Tutorial
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Wie wir unsere Gefühle konstruieren

Lisa Feldman Barretts Theorie der konstruierten Emotionen stellt unser bisheriges Wissen darüber, was Gefühle sind und wie sie entstehen, auf den Kopf. Eine Zusammenfassung einiger zentraler Erkenntnisse und Thesen aus ihrer umfangreichen Forschungsarbeit.

Affekte sind keine Emotionen

Ein Ausgangspunkt der Theorie der konstruierten Emotionen ist, dass affektive Zustände wie Wohlbefinden oder Unwohlsein, Erregtheit oder Ruhe grobe Zusammenfassungen des Gehirns dessen sind, was ihm aus dem Körperinneren gemeldet wird, etwa zum Flüssigkeitshaushalt oder Cortisolstatus. Solche Affekte spielen bei der Konstruktion von Emotionen eine Rolle, sind aber selbst nach Lisa Feldman Barrett keine Emotion.

Emotionen sind Hypothesen

Die Affekte, die das Gehirn aus den Daten baut, die aus dem Körperinneren kommen, sind zu unspezifisch, um uns dabei zu helfen, unser metabolisches Gleichgewicht effektiv in Balance zu halten. Allein dadurch, dass wir uns irgendwie matt fühlen, wissen wir noch nicht, was zu tun ist. Hier kommen die Emotionen ins Spiel: Sie sind, grob gesagt, der Versuch des Gehirns, zu deuten, welchen Sinn die sensorischen Signale aus dem Körper – zusammengenommen mit externen Informationen – haben. Ein flaues Gefühl im Magen bei einem Date deutet das Hirn womöglich als Verliebtheit, dasselbe Gefühl im Wartezimmer eines Arztes als Angst.

Emotionen werden so erzeugt wie andere Kognitionen

Wir nehmen die Welt nicht wahr, indem unser Gehirn auf sie reagiert, sondern indem es sie simuliert. Das bedeutet: Das Gehirn verleiht Informationen, die von außen kommen, Sinn, indem es auf frühere ähnliche Erfahrungen zurückgreift. Diese früheren Erfahrungen (biologisch gesehen: neuronale Schaltkreise) kann man auch als Konzepte bezeichnen. Sitzen wir zum Beispiel in einem Lokal und wollen ein Fischgericht bestellen, erzeugt das Gehirn aus den externen Daten und unseren Vorerfahrungen rund um Fische (und andere verwandte Konzepte) eine passende Variante („Instanz“) unseres Konzepts Fisch. Würden wir ein Aquarium besuchen, wäre es eine andere. Die These der konstruierten Emotionen besagt: Auch Gefühle entstehen so. Unser Gehirn erstellt sie hochvariabel, und zwar auf der Basis der Signale aus dem Körperinneren, auf der Basis externer Daten sowie unter Rückgriff auf emotionale Konzepte, die wir aufgrund früherer Erfahrungen gebildet haben. Durch Rekombination entstehen daraus von Situation zu Situation hochgradig variierende Instanzen von Emotionen.

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