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Hirnforschung

Die Entwicklung sozialer Skills ist schwieriger als gedacht

Wer empathisch ist und sich gut in andere Menschen hineinversetzen kann, hat es in der Arbeitswelt meist leichter als jemand, dem diese sozialen Skills fehlen. Sie sich einfach so anzueignen, ist jedoch schwerer als bisher angenommen. Das haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig zusammen mit weiteren Wissenschaftlern, u.a. von der Oxford University, in einer Metastudie herausgefunden. Für diese werteten sie die Ergebnisse von 188 Einzelstudien aus, die sich mit zwei sozialen Phänomenen beschäftigen – der Empathie als der Fähigkeit, die Emotionen anderer Menschen nachzuempfinden, und dem „Perspektivwechsel“ (auch bekannt als „Theory of Mind“) als der Fähigkeit, Informationen durch die Einnahme des Standpunktes eines anderen Menschen zu erhalten. Dabei machten sie eine interessante Entdeckung: Zwar wird im Gehirn in sozialen Situationen immer das jeweilige Hauptnetzwerk – für die Empathie oder den Perspektivwechsel – aktiv, das gerade benötigt wird, jedoch setzt es sich aus einer Vielzahl kleinerer Subsysteme zusammen. So arbeitet das Empathie-Netzwerk, das signifikante Situationen erkennt, indem es z.B. Emotionen wie Angst diagnostiziert, u.a. sehr eng mit Systemen im Gehirn zusammen, die für die Gesichts- und Spracherkennung zuständig sind. Wird hingegen das Perspektivwechsel-Netzwerk angeregt, aktiviert das Gehirn u.a. Systeme, die eigentlich für die Erinnerung vergangener Erlebnisse oder das Ausmalen zukünftiger Begebenheiten eingesetzt werden – sprich: Gedanken evozieren, die im Grunde gar nichts mit der aktuellen, konkreten Situation zu tun haben. Die Forscher fanden auch heraus, dass Menschen, die als besonders sozialkompetent gelten, häufig beide Hauptnetzwerke sowie verschiedene Subnetzwerke nutzen und es schaffen, die richtige Balance zwischen „Mitfühlen“ und „Mitdenken“ herzustellen. Menschen, die das nicht von sich aus schaffen und die ihre sozialen Skills daher entwickeln möchten, haben – das legen die Studienergebnisse nahe – allerdings einen weiteren Weg vor sich als bisher gedacht: Es reicht nicht, wenn sie ein Wochenendseminar besuchen, das ein besseres Empathievermögen in Aussicht stellt, denn schließlich müssen sie zunächst herausfinden, an welchem der vielen beteiligten Subsysteme in ihrem Gehirn es liegt, dass sie möglicherweise nicht so empathisch sind – vielleicht können sie z.B. lediglich keine Gesichtsausdrücke erkennen.
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