Marburger Coaching-Studie

Was kann Coaching?

Coaching boomt. Das haben wir schon oft geschrieben. Und wieder ist es wahr. Einen neuerlichen Beweis liefert die zweite Marburger Coaching-Studie, eine aufwendige und wissenschaftlich valide Befragung von Coachs und deren Kunden. Demnach vergaben die Unternehmen mehr Coachingaufträge denn je, bezahlten mehr Honorar denn je und sahen auch mehr Einsatzfelder für Coaching denn je. Bereits zum zweiten Mal hat die Innovationsforschungsstelle der Philipps-Universität Marburg Wirtschaftsdaten, Inhalte und Einstellungen zum Thema Coaching untersucht. Befragt wurden 1.292 Coachs und 237 Kunden – die Ergebnisse stützen sich also auf eine recht große Stichprobe.

Die Zahlen zum Markt werden Coachs freuen. Die Nachfrage ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen – und wird weiter steigen. Die Prognose zum Wachstum stützt sich darauf, dass 96 Prozent der Kunden Coaching für ein nachhaltiges Instrument der Personalentwicklung halten. Für weiteres Wachstum spricht, dass Coaching nicht mehr nur Topmanagern vorbehalten ist: 41 Prozent der Coachs gaben an, auf Mitarbeiterebene oft oder sehr oft zu arbeiten. Das mittlere Management kommt am häufigsten in den Genuss von Coaching: Die Hälfte aller Coachs arbeiten dort oft, ein weiteres Viertel sogar sehr oft.

Die wachsende Nachfrage schlägt sich in der Zahl der Aufträge pro Jahr nieder. Im vergangenen Jahr hatten Coachs laut Befragung durchschnittlich 24,4 Aufträge – sieben mehr als vor fünf Jahren. Gestiegen sind auch die Stundensätze: Lagen sie 2005 noch bei rund 150 Euro, verlangen Coachs heute im Schnitt 178 Euro.

Trotz der guten Nachfrageentwicklung ist das Wachsumspotenzial des Coachingmarktes endlich. Eine Grenze sehen die Forscher derzeit in der fehlenden Bereitschaft der Kunden, mehr als 10 Prozent ihres Personalentwicklungsbudgets für Coachingleistungen auszugeben. Studienautor Peter-Paul Gross hat zudem Anzeichen für eine allmähliche Sättigung des Coachingmarktes entdeckt. „Die Coachingpools der Unternehmen sind langsam voll“, so der Wissenschaftler. Der Befragung zufolge arbeiten Unternehmen gerne mit bewährten Coachs. Neue Coachs werden daher erst beauftragt, wenn andere aus dem Pool herausfallen. Eine Schwierigkeit für Newcomer.

Auch die steigenden Marketingaufwendungen sieht Gross als Zeichen dafür, dass es auf dem Markt enger wird. Die sind von rund 2.500 Euro vor fünf Jahren auf mehr als 3.200 Euro im vergangenen Jahr gestiegen. Laut Gross bemühen sich die Coachs zunehmend, durch Marketing und neue Angebote ihr Profil zu schärfen. Auch eine neuere Entwicklung, galt es doch noch vor nicht allzu langer Zeit für Coachs als verpönt, Werbung zu machen.

Mehrheitlich sehen sich Coachs als Generalisten in Sachen Personaldienstleistung (63 Prozent). Zwei von drei Coachs bieten neben Coachings auch Trainings an, rund jeder zweite versteht sich als Organisationsentwickler. Zahlreiche Coachs gaben zudem an, als Prozess-, Strategie- oder Personalberater tätig zu sein. Ausschließlich Coaching betreiben nur elf Prozent. Insgesamt macht Coaching 42 Prozent des Umsatzes eines Coachs aus, das entspricht rund 41.000 Euro brutto. Tendenz in den vergangenen Jahren steigend.

Zudem konnten die Forscher einen Wandel ausmachen, was die Gründe für Coaching betrifft: Zwar hatten die befragten Coachs angegeben, dass die Reflexion über Defizite im Führungsverhalten und Stärken-Schwächen-Analysen zu den häufigsten Anlässen für ein Coaching gehören. Aber auch präventive und potenzialorientierte Coaching-Anlässe wurden häufig genannt, etwa im Zusammenhang mit Change-Prozessen oder zur Aktivierung ungenutzter Ressourcen. Ein Hinweis darauf, dass Coaching nicht mehr nur als Reparaturmaßnahme wie häufig vermutet eingesetzt wird.

Ob und in welchem Maß Coaching genutzt wird, hängt Peter-Paul Gross und seiner Forschung zufolge vor allem mit der Einstellung der Unternehmen gegenüber Coaching zusammen. Und die ist mehrheitlich gut: Rund drei Viertel der befragten Unternehmen haben eine positive oder sehr positive Einstellung zum Coaching. Und je positiver die Einstellung, desto eher wird die gesamte Bandbreite von Coaching genutzt. Der Zusammenhang gilt allerdings auch andersherum: Je defizitorientierter Coaching eingesetzt wird, desto schlechter das Image und desto geringer die Nachfrage.

Eine ausführlichere Darstellung der Ergebnisse samt Grafiken etc. gibt es in der nächsten Ausgabe von Training aktuell. Die vollständige Studie kann für 49,80 Euro beim Kooperationspartner, dem Deutschen Berufsverband Coaching DBVC, erworben werden. Kontakt: info@dbvc.de

31.10.2011
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