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Interview mit Katharina Maehrlein

'Gesundheit in Unternehmen wird oft auf Ergonomie reduziert'

Was können Unternehmen tun, um psychischen Erkrankungen ihrer Mitarbeiter vorzubeugen? Wie erhält man sich selbst seelisch gesund? Antworten auf Fragen dieser Art suchte der 1. Kongress soul@work zu geben. Er ist Teil der Initiative 'Stark wie Bambus'. managerSeminare sprach mit der Initiatorin Katharina Maehrlein über die Zielsetzung.

Sie haben eine Initiative namens 'Stark wie Bambus' gegründet. Was ist ihr Ziel?


Katharina Maehrlein: 'Stark wie Bambus' hat es sich zur Aufgabe gemacht, etwas für die Gesunderhaltung am Arbeitsplatz zu tun. Speziell im Fokus haben wir die psychische Gesundheit. Denn wenn Sie auf vergleichbare Veranstaltungen gehen, die Gesundheit im Titel tragen, dann geht es da meist um Pausen machen, Wasser trinken, ergonomische Sitzmöbel ... An das Thema psychische Gesundheit traut sich noch niemand so richtig ran.

Was soll sich mit Ihrer Initiative ändern?

Ich stelle mir vor, dass beispielsweise Gefühle am Arbeitsplatz nicht mehr als Zeichen von Inkompetenz bewertet werden. Wenn jemand emotional ist, gilt er schon fast als, ich möchte nicht sagen 'krank', aber doch als außergewöhnlich. Nur wer distanziert ist, wirkt hoch kompetent. Diese Gleichsetzung muss weg aus meiner Sicht. Zudem trete ich dafür ein, dass Menschen ihr Menschsein mehr am Arbeitsplatz leben können. Es geht um Lebensqualität am Arbeitsplatz.

Welcher Appell geht da in Richtung Unternehmen?

Unternehmen sollten dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter Gelegenheit haben, ein Leben mit ihrer Familie zu führen. Speziell für die Generation Y, die jetzt in die Unternehmen eintritt, ist das ein Thema. Die lassen sich nicht mit noch mehr Geld oder Ähnlichem locken. Die möchten gern Freiräume haben, die möchten ihre Kinder aufwachsen sehen usw.

Welche Aufgaben sehen Sie auf die Personalentwicklung und speziell auf die Führungskräfte zukommen?

Zum einen – wie erwähnt –, sich auf die Generation Y einzustellen, zum anderen sich zum Thema demografischer Wandel bzw. Fachkräftemangel zu rüsten. Das können durchaus kleine Angebote sein: Warum nicht mal häufiger Mitarbeiter vom Home Office aus arbeiten lassen? Unilever hat eine große Untersuchung darüber gemacht, wie wichtig es ist, wie stärkend und Resilienz fördernd, wenn jemand den Freiraum bekommt, Teile seiner Arbeit von zu Hause aus zu erledigen.

Sie haben einige Unternehmen mit dem Soul@Work Award ausgezeichnet. Welches ist Ihrer Ansicht nach besonders herausragend in Sachen psychische Gesundheit von Mitarbeitern?


Großartig finde ich sie alle, besonders bemerkenswert finde ich aber den Preisträger in der Kategorie „Kleines Unternehmen“: die FutureManagementGroup AG. Gerade für kleine Unternehmen fällt das Thema betriebliche Gesundheitsfürsorge häufig hinten runter, da oftmals niemand explizit dafür zuständig ist, die Zeit oder die finanziellen Ressourcen fehlen. Umso bemerkenswerter, dass ein kleines Unternehmen mit gerade einmal 20 Mitarbeitern den Aufwand betreibt, ein Leitbild und Werte zur gesunden Zusammenarbeit zu entwickeln und zu leben.

Sie haben eine Art Unterschriftenkampagne gestartet: die Kloster Eberbacher Deklaration. Was hat es damit auf sich?


Wir wollen nicht darin stecken bleiben, dass wir einmal im Jahr einen Kongress veranstalten, sondern wir möchten gern so viele Unternehmen wie möglich für die Prävention von psychischen Erkrankungen gewinnen. Mit der Kloster Eberbacher Deklaration können Unternehmen oder auch Einzelpersonen ein Bekenntnis ablegen, dass sie hinter den Grundsätzen und Prinzipien der Initiative 'Stark wie Bambus' stehen.

Die Initiative 'Stark wie Bambus' soll ja wachsen – was ist auf lange Sicht das Ziel?

Ziel ist die Vernetzung von Menschen mit Bezug zu dem Thema im gesamten deutschsprachigen Raum. Vor allem geht es mir darum, dass das betriebliche Gesundheitsmanagement nicht immer nur unter sich bleibt, sondern dass es einen multiperspektivischen Ansatz gibt. Es sollten Menschen mit einbezogen werden, die aus gelebter Praxis einen Beitrag zum Thema leisten können, auch wenn sie nicht Arzt oder Wissenschaftler sind.

Wann wird es den nächsten Soul@Work-Kongress geben?

Der Termin steht schon fest: Am 16. März 2015, wieder im Klos­ter Eberbach in Eltville.

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Die Preisträger

  • Kategorie Konzern (Platin): Ausgezeichnet wurde die BASF für ihr integriertes Stressmanagement, das von der Analyse über die Verhaltens- und Verhältnisprävention zu konkreter Hilfestellung reicht.
  • Kategorie Konzern (Gold): Der Schutz psychischer Gesundheit findet sich bei EnBW in den strategischen Grundsätzen des Unternehmens wieder: zum Beispiel im Unternehmensleitbild, der Konzernrichtlinie zum Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie den Führungsgrundsätzen.
  • Kategorie Mittleres Unternehmen: Die GERO GmbH hat die Gesundheitsprävention in ihren Leitlinien verankert. Mit 'GERO.CARE' wurden Maßnahmen zur Prävention psychischer und physischer Erkrankungen eingeführt. Grundgedanke: Erhöhung der Lebensqualität durch Ãœbernahme von Eigenverantwortung. Die Maßnahmen sind freiwillig und sollen über das Arbeitsumfeld hinaus in den privaten Alltag wirken.
  • Kategorie Kleines Unternehmen: Die FutureManagementGroup AG hat ein Leitbild und Werte für ein gesundes Zusammenleben entwickelt. Für ein Unternehmen mit gerade einmal 20 Mitarbeitern ein bemerkenswerter Aufwand, befand die Jury.
  • Kategorie Einzelperson: Mit einer Vielzahl an Vorträgen, Fernsehauftritten, Artikeln und Büchern zum Thema Zeit- und Lebensmanagement hat sich Lothar Seiwert für eine nachhaltige Work-Life-Balance und die Prävention von psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz starkgemacht.
  • Kategorie Innovatives Produkt: Das WorkPerformance Institut wurde für seinen 'WorkPerformance indicator' ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um ein Tool, mit dem sich Arbeitsengagement sowie psychisches Wohlbefinden von Mitarbeitern schnell, vertraulich und praxisnah messen lassen.

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