Reflexion

Trainingsspitzen

Alles Neuro? Logisch!

Stinknormale Weiterbildung ist out. Die Zukunft gehört dem 'Neuro-Training' und 'Neuro-Coaching'. Zumindest könnte dieser Eindruck entstehen in Anbetracht der Vielzahl der 'gehirngerechten' Angebote, die sich derzeit im Markt tummeln. Wieder eine Marketing-Sau, die durchs Weiterbildungsdorf getrieben wird, findet Nico Rose. Ein Appell gegen die Neuroinflation.
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Bevor Sie es am Ende womöglich nicht merken, lassen Sie es mich vorab kurz klarstellen: Der vorliegende Text beruht auf den neuesten Erkenntnissen aus der Hirnforschung. Er ist sozusagen gehirngerecht geschrieben. Außer, Sie sprechen kein Deutsch. In dem Fall tut es mir leid, denn dieser Text wird nur deutschen Gehirnen gerecht. Aber darum soll es hier nicht in erster Linie gehen.

Vielmehr möchte ich an dieser Stelle von einer Beobachtung berichten, die ich in der vergangenen Zeit im Internet gemacht habe. Es gibt etwas Neues auf dem Beratungs- und Weiterbildungsmarkt: Ab jetzt wird alles neurologisch. Stinknormales Training, Coaching oder einfach nur Führung – sind massiv veraltet. Die Zukunft gehört dem Neuro-Training, dem Neuro-Coaching oder gerne auch dem Neuro-Leadership. Kaum eine Seminar-Ankündigung kommt noch ohne den bereits erwähnten Passus aus, die Inhalte seien 'neuropsychologisch fundiert' oder eben 'gehirngerecht' gestaltet. Was das dann genau bedeuten soll, wird zumeist offen gelassen. Man möchte sich schließlich nicht in Details verlieren – womöglich ist dies nicht gehirngerecht.

Vielleicht liegt es aber auch an der Tatsache, dass die praktische Anwendbarkeit der Erkenntnisse aus der Hirnforschung – außerhalb der Medizin – derzeit noch in den Kinderschuhen steckt. Insbesondere in Bezug auf Training und Coaching stößt man entweder auf Allgemeinplätze ohne echten Nutzwert (Beispiel: 'Keine Veränderung ohne positive Emotionen!'). Oder die geschilderten Empfehlungen und Handlungsanweisungen erweisen sich weder als sonderlich revolutionär noch als neu, so dass sich nicht selten die Frage aufdrängt: Was daran ist jetzt genau so neurologisch anders als andere Angebote?

Ein Blick in den Wikipedia-Artikel zu Neuro-Leadership fördert etwa Folgendes zutage: Das Autorenduo Peters/Ghadiri (Neuroleadership: Grundlagen, Konzepte, Beispiele. Springer Gabler, Wiesbaden 2011) empfiehlt Neuroleadership nach dem PERFEKT-Schema: Potenzialentfaltung des Mitarbeiters unterstützen und fördern; Ermutigung der Mitarbeiter für neue Lösungen und Wege; Rückmeldungen geben; Freiheit einräumen; emotionales Führen; Kommunikation auf Augenhöhe; transparentes Handeln. So sinnvoll diese Empfehlungen auch sein mögen – mir fehlt die Einsicht, warum für  diese Erkenntnisse (angeblich) bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomografie (fMRT) & Co. zurate gezogen werden mussten.

Autor(en): Nico Rose
Quelle: Training aktuell 08/13, August 2013, Seite 48-49
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