Coworking Spaces werden immer beliebter, und neben Freelancern setzen auch vermehrt Unternehmen auf diese Form der Arbeitsorganisation. Anlass für das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation zu untersuchen, welche Chancen Coworking Unternehmen bieten kann.
Das Fraunhofer Institut definiert Coworking als flexibles Arbeiten weitgehend voneinander unabhängiger Wissensarbeiter an einem gemeinsamen, institutionalisierten Ort. Das hierarchiefreie Netzwerk ermöglicht dabei vielfältige Kooperationsvorteile. Fünf Merkmale prägen demnach Coworking Spaces: Kollaboration, Gemeinschaft, Struktur, Freiheit und Unabhängigkeit. Doch wie können Unternehmen Coworking Spaces für sich nutzen? Das Fraunhofer Institut hat neun Modelle identifiziert und 95 mittelständische bis große Unternehmen befragt, worin sie jeweils Chancen und Risiken sehen.
Fazit: Corporate Coworking kann ein Innovationstreiber für Unternehmen sein – muss es jedoch nicht. Die verschiedenen Coworking-Modelle – von Teil-Sabbaticals über interne Coworking Spaces bis hin zur Nutzung eines Coworking Spaces als Entwicklungsdienstleister – haben laut den Befragten unterschiedliche Vor- und Nachteile und sind auch unterschiedlich schwierig zu realisieren. Manche Modelle eignen sich zum Beispiel besonders zur Mitarbeitermotivation oder zur Flexibilisierung, andere dienen hauptsächlich als Innovationstreiber. Als besonders geeignete Modelle, um die Innovationsfähigkeit des Unternehmens zu steigern, geben die Befragten beispielsweise die Anmietung von Teamflächen oder das Betreiben eines unternehmenseigenen Coworking Spaces an – wobei Ersteres verhältnismäßig leicht zu realisieren ist, Letzteres jedoch sehr viel aufwendiger zu etablieren und zu führen ist. Befragt nach den zu erwartenden Risiken, befürchten die Befragten bei fast allen Modellen hohe Kosten und häufig auch eine Verschlechterung der Informationssicherheit. Unternehmen, die an der Nutzung von Coworking Spaces interessiert sind, empfiehlt das Fraunhofer-Institut, zunächst Projektgruppen in Coworking Spaces zu entsenden, um Erfahrungen zu sammeln. Zudem sollten die Unternehmen klare Vorstellungen davon haben, was sie damit genau erreichen und welchen (monetären) Aufwand sie dafür betreiben wollen.
Die gesamte Studie kann kostenpflichtig unter
www.bit.ly/2DWZM6r bestellt werden.
Die neun Coworking-Modelle
Modell 1: Coworking statt ÂHomeoffice
Mitarbeiter, die bereits Homeoffice nutzen, arbeiten stattdessen in einem Coworking Space.
Das Modell fördert vor allem:
Mitarbeitermotivation/UnternehmensÂattraktivität
Modell 2: Anmietung von Team- oder Projektflächen
Teams arbeiten temporär in einem Coworking Space und können sich mit Freelancern und Startups austauschen.
Das Modell fördert vor allem:
Mitarbeitermotivation/UnternehmensÂattraktivität, Flexibilität, InnovationsÂfähigkeit
Modell 3: Teil-Sabbatical
Mitarbeiter arbeiten einen gewissen Zeitraum in einem Coworking Space an einem Ferienort und verbinden dort Arbeit und Urlaub.
Das Modell fördert vor allem:
Mitarbeitermotivation/UnternehmensÂattraktivität
Modell 4: Coworking mit ZuliefeÂrÂern, Dienstleistern oder ÂEntwicklungspartnern
Etablierung eines Coworking Space für die oben genannten Gruppen, der auch von den MitarbeiÂtern genutzt wird.
Das Modell fördert vor allem:
Qualifikation/Zusammenarbeit
Modell 5: Eigener Coworking Space
Das Unternehmen betreibt einen eigenen Coworking Space, der Mitarbeitern und Freelancern offensteht.
Das Modell fördert vor allem: InnovationsÂfähigkeit, Qualifikation/Zusammenarbeit
Modell 6: Coworking im Rahmen von Accelerator- oder Inkubator-Programmen
Unterstützung von Startups. Das Unternehmen profitiert von Produktentwicklungen und PartnerÂschaften.
Das Modell fördert vor allem:
InnovationsÂfähigkeit, Qualifikation/Zusammenarbeit
Modell 7: Coworking Spaces als ÂEntwicklungsdienstleister
Unternehmen wenden sich an Coworking Spaces, um Produkte oder Dienstleistungen entwickeln zu lassen.
Das Modell fördert vor allem:
Flexibilität, InnovationsÂfähigkeit
Modell 8: Interner Coworking Space
Innerhalb des Unternehmens wird ein Coworking Space geschaffen für temporären Rückzug, Inspiration oder übergreifende Zusammenarbeit.
Das Modell fördert vor allem:
Mitarbeitermotivation/UnternehmensÂattraktivität, Flexibilität, InnovationsÂfähigkeit, Qualifikation/Zusammenarbeit
Modell 9: Coworking im Verbund mit Âanderen Unternehmen
Mehrere Unternehmen stellen Büroflächen für Mitarbeiter, um Partnerschaften und gemeinsame Entwicklungen zu fördern.
Das Modell fördert vor allem: Flexibilität, InnovationsÂfähigkeit
Quelle: Studie 'Coworking – Innovationstreiber für Unternehmen' des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation, 2017. n=95 Unternehmen.