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Feedback: Spagat zwischen Wertschöpfung und Wertschätzung

Mängel deutlich ansprechen und trotzdem nicht verletzend werden – vor dieser Aufgabe stehen Trainer und Führungskräfte täglich, wenn sie Teilnehmern und Mitarbeitern Feedback geben. Wie dieser Spagat gelingt, zeigten einige Referenten auf den Petersberger Trainertagen im April 2008.

In der Theorie ist es einfach: Konstruktiv, konkret und beschreibend soll Feedback sein. Doch in der Praxis zeigt sich: Trainern, Personalentwicklern und Führungskräften fällt es oft schwer, Rückmeldung zu geben. Schließlich gilt es, Missstände, Fehler, Schwächen und Mängel deutlich anzusprechen, um wertschöpfend zu arbeiten, gleichzeitig aber wertschätzend zu agieren und den Feedbacknehmer nicht zu verletzen.

Dass Feedbackgeben zu den klassischen Spagathandlungen moderner Personalentwicklung gehört, demonstrierten die Petersberger Trainertage Mitte April 2008 in Königswinter. Bei der Veranstaltung, die unter dem Motto 'Weiterbildung zwischen Wertschätzung und Wertschöpfung' über 400 Personalentwickler und Trainer versammelte, griffen gleich mehrere Referenten das Thema Feedback auf.

Feedback sagt nicht nur viel über denjenigen aus, der bewertet wird, sondern auch über denjenigen, der die Rückmeldung gibt. 'Die eigenen Wertvorstellungen beeinflussen unser Feedback. Dessen müssen wir uns bewusst sein', mahnten Susanne Winkler und Dr. Frank Taschner von Neuland & Partner an.

Ein Feedback-Experiment

In ihrem Workshop 'Feedback als Kernkompetenz des Trainers' machten sie den Tagungsteilnehmern anhand eines Experiments deutlich, wie sehr die eigene Haltung die Einstellung zum Gegenüber beeinflusst: 'Stellen Sie sich eine Person vor, die Sie mögen, und notieren Sie drei Charaktereigenschaften. Nun machen Sie das gleiche mit einer Person, die Sie nicht mögen', lautet die Aufgabe. Im Anschluss sollten die Workshopteilnehmer einen Satz mit Hilfe ihrer Adjektivliste bilden – nach dem Muster 'Ich bin eine Person, die Wert legt auf … (Freundlichkeit, Offenheit, etc.).' bzw.: „Ich bin eine Person, die Schwierigkeiten hat mit .... (Dominanz, Machtstreben, ...)'.

Für die Teilnehmer ergaben sich hier bereits die ersten Aha-Effekte: Die eigenen Präferenzen derart klar auf den Punkt gebracht, verstand manch einer ad hoc, warum er mit manchen Teilnehmern bzw. Mitarbeitern übertrieben hart ins Gericht geht und bei anderen ein Auge zudrückt. Und noch eine Selbsterkenntnis lieferte der Workshop: Eine wertfreie und faktenorientierte Rückmeldung mag jedermann zum Ziel haben, doch Bewertungen gehen viel leichter von der Hand. Das zeigten die Stellwände, die Dr. Frank Taschner zum Ende seiner und Winklers Präsentation aufgebaut hatte. Er präsentierte das Feedback, das er von den Teilnehmern – notiert auf kleinen, gelben Zetteln – bekommen hatte. Sortiert nach 'Wahrnehmung' und 'Interpretation' wurde schnell deutlich: Selbst die anwesenden Profis – die das faktenorientierte Feedback verinnerlicht haben müssten – gaben deutlich mehr Interpretationen als Beobachtungen ab.
Der Feedbackgeber muss sich also selbst gut beobachten. Doch nicht nur das: Auch sein Gegenüber muss er im Blick haben und bereit sein, sich auf dessen Situation einzustellen. Wie schwierig das sein kann, demonstrierte Trainerin Sabine Heß von flextrain in ihrem Workshop auf dem Petersberg mittels Rollenspielen zu zweit. Jeweils ein Workshopteilnehmer mimte darin einen Seminarleiter, der einen Teilnehmer wegen wiederholten Zuspätkommens zur Rede stellen musste. Das Gegenüber spielte den angesprochenen Teilnehmer, der per Handzeichen anzeigen konnte, wenn ihm das Gespräch unangemessen scharf oder verletzend erschien oder aber, wenn die Ermahnungen des Trainers allzu lasch an ihm vorübergingen.

Jede Menge erhobene Hände waren alsbald im Raum zu sehen, denn was den einen fiktiven Seminarteilnehmer schlicht kalt ließ, führte beim anderen bereits dazu, dass er sich in die Ecke gedrängt fühlte. Die Lösung laut Heß: eine situativ angepasste Gesprächsführung. Die flextrain-Trainerin erläuterte: 'Intuitiv muss der Seminarleiter erspüren, wie weit er gehen kann und muss, was sein Gegenüber gerade braucht.' Auf dem Weg zur richtigen Einschätzung des Gegenübers hilft Feedback – dem Trainer das Feedback des Teilnehmers. Denn auch der Trainer lernt nur durch die Rückmeldung seiner Teilnehmer, wie seine Worte gewirkt haben.

Pferde nörgeln nicht

Feedback lässt sich allerdings nicht nur durch Sprache vermitteln, wie Araberwallach Nijinsk eindrucksvoll auf dem Petersberg demonstrierte. Die Teilnehmer des Kongresses konnten das Pferd probeweise durch einen Parcours führen. Schnell zeigte sich: Manchmal blieb der Vierbeiner irritiert stehen, manchmal folgte er vertrauensvoll seiner 'Führungskraft'. Sein Vorteil als Feedbackgeber zum Führungsverhalten: 'Das Pferd wird im Gegensatz zum Menschen als neutral empfunden', berichtete Antje Kümmerling von HorseCom: 'Die Teilnehmer fühlen sich von ihm nicht kritisiert.' Die Rückmeldung wird also stets als wertschätzend empfunden – das hat der Vierbeiner dem Menschen voraus.

Autor(en): (Corinna Moser und Nicole Bußmann)
Quelle: Training aktuell 06/08, Juni 2008
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