Tutorial
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Bewusster heucheln

Dass sich Organisationen nach außen hin besser darstellen, als sie sind, gilt als anrüchig, ist aber notwendig. Doch der Grat zwischen funktionaler und toxischer Heuchelei ist schmal. Deswegen lohnt es sich, den eigenen Blick für das Wesen organisationaler Schönfärberei zu schärfen. Ein kurzer Überblick über positive und negative Effekte überzogener Selbstdarstellung.

Heuchelei hilft, mit widersprüchlichen Anforderungen zurechtzukommen

Organisationen sind mit widerprüchlichen Anforderungen – etwa von Kunden, Mitarbeitenden, der Politik, Gewerkschaften und Umweltschutzverbänden – konfrontiert. Dementsprechend müssen sie verschiedene, teils einander widersprechende Ziele im Auge behalten, z.B. gleichzeitig profitabel, umweltbewusst, kundenorientiert und mitarbeiterfreundlich sein. Das erfordert Fluidität in den täglichen Entscheidungen. Denn sich auf ein Ziel festzulegen, würde die Organisation enorm einschränken. Gleichzeitig erwartet die Öffentlichkeit Konsistenz von Organisationen. Die Lösung für das Dilemma besteht darin, eine Fassade herzurichten, die gegenüber der Außenwelt den Eindruck von Konsistenz vermittelt, damit die Organisation dahinter möglichst ungestört ihrem Business nachgehen kann.

Bullshit-Sprech ist das Mittel der Wahl zur Fassaden-Politur

Zur Herrichtung der organisationalen Außenseite greifen Organisationen bevorzugt auf die Formulierung allgemeiner, gesellschaftlich akzeptierter Werte zurück, etwa „Nachhaltigkeit“, „Kundenorientierung“, „Mitarbeiterfreundlichkeit“. Der Vorteil solcher Werte liegt darin, dass man schlecht dagegen argumentieren kann. Die Worthülsen („Bullshit“) sind vielmehr in der Breite anschlussfähig – und dabei unkronkret genug, um offenzulassen, wie in der Organisation im Einzelfall tatsächlich entschieden wird.

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Bullshit-Sprech hilft auch Führungskräften

Auch Führungskräften helfen Worthülsen wie „Nachhaltigkeit“, „Agilität“ oder „innovativ sein“. Denn Führungskräfte haben in modernen Organisationen mit einem eigenen Dilemma zu kämpfen: Sie tragen immer noch Verantwortung und sollen Orientierung geben, gleichzeitig aber sollen sie ihre selbstorganisiert arbeitenden Mitarbeitenden nicht behindern und diese schon gar nicht anweisen. Die Nutzung von schwammigen, bei genauerem Hinsehen eher sinnfreien Buzzwords kann eine Lösung für diese Zwickmühle sein. Denn auch hier gilt: Die Werteformulierungen ermöglichen ein kreatives Sowohl-als-auch: Sie erwecken den Eindruck konkreter Ansagen, sind tatsächlich aber schwammig genug, um den Adressaten immer noch Handlungsfreiheit zu ermöglichen.

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