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Neuer Titel für nicht akademische Abschlüsse geplant

Das Für und Wider eines 'Bachelor Professional'

Anfang Juni 2007 haben sich die Wirtschaftsminister der Länder auf einer Konferenz für die Einführung eines 'Bachelor Professional' als Titel für Handwerksmeister und äquivalente Abschlüsse nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung ausgesprochen. In erster Linie soll der Titel dafür sorgen, die Chancen deutscher Fachwirte, Kaufleute und Meister auf dem internationalen Arbeitsmarkt zu erhöhen. Er soll die Vergleichbarkeit deutscher Abschlüsse mit ausländischen Abschlüssen gewährleisten. Das Vorhaben hat sowohl Befürworter als auch Kritiker auf den Plan gerufen. Pro sind z.B. der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Dagegen sind die Hochschulrektorenkonferenz, der BDA Bundesverband Deutscher Arbeitgeber sowie der Verein Deutscher Ingenieure. Argumente beider Seiten lesen Sie hier.

Pro: 'Der Titel sorgt international für Transparenz' - von Dr. Knut Diekmann

Wir Kammerorganisationen unterstützen die Forderung der Länderminister nach der neuen Weiterbildungsabschlussbezeichnung Bachelor Professional. Denn dadurch ergeben sich Vorteile für die Absolventen und die Unternehmen. Die Begrifflichkeit des Bachelor Professional passt in den kommenden Europäischen Qualifikationsrahmen. Es handelt sich um eine international lesbare Bezeichnung, die die Transparenz erhöht. Auf den EU-Arbeitsmärkten könnten sich durch den Titel die Chancen deutscher Absolventen erhöhen, da potenzielle Arbeitgeber deren Niveau besser einschätzen können. Und auch als Wirtschaftspartner hätten Bachelor Professionals leichteren Zugang zu Märkten, da sie schneller Ansprechpartner finden würden. Mit dem Bachelor-Professional-Titel könnten sich Fachwirte, Fachkaufleute und Meister nämlich an internationalen Ausschreibungen beteiligen und würden nicht aufgrund des mangelnden Bekanntheitsgrades der deutschen Berufsabschlussbezeichnungen übergangen. Legitimiert wird die Forderung nach dem Bachelor Professional durch das hohe Kompetenzniveau der Meister und ihresgleichen: Sie nehmen solche Positionen ein, die im Ausland üblicherweise von Hochschulabgängern besetzt werden. Das Niveau ihrer Expertise ist ebenso hoch wie das der Akademiker. Die Qualität der Prüfungen wird durch Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung gesichert.

Dr. Knut Diekmann, Referent für Grundsatzfragen, Weiterbildungspolitik, Koordinierung beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag e.V. DIHK. Kontakt: diekmann.knut@berlin.dihk.de



Contra: 'Erst echte Harmonisierung würde etwas bewirken. Der Titel an sich führt nur zu Verwechslungen' - von Dr. Willi Fuchs

Die geplante Einführung der Bachelor- und Master-Professional- Titel ist aus Sicht des Vereins Deutscher Ingenieure kontraproduktiv. Der Ansatz, den der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) befürworten, geht deutlich in die falsche Richtung. Bevor man sich über eine Harmonisierung der Titel in Europa unterhält, sollte erst einmal die Angleichung der Inhalte in den Ausbildungsberufen herbeigeführt werden. So gibt es zwar in England Bachelor mit einer Ausbildungszeit von vier bis fünf Semestern. Doch findet diese rein theoretische Ausbildung an entsprechenden Colleges statt. Diese Ausbildung ist nicht vergleichbar mit unserer Meisterausbildung. Erst wenn die Inhalte der Ausbildung harmonisiert sind, kann man über einen gemeinsamen Titel nachdenken. Und dieser sollte sich dann nicht Bachelor nennen, denn das führt nur zur Verwechslung mit den akademischen Graden und gefährdet die internationale Anerkennung desselben. DIHK und ZDH sollten sich bemühen, die Ausbildung in Europa stärker zu harmonisieren und damit das hervorragende deutsche Ausbildungsniveau sichern. Die Ingenieurwissenschaften machen es im akademischen Bereich vor.

Dr. Willi Fuchs, Direktor des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) in Düsseldorf. Kontakt: kundencenter@vdi.de
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