Mit einem Holzschwert bewaffnet, stürzt ein junger Mann auf einen Seminarteilnehmer zu. Vor Schreck nimmt dieser die Beine in die Hand und flüchtet. Ein anderer an seiner Stelle wäre vielleicht wie versteinert stehengeblieben… „Die Teilnehmer unserer Konfliktmanagement-Trainings werden zunächst mit einer realen Bedrohung konfrontiert, damit sie ihre typischen Verhaltensweisen erleben können“, erklärt Dr. Peter Schettgen, wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Psychologie I der Universität Augsburg, den ungewöhnlichen Trainingsauftakt.
Bei seiner Tätigkeit als freiberuflicher Trainer schwört der Diplompsychologe auf den fernöstlichen Kampfsport Aikido, der für ihn der Schlüssel zum Konfliktmanagement ist. Die Kunst des Streitens wiederum scheint ihm besonders geeignet, die „Gummi-Anforderung“ soziale Kompetenz in Angriff zu nehmen. Im zweiten Schritt seines Seminars sollen die Teilnehmer daher lernen, eine drohende Gefahr einzuschätzen, um angemessen reagieren zu können. Im Fall des Angriffs mit dem Holzschwert genügt beispielsweise ein Schritt zur Seite. Das Schlüsselerlebnis „Ich kann ein anderes Verhalten zeigen“ ist aber nicht das einzige, was es nach dem Körpertraining in die Arbeitswelt zu übertragen gilt. Die Philosophie des Aikido, „die eigene Position zu vertreten, ohne den anderen zu verletzen“, hilft laut Schettgen auch im Beruf – „schon allein, weil jeder Besiegte ein potentieller Widersacher ist.'
Mit dem Konflikmanagement nennt Schettgen spontan die für ihn zentrale, jedoch nicht die einzige Komponente sozialer Kompetenz. Einfühlungsvermögen sowie Kommunikations- und Teamfähigkeit betreffen ebenso den Umgang mit anderen Menschen – fallen daher auch unter das vielzitierte Schlagwort. Oft wird darüber hinaus gefordert, daß bei einem sozialkompetenten Menschen persönliche Eigenschaften wie Selbstbewußtsein, Lernbereitschaft und Engagement wohldosiert vorhanden sind…
Beitrag von Andrea Bittelmeyer, Gerhard Jantzen, Elisabeth C. Gründler aus managerSeminare 32, Juli 1998