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Stimmtraining per Buch und DVD: Das Stimmungsbarometer steigt nicht

Stimmig präsentieren - welcher Trainer will das nicht? Eine Möglichkeit, dass Sprechorgan auf Vordermann zu bringen, verspricht das neue Buch von Uwe Schürmann. Doch zum auftrittsstarken Volltöner wird man durch die Lektüre nicht, wie der aktuelle TA-Praxistest ergab.

Das Angebot: Wie man mit Sprechen bewegt will Stimmtrainer Uwe Schürmann in seinem neuen Buch vermitteln. Der Weg zum Wohlklang ist bei Schürmann die atemrhythmisch angepasste Phonation (AAP). Mit ihrer Hilfe kann man Stimme und Ausstrahlung verbessern, verspricht der Autor. Sein Buch und die beiliegende DVD sollen sowohl die theoretischen Grundlagen der AAP erklären als auch praktische Übungen bereit stellen.

Der TA-Check: Die Wirkung eines Menschen hängt zu 38 Prozent von seiner Stimme ab, hat der Soziolinguist Albert Mehrabian herausgefunden. Da meine Stimme ungeschult ist, vermute ich bei mir ein gewaltiges, brachliegendes Potenzial. Ich will meine Wirkung auf meine Mitmenschen verbessern. Das Buch scheint mir dafür genau der richtige Weg: Schließlich ist der Autor ausgebildeter Sprecherzieher und ein angesehener Stimmtrainer.

Gut eingestimmt beginne ich mit der Lektüre. Fast 160 Seiten dick ist das Buch, und auf jedem einzelnen Blatt hat sich der Autor offenbar die maximale Informationsdichte zum Ziel gesetzt. Überall Text, Text, Text - mit ständig wechselnden Formatierungen. Dazwischen gibt es Grafiken, Zeichnungen und Tabellen, Textkästen und Auflistungen sowie Übungsvorschläge. Bei seinen Erklärungen legt Schürmann Wert auf inhaltliche Tiefe: Er bemüht medizinische Darstellungen und neurobiologische Forschungen, er zitiert die Väter der Sprechtherapie und zeichnet den fachlichen Diskurs nach. Daneben gibt es immer wieder Fragen an die Leser, die deren Selbstreflexion anregen sollen, Erlebnisberichte aus Seminaren und literarische Zitate zum Thema Sprechen und Ausdruck, etwa von Bert Brecht und Hans Magnus Enzensberger. Das ist alles gut und schön - doch ich verliere bei diesem Feuerwerk der Informationen und Darstellungsformen den roten Faden.

Ich beschließe, der Theorie den Rücken zu kehren und mich den praktischen Stimmübungen zuzuwenden. Doch das ist schwer: Im Buch sind zwar Lektionen für die Leser genannt, doch diese sind für mich schlecht nachvollziehbar. Bei der Übung 'stehendes Pendel' heißt es etwa, man solle sich mit 'geschlossenen Füßen hinstellen'. Weitere Anweisungen gibt es nicht. Dafür der unverständliche Hinweis, der Übende solle jetzt seine 'Aufrichtung harmonisch umspielen'. Aha ...

Mit der beiliegenden DVD soll sich meine Stimmungslage endlich bessern, hoffe ich. Auf dem Silberling kann ich einen Workshop verfolgen, den Uwe Schürmann zum Thema des Buches hält. Interessiert sehe ich dem Stimmtrainer zu, wie er seinen Seminarteilnehmern Inhalte erklärt und das richtige Atmen demonstriert. Vieles, was ich im Buch nicht verstanden habe, erschließt sich mir durch den Film.

Doch lange will ich dem Seminar nicht zuschauen, schließlich war es mein Ziel, selbst zum Volltöner zu werden. 'Übungsanleitungen auf DVD' hatte das Buch im Klappentext versprochen, doch die kann ich leider nicht aufspüren. Auch das Inhaltsverzeichnis der Scheibe nennt keinen solchen Punkt, den ich gezielt ansurfen könnte.

Der TA-Eindruck: Wer stimmgewaltig werden will, will die Lungen strapazieren und nicht nur die Lesebrille. Das Buch von Uwe Schürmann liefert jede Menge Faktenwissen, aber leider nur wenig praktische Anleitung.

Das TA-Fazit: Wer mit Sprechen bewegen will, sollte nicht auf dieses Buch bauen. Besser ist: Seminar buchen, und das Werk allenfalls bei Theoriefragen zur Hand nehmen.

Corinna Moser

Uwe Schürmann: Mit Stimme bewegen. Stimme und Ausstrahlung verbessern mit atemrhythmisch angepasster Phonation. Mit DVD. Ernst Reinhardt, München 2007, 29,90 Euro
Quelle: Training aktuell 10/07, Oktober 2007
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