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Zerwürfnis zwischen Uni und Hauptsponsor

Droege dreht den Geldhahn zu

Die Düsseldorfer Unternehmensberatung Droege International – im vorigen Jahr noch gefeiert als großzügiger Mäzen der Wissenschaft – hat sich Ende August 2008 als Hauptsponsor der Privatuniversität Witten-Herdecke ausgeklinkt und die Zusammenarbeit mit der Hochschule vollständig eingestellt.

Im Dezember 2007 noch hatte das Unternehmen 2,6 Millionen Euro an die finanziell angeschlagene Privatuni gezahlt. Weitere 9,4 waren versprochen. Doch offenbar schlich sich der Wurm ein in das Verhältnis zwischen Unternehmen und Uni. Der Hauptvorwurf der Firma Droege: Witten-Herdecke tue nichts, um an seiner Finanzlage etwas zu verbessern. 'Die Zusage, die Universität in einem Zeitraum von sieben Jahren mit insgesamt 12 Millionen Euro zu unterstützen, war daran geknüpft, dass die Hochschule so genannte Milestones erfüllt', betonte Droege-Sprecher Peter Steinke in einem Interview im Deutschlandfunk. Hinter diesen Meilensteinen stecken Ziele wie eine effizientere und effektivere Organisation und Einsparmaßnahmen. Die Uni indes sei seit Monaten trotz Nachfragen nicht bereit gewesen, über die Erfüllung dieser Milestones zu informieren, so Steinke.

Die Hochschule wiederum widerspricht dem Vorwurf, nach Geld ohne Gegenleistung getrachtet zu haben. Sie betont, sich seit Juli 2007 an einen geprüften und testierten Businessplan zu halten, der noch heute gültig sei. 'Es sind schon mehrere Maßnahmen im Sinne dieses Businessplans umgesetzt worden', berichtet Bernd Frye, Sprecher der Universität Witten-Herdecke. Als Beispiele nennt Frye zwei gestrichene Studiengänge sowie eine starke Anhebung der Studiengebühren. 'Dies alles gehört zu dem Plan, Ausgaben zu senken und Einnahmen zu erhöhen', so der Pressesprecher. Der Lesart der Universität zufolge beruht das Zerwürfnis mit Droege hauptsächlich auf Missverständnissen bzw. falschen Interpretationen der Maßnahmen zur Umsetzung des Businessplans. Gleichwohl wirft die Uni Droege auch vor, das Unternehmen habe auf die Freiheit von Forschung und Lehre Einfluss nehmen wollen. Beispiel: Pro-Bono-Beratungsaktivitäten der Firma Droege hatten u.a. zum Ergebnis, dass die Uni 90 Stellen abbauen soll. 'Das würde aber im Widerspruch zu den auch mit Droege vereinbarten Wachstumszielen stehen', erklärt Frye. Wichtiges Ziel der Uni sei z.B. der vom Wissenschaftsrat dringend geforderte Ausbau der Forschung im Fachbereich Medizin. 'Mit Stellenabbau nicht zu machen', kommentiert der Hochschul-Sprecher.

Weiterer Knackpunkt im Konflikt: Als das Land Nordrhein-Westfalen im Frühjahr 2008 eine Ausfallbürgschaft von Witten-Herdecke forderte, habe Droege das, so Frye, als Druckmittel benutzt, um 50 Prozent der Gesellschafteranteile zu erhalten. Die zunächst zugesagten Zahlungen seien sukzessive zurückgezogen und mit neuen Forderungen belegt worden. Die Universität fürchtete in der Folge, Droege arbeite daran, Witten-Herdecke zu übernehmen und gründete deshalb eine GmbH namens 'Allianz für Bildung' mit vier Führungspersönlichkeiten der Hochschule, die nun – wie es heißt, als Übergangslösung – 50 Prozent der Gesellschafteranteile treuhänderisch verwaltet, bis sie an ein neues Trägerkonsortium übergeben werden können. Darüber, neue Geldgeber zu finden bzw. auch ohne Droege über die Runden zu kommen, macht sich die Hochschule offenbar keine Sorgen. 'Durch die Rücknahme der Finanzierungszusage gerät die Universität in keine finanzielle Schieflage', heißt es aus Witten-Herdecke.
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