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1. Europäischer Telecoaching Kongress: Der Coach am Bildschirm

Alles drehte sich um das Virtuelle auf dem Ersten Europäischen Telecoaching-Kongreß in Freiburg: Virtuelle Unternehmen, virtuelle Seminare, virtuelle Beratungsgespräche und Meetings. In Vorträgen, Workshops und begleitender Ausstellung schien der Zukunftstrend festzustehen: mehr technisch vermittelte Verständigung durch Telearbeitsplätze und virtuelle Netzwerke. 'Zehn Prozent aller Arbeitsplätze in Euroüa werden sich substantiell verändern', kündigt Hans Jürgen Schmehr von der Eurpäischen Generaldirektion für allgemeine berufliche Bildung und Jugend an. Entsprechend sei eine Anpassung der Bildungs- und Weiterbildungseinrichtungen erforderlich, die lebenslanges Lernen am Arbeitsplatz ermögliche. 'Die Fähigkeit, selbst und ohne Anleitung zu lernen, wird in unserem System bisher kaum gefördert', beklagt Schmehr.

Zur richtigen Zeit das richtige Medium

Die Veranstalter, die International Project Center AG (IPC) und das European Telecoaching Institute (ETI), haben aus den theoretischen Forderungen Praxis gemacht. Dr. Jan Peschka gründete 1992 die IPC als internationales Netzwerk von Spezialisten aus den Bereichen Wirtschaft, Recht, Sozialwissenschaften und Ingenieurwesen. Ziel ist es, Expertenwissen weltweit zur Verfügung zu stellen und Unternehmen bei ihrem Schritt in virtuelle Unternehmensorganisationen zu unterstützten. Dabei kommt die IPC mit einer kleinen Zentrale im Freiburger Technologiezentrum aus. ' Wichtig ist nicht, wo die Leute sitzen, sondern, wo man die Kompetenzen abfragen kann', ist Peschka überzeugt. Das gelte auch für Unternehmensbereiche, die durch virtuelle Strukturen vollständig ausgelagert werden. 'So können kleine und mittelständige Unternehmen Projekte durchführen, die sonst den großen Firmen vorbehalten sind', so Peschka weiter. 'Die Leute müssen geschult werden, das richtige Medium zur richtigen Zeit zu nutzen', meint auch Trainer und ETI-Vorsitzender Dr. Dr. Theodor Pindl. 'Das Kommunikationstraining ist dabei besonders wichtig', so Gudrun Gempp, die sich als Unternehmensassistentin selbständig gemacht hat. Erste Erfahrungen mit einem virtuellen Netzwerk hat sie durch ein Existenzgründerseminar der ETI gesammelt. Neun Teilnehmer wurden per Videokonferenz geschult und auf die Selbständigkeit vorbereitet. Wissensvermittlung und sogar Planspiele erfolgten fast ausschließlich auf dem Weg des neuen Mediums. ' Ein virtuelles Unternehmen
braucht eine klare Aufgabe', beschreibt Gempp die Erfordernisse der neuen Technik und Organisation. Führung zu übernehmen, bedeute nichts Statisches mehr. 'Die Hierarchien wechseln ab'. Da Randinformationen durch das informelle Gespräche im virtuellen Unternehmen fehlen, ist zugleich Disziplin erforderlich: Notwendige Information muß rechtzeitig verteilt werden und für jeden zugriffsbereit sein.

Lernen auf Distanz ist effektiv und billig

Erfahrungen mit dem virtuellen Seminar als Coach machte Profesor Rudolf Krause. Sein Fazit: Das Lernen auf Distanz ist effektiver und billiger. Anfahrtszeiten von Teilnehmern und Dozenten fallen weg, ebenso Raumkosten für das Seminar. Um sich im Cyberspace per Internet oder Videokonferenz zu treffen, genügt ein abgesprochener Treffpunkt. 'So erreichen Sie auch Leute, die sonst für ein Seminar Urlaub machen müssen', erläutert der Professor. Vor allem für Weiterbildungsinstitute, die ihre Seminare nicht voll bekommen, sei das eine Chance. Herkömmliche Didaktik hilft dabei jedoch nicht viel weiter. Krause: 'Die Videokonferenz zwingt den Dozenten, sich ganz anders vorzubereiten.' Bei einer Videokonferenz mit bis zu fünf Teilnehmern, sei der Kontakt intensiver als bei klassischen Seminaren. 'Das Hemmnis, dumme Fragen zu stellen, ist kleiner', führt Krause aus. Der Dozent müsse auf jeden einzelnen eingehen; in klassischen Seminaren hingegen könne sich der Dozent in Gruppenaufgaben auch mal ausblenden. Besonderen Vorteil biete das Videoconferencing, wenn Expertenwissen schnell gefragt ist. Der Ratsuchende wendet sich an den entsprechenden Coach, wenn er ihn braucht. Den Trend des Telelernens greift die Private Fernfachschule Darmstadt ab Oktober 1997 mit einem Studiengang zum Inforamtions- und Kommunikationsmanagement auf: Sie will dafür die Möglichkeiten des Internets nutzen.
Autor(en): (jwu)
Quelle: Training aktuell 10/97, Oktober 1997
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