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MUWIT 2007: Megatrends der Arbeitswelt

Bei der Muwit 2007 standen die Zeichen auf Zukunft. Keynote-Speaker Matthias Horx präsentierte vier 'Megatrends', die seiner Meinung nach die Arbeitswelt auf den Kopf stellen werden. Eine seiner Hypothesen: In den Unternehmen werden schon bald Frauen das Zepter in die Hand nehmen.

Matthias Horx gab die Richtung vor. Der renommierte Zukunftsforscher beschrieb in seiner Eröffnungsrede vier 'Megatrends', die seiner Meinung nach die westliche Gesellschaft in den nächsten 50 Jahren grundlegend verändern werden. Was diese Veränderungen für die Arbeitswelt bedeuten, diskutierten Geschäftsführer, Personaler und Berater vom 17. bis zum 18. April 2007 im Mainzer Schloss. Die Zukunft der Arbeitswelt war einer der Themenschwerpunkte des Kongresses für Personalentwicklung und Weiterbildung - MUWIT, den der Kongress- und Seminaranbieter IIR, Sulzbach, bereits zum elften Mal ausrichtete.

Megatrend 1: Frauen

Mit dem ersten Megatrend, den Horx nannte, dürfte er wohl einige der 140 Teilnehmer überrascht haben: der Megatrend 'Frauen'. 'Frauen werden in den nächsten Dekaden zunehmend den Ton in der Wirtschaft angeben', prophezeite der Geschäftsführer des Zukunftsinstituts mit Sitz in Wien und Frankfurt. Hauptgrund dafür ist laut Horx die unterschiedliche Entwicklung des Bildungsgrades zwischen den Geschlechtern. 'Seit dem Jahr 2000 sind die europäischen Frauen im Schnitt besser gebildet als die Männer', erklärte Horx. Und die geschlechterspezifische Bildungsschere werde sich weiter öffnen. Ein Blick nach Norwegen zeigt, wohin die Entwicklung geht: Dort sind nämlich, so schilderte Horx, bereits zwei von drei Hochgebildeten Frauen. Jüngst sei dort übrigens ein Gesetz erlassen worden, dass vorschreibt: 40 Prozent der Aufsichtsräte in Großunternehmen müssen Frauen sein.

Bei der Comet Computer GmbH in München ist man in punkto Frauen der Zukunft bereits einen Schritt voraus. Beim Spezialisten für Technische Dokumentation sind 80 Prozent der leitenden Positionen mit Frauen besetzt, wie die Geschäftsführerin, Professor Dr. Sissi Closs, darlegte. Rund 60 der insgesamt 100 Mitarbeiter sind weiblich, viele sind Mütter, so die Keynote-Speakerin. Auf diese ist die Arbeitsstruktur extrem flexibel abgestimmt: 'Die Hälfte unser Mitarbeiter arbeitet Teilzeit, zwischen acht und 35 Stunden. Manche arbeiten spät abends, manche am Wochenende. Andere arbeiten ein paar Monate Vollzeit und machen dann wieder eine Pause', berichtete Closs. Sogar in der Leitungsebene wird bei Compunet Teilzeit gearbeitet. Damit das funktioniert, bedarf es laut Closs eines passenden Wertesystems: 'Unsere Arbeitskultur fusst auf Vertrauen und Selbstverantwortung', sagte die Keynote-Speakerin.

Aber ist es wirklich wünschenswert, dass Frauen stärker in die Arbeitswelt 'drängen', könnte man böse fragen? Wird die Geburtenrate dann nicht weiter sinken? Im Gegenteil, meinte Matthias Horx: 'Länder wie die USA, Australien oder Schweden, in denen prozentual deutlich mehr Frauen als in Deutschland arbeiten, liegt auch die Geburtenrate im Schnitt wesentlich höher als in Deutschland.'

Megatrend 2: Globalisierung

Über den zweiten Megatrend, den Horx vorstellte, die Globalisierung, ist zwar bereits viel diskutiert worden. Der Zukunftsforscher wusste aber einige spannende Fakten zum Thema zu berichten, die im öffentlichen Bewusstsein bisher kaum angekommen sind. Zum Beispiel: 'Zwei Milliarden Menschen stehen bereits auf der Schwelle zum Wohlstand. Riesige neue Absatzmärkte werden sich auftun', sagte der Zukunftsforscher. Von diesen werden aber vor allem die Industrien der aufstrebenden Wohlstandsländer profitieren. Horx: 'Künftig werden wir nicht nur mit China, Korea und Indien konkurrieren, sondern mit vielen asiatischen und afrikanischen Ländern, die wir heute noch zur Dritten Welt zählen.' Geschachert werden wird dabei nicht nur um Marktanteile, sondern auch um die besten Köpfe.

