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Modern Work Tour
Modern Work Tour

Bewusstsein für Gemeinschaft in Bolivien

Seit fünf Monaten ist das Hamburger Unternehmerpaar Anna und Nils Schnell wieder auf Modern Work Tour, um neue und innovative Arbeitsweisen zu entdecken. Diesmal touren die beiden durch Süd-, Mittel- und Nordamerika. Bei ihrem Aufenthalt in Bolivien haben die Schnells Unternehmen mit großem Gemeinschaftssinn und gesellschaftlichem Verantwortungsbewusstsein erlebt – aber auch eine kleine Enttäuschung.

Für uns geht es ein zweites Mal über die Anden, zwischenzeitlich auf über 5.000 Höhenmeter. Dieses Mal ist Bolivien unser Ziel. Dabei durchqueren wir die Atacama, die trockenste Wüste der Welt, in der es an manchen Orten seit über 500 Jahren nicht geregnet hat. Bevor wir wieder in der Zivilisation ankommen, geht es noch durch die Uyuni Salt Flat, die größte Salzwüste der Welt, auf 3.600 Meter Höhe gelegen. Die atemberaubenden Landschaften lassen uns ehrfürchtig staunen und für einen kurzen Moment vergessen wir die Zukunft der Arbeit ein klein wenig. Doch wir kommen schnell wieder in der Wirklichkeit an, als wir das tropische und ringförmig angelegte Businesszentrum Boliviens, Santa Cruz de la Sierra, betreten.

Firmenphilosophie: Nur gemeinsam mit anderen sind wir stark!

In SCZ, wie die Stadt nett von den Einheimischen genannt wird, treffen wir auf den sympathischen und smart wirkenden Francisco Roig, Gründer des erfolgreich etablierten Startups TuGerente. TuGerente bedeutet übersetzt „Dein Manager“ und das trifft den Nagel auf den Kopf: Das Unternehmen hat eine einfache und anwendungsfreundliche Alternative zur Unternehmenssoftware vom Giganten aus Deutschland, SAP, entwickelt. Zielgruppe sind kleine und mittelständische Unternehmen in Lateinamerika. Das Programm kommt gut an und verschafft den Kunden eine gute und übersichtliche Managementstruktur. Francisco Roigs Augen glänzen, als er über die Startup-Landschaft in Bolivien spricht: „Sie wird immer größer und stabiler – und wir halten zusammen!“ Da TuGerente eines der erfolgreichsten Startups des Landes ist, hat sich das Unternehmen eine Regel überlegt: Es dürfen keine Mitarbeitenden anderer Startups abgeworben werden. Wir sind baff. Auf unserer Modern Work Tour, die uns bereits durch 42 Länder geführt hat, haben wir schon einige interessante Regeln kennengelernt, die Organisationen aufgestellt haben. Doch so etwas ist uns noch nicht begegnet. Francisco Roig erklärt uns: Um Bolivien in eine erfolgreiche Zukunft führen zu können, ist Zusammenhalt entscheidend: „Hierfür brauchen wir ein starkes Ökosystem, dessen Bestandteile sich stärken und nicht das Leben gegenseitig schwer machen. Nur wenn ein Startup es leider nicht schafft, schauen wir, ob passende Personen für uns dabei sind.“

Uns begeistert, dass er den gemeinsamen Aufschwung aller im Land offensichtlich als wichtiger empfindet als den schnellen Profit des Unternehmens. Langfristige Stärkung über kurzlebige Vorteile zu stellen, ist – besonders auf Startups bezogen – zwar erstaunlich. Aber es ist auch sinnvoll und vor allem passt es gut zum New-Work-Ansatz. Die gegenseitige Unterstützung ist ein wichtiger Treiber neuen Arbeitens, denn nur so kann in einer Region langfristig eine neue Arbeitswelt erfolgreich etabliert werden. Für gegenseitige Stärkung plädierte schon New Work Godfather Frithjof Bergmann. Und auch im Modern-Work-Prinzip Nachhaltigkeit ist kooperatives Denken fest verankert.

Die Modern Work Tour ...

... ist eine Art moderne Walz, auf der das Unternehmerpaar Anna und Nils Schnell (Beratungsfirma MOWOMIND) innovative Unternehmen weltweit besucht. Zu den bisherigen Reisen ist bei managerSeminare der Artikel „Agile Weltreise – New Work global“ (www.managerseminare.de/MS265AR03) erschienen und im Gabal Verlag das Buch „Die Modern Work Tour – Eine Weltreise in die Zukunft unserer Arbeit“. Darin leiten Anna und Nils Schnell neun Modern-Work-Prinzipien aus ihren Reiseerkenntnisssen ab. Von der letzten Etappe der Tour durch den amerikanischen Kontinent berichtet das Unternehmerpaar auch einmal wöchentlich auf seinem Youtube-Kanal „The Schnells“ (www.youtube.com/channel/UCT0vDr4qfxpfcQzfnoH6NxA).

