Personalerbündnis BPM

Mitgliederwerbung statt Meinung?

Seine Gründung verlief relativ leise, jetzt allerdings wirbt er mit E-Mails recht laut um Mitglieder: Die Rede ist von dem neuen Bundesverband der Personalmanager (BPM), der sich zum Ziel gesetzt hat, den Personalern hierzulande eine Stimme zu verleihen.

Auf der Messe Møtivation wurde von Brancheninsidern am Rande des eigentlichen Geschehens vor allem ein Thema diskutiert: die Gründung des Bundesverbandes der Personalmanager (BPM). Verwunderung bei den bekannten Kooperationspartnern wie den Verlagen, Portalen, Messe- und Kongressveranstaltern. Keiner hatte mitbekommen, dass sich ein neuer Verein formiert hat, keiner war als Kooperationspartner angefragt worden. Am 18. September 2009 in Berlin war die Gründung vollzogen worden, am Eröffnungstag der Messe Møtivation landete die Information darüber in den E-Mailfächern der Branchenvertreter.

Die Verwunderung hielt an, als die Zielsetzung des Verbandes bekannt wurde: Sprachrohr der Personaler wolle er sein, dem Personalmanagement eine Stimme verleihen. Insidern musste das bekannt vorkommen. Mit genau dieser Zielsetzung ist vor zwei Jahren eine Vereinigung mehrerer kleiner Personalerbündnisse an den Start gegangen: die HR-Alliance. Ihre Stimme war offenbar nicht laut genug, der BPM wusste laut eigenem Bekunden nichts von der HR-Alliance, als er sich erfand. Schlechte Recherche von seiten des BPM, ein Hinweis für die HR-Alliance, aktiver zu werden?

Verwundert waren jedenfalls die Vertreter der HR-Alliance ebenso wie die der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP), der tradierten Standesorganisation der Personaler. „Die HR Alliance ist von der Gründung des Berufsverbandes überrascht worden. Es gab und gibt keine Kooperationsgespräche“, sagte etwa Oliver Maassen, führender Kopf der HR-Alliance, wenige Tage nach Bekanntgabe der Verbandsgründung.

Dem BDM steht Joachim Sauer, Geschäftsführer Personal und Arbeitsdirektor, Airbus Operations GmbH, vor. In seiner ersten Mail wandte sich der Präsident gleich werbend an die Szene: „Ich möchte Sie herzlich einladen, unser berufsständisches Netzwerk für Personalverantwortliche aus Unternehmen, Organisationen und Verbänden mitzugestalten. Daher freue ich mich, falls Sie unserem Verband eine weitere Stimme geben." Die zweite Mail vor wenigen Tagen vermeldete stolz den Mitgliederzuwachs: „150 Mitglieder in 25 Tagen - der Bundesverband der Personalmanager trifft mit seinem Ansatz, den Personalern in deutschen Unternehmen ein Netzwerk zu bieten und eine einheitliche Stimme zu geben, den Nerv der Zielgruppe."

Der Verband will eine Lücke schließen: nämlich den Personalern die Möglichkeit bieten, sich selbst als Einzelpersonen zu organisieren - im Gegensatz etwa zur DGFP, die nur Firmenmitgliedschaften ermöglicht, im Gegensatz auch zur HR-Alliance, bei der man nur Mitglied wird durch den Umweg über die sie bildenden Netzwerke Goinger Kreis, Selbst GmbH und dapm. Dass der BPM den bestehenden Vereinigungen durch seinen Alleingang auf die Füße getreten ist, gibt naturgemäß keiner der Beteiligten zu. Unisono wird die Initiative „begrüßt". Maassen: „Ich begrüße ausdrücklich, dass Bewegung im Markt ist, denn dies zeigt, dass unsere vor zwei Jahren gestartete Initiative richtig war und ist." Gerold Frick, Geschäftsführer der DGFP, lässt ähnliches verlauten: „Wir begrüßen jedwedes Engagement in Deutschland, das darauf gerichtet ist, das Bewusstsein für Personalmanagement sowohl in den Unternehmen als auch in der öffentlichen Wahrnehmung zu stärken.“ Frick stellt ferner klar: „Will man die Professionalität des Personalmanagements in Deutschland stärken, so gilt es, Synergien zu schaffen."

Die leisen Untertöne hört man offensichtlich auch im BPM. In seiner jüngsten Mail führt der Verband Katja Christine Weinstock, Personalleiterin Deutschland und Export bei The Lorenz Bahlsen Snack-World Germany, als "nahezu repräsentatives BPM-Mitglied" auf: "Neben ihrer Mitgliedschaft im BPM ist Frau Weinstock beispielsweise über ihren Arbeitgeber auch DGFP-Mitglied. Das ergänzt sich hervorragend", erklärt BPM-Präsident Sauer in dem E-Mailing. Und weiter führt er aus: "Personalmanagement hat verschiedene Facetten. Wir sehen hier gute Perspektiven für ein auskömmliches Mit- und Nebeneinander von BPM und weiteren etablierten Verbänden. Letztlich eint uns unser gemeinsames Ziel, HR auf das Niveau in der öffentlichen und innerbetrieblichen Wahrnehmung anzuheben, das es verdient."

Ist das nun ein Aufruf zum Miteinander? Oder Politik? Zu hoffen bleibt, dass der BPM seine PR-Agentur demnächst zumindest nutzt, um zur Sache zu reden statt eigene Erfolgsmeldungen zu verbreiten. Da gäbe es ja schon Themen... Stattdessen darf sich Katja Christine Weinstock laut BPM-Pressemitteilung freuen, Jubiläumsmitglied zu sein. Was immer das genau heißt: Ist das 150. Mitglied für den BPM ein Jubiläum? Drohen weitere Verlautbarungen dergestalt bei 200, bei 250, bei 300 Mitgliedern...? Dann wäre einem ja schon fast ein Schweigen im Walde, wie bekannt durch DGFP und HR-Alliance, lieber...

20.10.2009
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