Wie sich die Unternehmen im internationalen Wettbewerb um Talente am besten positionieren können, war dann auch eines der Vortrags-Themen. Ingo Schadwinkel von der MLP Finanzdienstleistungen AG in Wiesloch, erklärte, was Talente wollen. Dabei berief sich der Direktor für den Bereich Zielgruppen- und Hochschulmanagement auf eine MLP-Untersuchung unter 1.800 Assessment-Teilnehmern. 'Mit hohen Gehältern lassen sich High Potentials immer weniger locken', sagte er. Viel wichtiger ist diesen laut Studie eigenverantwortliches Arbeiten (66 Prozent), die Möglichkeit für Auslandseinsätze (52 Prozent) und eine gute Work-Life-Balance (36 Prozent). Besonders letzterer Faktor wird nach Ansicht von Schadfinder immer wichtiger: 'Bei der gleichen Erhebung vor drei Jahren ist der Faktor Work-Life-Balance noch nicht einmal aufgetaucht. Jetzt ist er bereits einer der drei Spitzenkriterien. In zwei Jahren wird es wahrscheinlich das wichtigste Kriterium bei der Auswahl eines Arbeitgebers sein.'

Megatrend 3: Downaging

Nicht minder ausführlich wie die Globalisierung wird in Deutschland derzeit der demografische Wandel diskutiert. Während in der öffentlichen Diskussion aber häufig ein düsteres Bild einer alternden Gesellschaft gemalt wird, sieht Horx die Entwicklung hin zu einer älteren Gesellschaft, die er als den Megatrend 'Downaging' bezeichnet, durchaus positiv: 'Man darf den Alterungsprozess der Gesellschaft nicht als Vergreisung oder Rentenkatastrophe begreifen, sondern als Resultat von Wohlstand und Fortschritt', sagte er. Positiv sei zum Beispiel, dass die steigende Lebenserwartung Menschen im hohen Alter neue Perspektiven eröffnet. 'Wenn wir also im Schnitt 95 werden - wie es am Ende des Jahrhunderts der Fall sein wird - werden wir noch mit 80 reisen, neue Interessen entwickeln, und uns verlieben', prophezeite der Zukunftsforscher. Für die Unternehmen bedeute das zum einen, dass sich in der Zielgruppe der Älteren ganz neue Absatzmöglichkeiten auftun. Zum anderen erzeugt es in den Unternehmen nach den Worten von Horx auch Veränderungsdruck.

'Die Unternehmen müssen etwa ihre Karrieremodelle einer alternden Belegschaft anpassen', knüpfte Boris Billing vom Malik Management Zentrum St. Gallen an Horx‚ Ausführungen an. Konkret bedeutet das: 'Künftig wird nicht mehr nach Zugehörigkeit, sondern allein nach Leistung bezahlt. Wer den Zenit seiner Leistungsfähigkeit überschritten hat, wird dann auch weniger verdienen', führte der Vorsitzende der Geschäftsleitung Management Education & Development aus. Der lineare Anstieg der Vergütung, wie er derzeit in vielen Unternehmen noch praktiziert wird, sei übrigens der Hauptgrund dafür, warum derzeit so viele Arbeitskräfte in den Vorruhestand oder in Altersteilzeit geschickt werden.

Megatrend 4: Wissensgesellschaft

Der vierte Megatrend, den Horx erläuterte, ist das Spezialthema des Zukunftsforschers, das an seinem Zukunftsinstitut besonders intensiv beforscht wird: Die Rede ist vom Wandel zur Wissensgesellschaft. Diesen verdeutlichte Horx an einem Beispiel: 'Die reinen Produktionskosten, also Material und Arbeit, machen mittlerweile lediglich 18 Prozent der Gesamtkosten für ein Auto aus. 82 Prozent der Kosten fallen also auf die Wissensarbeit wie Entwicklung und Marketing.' Der Kostenanteil der Wissensarbeit werde künftig sogar noch wachsen. Folgerichtig wird laut Horx auch der Anteil der Kreativarbeiter steigen. Zu den Kreativen zählt Horx aber nicht nur Künstler. Auch Menschen, die im Marketing arbeiten, sowie Arbeitnehmer in der Forschung und Entwicklung, ebenso Weiterbildner und PEler und selbst findige Steuerberater gehörten zu dieser Gruppe.

Da Kreativität laut Horx künftig der wichtigste Wettbewerbsvorteil der westlichen Welt gegenüber den aufstrebenden Industrienationen sein wird, sollte diese auch besonders gefördert werden. Und zwar schon in der Schule: 'Statt großer Stoffmengen sollten Kinder dort lernen, die richtigen Fragen zu stellen. Und - denn das ist eine zentrale Voraussetzung für Kreativität - sie müssen die eigenen Leidenschaften kennenlernen', resümierte Matthias Horx.
Autor(en): (ama)
Quelle: Training aktuell 05/07, Mai 2007
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