Wir erleben bei unserem Besuch in Bolivien allerdings auch, dass der Anspruch, Modern Work zu leben, schwierig sein kann. So besuchen wir das bolivianische Pendant zur Deutschen Telekom, TIGO Bolivia. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahrzehnten vieles sehr gut gemacht und glänzt mit vielfachen Auszeichnungen, etwa als „bester Arbeitgeber des Landes“. Von der Talent-Hunterin Rebecca hören wir allerdings, dass durch die wachsenden Strukturen im Unternehmen spontanes Handeln immer schwieriger geworden ist. Abstimmungen und Freigaben brauchen viel Zeit, berichtet sie – und wünscht sich mehr Agilität. So kommt es, dass TIGO es nicht schafft, rechtzeitig eine Freigabe für unsere regelmäßigen Recap-Videos bei Youtube zu erteilen – eine vertane Chance, sich einem modernen Publikum zu zeigen und internationale Aufmerksamkeit zu erhalten.

Über den Wolken arbeiten mit Verantwortungsbewusstsein

Wieder die Anden hinauf, geht es für uns in die höchste Hauptstadt der Welt: La Paz, das sich auf mehrere lange Täler erstreckt, die bis zu 4.100 Metern über dem Meeresspiegel liegen. Da bleibt einem schon mal der Atem weg, während man ein wenig zu schnell zum nächsten Meeting aufbricht. Sich mit Muße statt mit Stress bewegen, lautet das Gebot. Was uns die Pendelei auf so einer Höhe enorm erleichtert, ist das längste Seilbahnsystem der Welt. Es ist 2013 vom österreichischen Unternehmen Doppelmayr gebaut worden. Während man normalerweise mit der U-Bahn unter der Stadt fährt, schwebt man hier über dem riesigen Wimmelbild von La Paz.

Nils und Anna Schnell mit Francisco Roig (Mitte) von TuGerente. MOWOMIND

Wir treffen den ambitionierten Geschäftsmann Carlos Jordan, Gründer von Ultra. Ultra ist das erfolgreichste Fintech Boliviens und hat vor einiger Zeit die größte Summe an Wagniskapital erhalten, die jemals im Land vergeben worden ist. Entsprechend selbstbewusst zeigt sich Carlos, als wir ihn im Fünf-Sterne-Hotel für ein Interview treffen. Sein Credo ist, die besten Mitarbeitenden einzustellen, doch er betont auch, dass dies allein nicht ausreicht: „Wenn man die Besten anstellt, muss man diese auch machen lassen und ihnen vertrauen.“ Ansonsten, so Carlos, sind sie schnell gelangweilt und ziehen ins nächste Unternehmen. Ähnlich hat es auch schon Steve Jobs formuliert: „It doesn't make sense to hire smart people and tell them what to do. We hire smart people so they can tell us what to do.“ Nur so könne man nach den Sternen greifen, behauptet Carlos – vielleicht, weil La Paz dem Himmel tatsächlich so nah ist, wir nehmen es ihm jedenfalls ab.

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WOZU EIGENTLICH NEW LEADERSHIP?
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Wir verstehen New Leadership als einen Lern-, Entwicklungs- & Verständigungsprozess, der nicht nur punktuelle Antworten und Lösungen sucht, sondern gegensätzliche Positionen verbindet & Herausforderungen in Lösungen transformiert.

Höherer Sinn: Menschen Wahlfreiheit im Leben verschaffen

Doch allein das „nach den Sternen greifen“ treibt Carlos nicht an. Als wir dem Gründer im Sinne von Simon Sineks „Golden Circle“ die Frage nach dem „Warum“ stellen, wird seine Stimme ruhiger und der Geschäftsmann zeigt eine weiche, philosophische Seite: „In ein gutes Leben muss man investieren können“, ist seine Antwort. Mit Ultra verfolgt er nicht nur wirtschaftlichen Profit, sondern auch einen Sinn, der einen gesellschaftlichen Impetus enthält: Möglichst viele Menschen sollen möglichst unkompliziert zu einem Kredit gelangen können. Denn sie sollen ein Leben mit gesicherter Basis leben können – bei Weitem keine Selbstverständlichkeit in Bolivien oder Lateinamerika.

Wir begreifen: Wahlfreiheit im Leben ist eben nicht nur ein mentales Konstrukt, man muss sie sich auch leisten können, sie ist ein Privileg. Wenn die Berufswahl immer noch vom Portemonnaie der Familie abhängt, braucht es bessere Mittel zur Unterstützung. Wenn sich eine erwerbstätige Familie keine angemessene Wohnung leisten kann, brauchen wir neue Spielregeln auf dem Markt. Am Ende lernen wir in Bolivien wieder einmal, dass es darauf ankommt, sich viel stärker gegenseitig zu unterstützen. Auch oder besonders in der Arbeitswelt, und das unabhängig davon, ob es um das anfällige Ökosystem von Startups geht oder die Ermöglichung eines selbstbestimmten Lebens für alle Bürger.

Die nächsten Stationen auf unserer Modern Work Tour sind Peru und Ecuador, mehr dazu im nächsten Heft.

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