Medien

Rezension: Vertrauen in Organisationen

Von Klaus Götz (Hrsg.), 273 S., brosch., Rainer Hampp, München 2006, ISBN 3-86618-042-X, 29,80 Euro.

Welchen Organisationen vertrauen Sie (noch)? Nach den zahlreichen Skandalen, in denen die Selbstbedienungs- und 'grap and run'-Mentalität einiger Top-Manager deutlich wurde, ist das öffentliche Vertrauen in große Organisationen deutlich gesunken. Aber auch gegenüber den eigenen Mitarbeitern dürften die Spitzen von Unternehmen und Institutionen Vertrauen eingebüßt haben. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass das Thema 'Vertrauen' nicht nur in den Medien, sondern zunehmend auch in der Organisationsforschung diskutiert wird. Den 'state of the art' dieser Diskussion will Klaus Götz mit dem von ihm herausgegebenen Band 'Vertrauen in Organisationen' abbilden.

Die Autoren der insgesamt 14 Beiträge folgen zwei Leitfragen: Welchen Stellenwert hat Vertrauen in Organisationstheorie und -praxis? Und welche konkreten Maßnahmen lassen sich aus den Ergebnissen der Organisationsforschung für Personal- und Organisationsmanagement ableiten?

Zur Beantwortung der ersten Frage tragen die meisten Autoren viele Ergebnisse aus der Forschung zusammen. Sowohl die ökonomische als auch die psychologisch-soziologische, die theologische und die interdisziplinäre Perspektive werden beleuchtet. Durchgängig wird dabei Vertrauen entweder als zweckrationales Kalkül begriffen oder als persönliches Wagnis, das Menschen aufgrund internalisierter Werte eingehen.

Hinsichtlich der Anwendung der Erkenntnisse in Organisationen plädieren der Herausgeber und andere Autoren dafür, sowohl nach Innen als auch nach Außen Unternehmensführung transparent zu machen. Insbesondere in schwierigen Situationen müsse ein Unternehmen sehr klar seine Handlungsweisen in der Öffentlichkeit begründen, um dort Vertrauen zu erlangen, sagt Götz. Diese Problematik illustriert er am Beispiel der 'Entsorgung' der Brent Spar Plattform von Esso.
Um indes intern Vertrauen zu schaffen, reicht es nach Götz nicht, dem Wert nur einen prominenten Platz in der Unternehmensphilosophie einzuräumen. Vielmehr müsse er auch von den Führungskräften gelebt werden. In diesem Sinne fordert Götz z.B. Manager zu weitreichender Delegation, offener Kommunikation sowie Team- und Leistungsorientierung auf.

Einen Kontrapunkt hierzu setzt Oswald Neuberger in seinem Beitrag. Er vertritt die These, dass Vertrauen mitunter schädlich sein kann. Denn Vertrauen zwischen Organisationsmitgliedern bedeutet gleichzeitig auch, so Neubergers Argumentation, dass andere Mitglieder in gewisser Weise ausgeschlossen werden. Dies kann zu Vetternwirtschaft, Korruption und Verteilungskämpfen um Positionen und Prestige führen, warnt der Psychologe. Daher plädiert Neuberger für ein 'vernünftiges Verhältnis' von Vertrauen und Misstrauen, wobei dieses freilich schwer zu bestimmen sei.

Fazit: Eine interessanter Beitrag zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Vertrauen in Organisationen mit einigen Anregungen für Beratung und Organisationsentwicklung.
Autor(en): (Hubert Kuhn)
Quelle: Training aktuell 11/06, November 2006
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