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Arbeiten unter Konkurrenzdruck

Unterbrechungen lösen körperlichen Stress aus

Forschende an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich haben in einem Experiment nachgewiesen, dass der Körper mehr Stresshormone ausschüttet, wenn die verrichtete Arbeit immer wieder unterbrochen wird. Für die qualitative Untersuchung hatte die Forschergruppe, bestehend aus jeweils zwei Doktorandinnen aus den Bereichen Psychologie und Mathematik sowie einem Doktoranden aus dem Fachbereich Computerwissenschaft, 90 Personen für zwei Stunden in simulierten Großraumbüros beobachtet und anhand ihres Speichels den Ausstoß des Stresshormons Kortisol gemessen.

Die Teilnehmenden wurden in drei Gruppen aufgeteilt und sollten als Angestellte einer imaginären Versicherung typische Büroarbeiten verrichten. Alle drei Gruppen wurden während des Experiments von zwei Schauspielern besucht, die sich als Mitarbeitende der Personalabteilung ausgaben: Während sie die Kontrollgruppe lediglich einen Verkaufsdialog vorlesen ließen, wurde den anderen zwei Gruppen vorgespielt, dass die Personalabteilungsmitarbeitenden den geeignetsten Kandidaten für eine Beförderung suchen – es wurde also Kokurrenzdurck aufgebaut. Während die Mitglieder der einen Konkurrenzgruppe ihre Arbeit nur für die Speichelentnahmen zur Seite legen mussten, mussten die der anderen zusätzliche Unterbrechungen in Kauf nehmen: Sie erhielten Chatnachrichten von imaginären Führungskräften, die dringende Auskünfte verlangten. 

Die Auswertung der Daten zeigt, dass die Kontrollgruppe einen kühlen Kopf bewahrt hat, ganz im Gegensatz zu den beiden Gruppen, die Stress ausgesetzt wurden: Bei beiden trieb die Konkurrenzsituation – wenn auch frei erfunden – den Herzschlag in die Höhe und führte zu einer erhöhten Freisetzung von Kortisol. Allerdings schütteten die Teilnehmenden, die zusätzlich regelmäßig unterbrochen wurden, fast doppelt so viel Kortisol aus wie die Teilnehmenden, die nur um die Beförderung bangten. Laut Raphael Weibel, einem der Studienautoren, sei dies eine neue Erkenntnis: „Bisher wurden Arbeitsunterbrechungen meist nur hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Arbeitsleistung und Produktivität erforscht. Mit unserer Studie zeigen wir erstmals, dass sie sich auch auf die Menge des freigesetzten Kortisols – also tatsächlich auch auf die biologische Stressreaktion – auswirken.“

Eine überraschende Erkenntnis ergab sich für die Forschenden durch die Auswertung von Fragebögen, die alle Gruppen während des Experiments ausfüllen mussten – dabei ging es um den subjektiv wahrgenommenen psychologischen Stress, den die Teilnehmenden empfanden. Demnach waren diejenigen, die Arbeitsunterbrechungen durch Chatnachrichten in Kauf nehmen mussten, besser gelaunt und ruhiger. Sie bewerteten die Konkurrenzsituation zwar als ebenso herausfordernd wie die andere Gruppe, jedoch als weniger bedrohlich. Die Forschenden vermuten, dass die Unterbrechungen und die dadurch erhöhte Kortisolfreisetzung mehr körperliche Ressourcen der Teilnehmenden mobilisierte, wodurch die emotionale und kognitive Stressbewältigung unterstützt wurde.

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