finden zwar statt, dennoch liegt der Einfluss der Personaler auf die strategische Ausrichtung und Führung der Organisation unter dem Mittelwert.

Das 'alte' Thema HR als Business Partner verfolgt die Personalmanager also nach wie vor. So war auch die Diskussion mit dem Titel 'HR-Business-Partner' wohl eine der best besuchten Veranstaltungen außerhalb des Plenums. Die Diskussionsteilnehmer Ulrich Jordan von der Targo-Bank AG & Co. KGaA, Dr. Ursula Schütze-Kreilkamp von der Rewe-Group, Dr. Volker Bonorden vom Senat der Hansestadt Hamburg und Frank Gierschmann von der Deutschen Post DHL waren sich in einem Punkt schnell einig: Das Personalmanagement muss sich professionalisieren. 'Dass die Diskussion um den HR’ler als Business Partner immer noch geführt wird, zeigt die Unzulänglichkeit der Personaler', betonte Jordan. Er wünschte sich eine klare Positionierung des Personalmanagements. Die Voraussetzung seiner Meinung nach: Die Personaler müssten sich vor allem damit auseinandersetzen, welchen Beitrag sie überhaupt leisten und wie sie Einfluss nehmen können.

Dr. Ursula Schütze-Kreilkamp erhoffte sich indes mehr Selbstbewusstsein von den Personalern. 'Die meisten Personalmanager sind zu aufgeregt damit beschäftigt, überhaupt wahrgenommen zu werden', sagte sie. Ihrer Meinung nach muss es für Personaler zur Selbstverständlichkeit werden, vorausschauend Probleme zu thematisieren und auch Entscheidungen zu fällen. Die Aussagen der Diskussion passten mehr als gut zu dem Ziel des BPM: Seit Gründung des Verbandes im Herbst vergangenen Jahres appelliert BPM-Präsident Sauer an die Personaler, selbstbewusster aufzutreten sowie mehr Rückgrat zu zeigen.

Keine öffentlichen Stellungnahmen des BPM auf dem Kongress

Allerdings ist der Appell ans Selbstbewusstsein bislang die einzig deutlich vernehmbare Position des BPM. Auch eine Mitgliederversammlung am Vorabend des Kongresses brachte keine neuen Botschaften. Laut Sauer gewollt: Das Präsidium will zunächst in Diskussion mit seinen Mitgliedern treten, um genau mitzubekommen, wie diese zu strittigen Themen wie etwa der Frauenquote stehen. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 18. September 2010 – sehr zum Ärgernis übrigens einiger dieses Mal angereister Mitglieder – sollen dann Beschlüsse gefasst werden.

Persönlich hat Sauer seine Meinung zum Thema Frauenquote schon gefunden: 'Offensichtlich geht es nicht anders, als mit ein bisschen Zwang dafür zu sorgen, dass auch in den Führungspositionen der weibliche Anteil deutlich höher ist', plädierte er in einem Interview mit managerSeminare-TV für eine gesetzliche Quote. Obwohl Sauer seine demokratische Gesinnung betonte und bestärkte, den eventuell konträr zu seiner Meinung ausgehenden Mitgliederbeschluss zu vertreten, vermuten kritische Stimmen der Mitglieder wie Branchenbeobachter anderes: zwecks Profilbildung des Verbandes eine absichtliche Gegenpositionierung zu der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) e.V. Die hatte sich nämlich anlässlich ihres Jahreskongresses Anfang Juni 2010 in Wiesbaden gegen eine gesetzliche Regelung ausgesprochen.
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