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Selbstverwirklichung im Job
Selbstverwirklichung im Job

Sinnsuche auf Abwegen

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Selbstverwirklichung gewinnt in der Arbeitswelt immer mehr an Bedeutung. Was auf den ersten Blick wie eine positive Entwicklung scheint, ist auf den zweiten Blick bedenklich. Das Problem ist dabei nicht die Idee der Selbstverwirklichung an sich, sondern die Art und Weise, wie wir Selbstverwirklichung „betreiben“. Arbeitsforscher und Organisationsberater Hans Rusinek bezeichnet diese als schädlich – für uns selbst, die Unternehmen und den Planeten.

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Sehnsucht nach Sinn: Warum Selbstverwirklichungsstreben gerade in Krisenzeiten Konjunktur hat

Bekiffte Narrative: Warum die Hippies die wichtigsten Urmütter und -väter des Selbstverwirklichungstrends der heutigen Arbeitswelt sind

Spaltendes Schauspiel: Wie das hippieske Postulat nach Authentizität Zusammenhalt und -arbeit gefährdet

Stressige Geschichte: Wie das Narrativ der „erfolgreichen Selbstverwirklichung“ kollektive Unsicherheit und psychischen Stress produziert

Goethes Werk und Schillers Beitrag: Wie die literarische Figur des „Originalgenies“ unser Streben nach Selbstverwirklichung geprägt hat

Verzerrte Vorbilder: Warum die Verehrung (vermeintlicher) Businessgenies die Arbeitswelt dümmer macht

Religiöser Raubbau: Wie der Geist der protestantischen Ethik uns selbst und unsere Welt in den Burnout führt


Cover managerSeminare 313 vom 22.03.2024Hier geht es zur gesamten Ausgabe managerSeminare 313

Stellenanzeigen, in denen Positionen angepriesen werden, in denen sich das ganze Selbst verwirklichen, wirklich „restlos wegverwirklichen“ lässt. Beschäftigte, die verlautbaren, dass sie gerade „auf einer Journey sind, um sich im Vertrieb ganz neu zu entdecken“. Führungskräfte, die Seminare zu Authentic Leadership besuchen, um „aus ihrer inneren Natur heraus zu führen“. Beschäftigte, die während der sogenannten Great Resignation in der Corona-Hochzeit ihre sicheren Jobs kündigten, weil „sie dort nicht sie selbst sein konnten“ … so viele Jahre der Trend der Selbstverwirklichung die Arbeitswelt bereits prägt, hat er in den vergangenen (Krisen-)Jahren noch einmal deutlich Fahrt aufgenommen.

Das hängt vor allem damit zusammen, dass Selbstverwirklichung eben – wie man vermuten könnte – kein Schönwetter-Thema ist, mit dem sich die Menschen nur dann beschäftigen, wenn alles rund läuft und sie „keine anderen Sorgen“ haben. Tatsächlich verhält es sich eher umgekehrt: Gerade in schwierigen Zeiten neigen wir dazu, nach dem „wirklich Wichtigen“ zu fragen, treibt uns der Wunsch nach einem „tieferen Sinn“, sehnen wir uns „nach uns selbst“ und „innerem Einklang“ – und sind somit auch offener für die Selbstverwirklichungsangebote und -botschaften, die der Weiterbildungs- und Beratungsmarkt reichlich bereithält und von denen die moderne Arbeitswelt durchzogen ist.

Auf den ersten Blick scheint der – immer weiter um sich greifende – Selbstverwirklichungstrend im Business eine begrüßenswerte Entwicklung. Nicht umsonst ist das Konzept der Selbstverwirklichung in der psychologischen Wissenschaft, der Philosophie oder auch der Praxis helfender Berufe so positiv konnotiert. Schaut man jedoch genauer hin und blickt unter die Trendoberfläche, ergibt sich ein anderes Bild. Das Problem ist dabei nicht die Idee der Selbstverwirklichung an sich, sondern die entgrenzende Art und Weise, wie wir in der Arbeitswelt Selbstverwirklichung „betreiben“. Auf den Punkt gebracht: Unser Selbstverwirklichungsstreben ist schädlich – für uns selbst, die Unternehmen und unseren Planeten.

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