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Verband der Medientrainer: Klein, aber fein

Medienkompetenz ist kein neues Thema, dennoch lassen viele Auftritte vermuten, dass es hier nach wie vor Nachholbedarf gibt. Training aktuell hat mit Stefan Korol, dem Vorsitzenden des neugegründeten Bundesverbands der Medientrainer in Deutschland (BMTD), über aktuelle Beispiele gesprochen und nach den Zielen des neuen Verbandes gefragt.

Thilo Sarrazin hat sich mit steilen Thesen in die Öffentlichkeit gewagt und klagt nun, die Medienwelt sei über ihn hergefallen. Hätte er einen Medientrainer gebraucht?
Stefan Korol: Kaum. Er hat ja durchaus Medienerfahrung. Ich glaube eher, dass Sarrazin sehr planvoll vorgeht. Sein Ziel ist es, in die Öffentlichkeit zu kommen und Aufmerksamkeit für sein zentrales Thema zu sichern. Und das ist ihm sehr gut gelungen. Dabei hatte er allerdings eher die Unterstützung von PR-Beratern, nicht die von einem Medientrainer.

Sein Buch ist also vor allem ein gutes PR-Konzept?
Korol: Ja. Er hat eine große Unsicherheit bei den Menschen erkannt, für die es keinen Ansprechpartner gab. Und mit seinem Buch hat er sich als derjenige präsentiert, der das Kind beim Namen nennt, der sich kümmert.

Sowas kommt in der Öffentlichkeit gut an ...
Korol: Sicher. Was bei Sarrazin als strategische PR funktioniert hat, ist auch das A und O guter Krisenkommunikation. Aber Medientrainer wollen ihren Kunden nicht dabei helfen, die öffentliche Meinung mit Tricks zu manipulieren, sondern sie dabei unterstützen, authentisch und ehrlich zu kommunizieren. Gerade im Krisenfall. Das wird leider immer noch häufig versäumt.

Können Sie dafür ein aktuelles Beispiel nennen?
Korol: Bei der Giftschlammkatastrophe in Ungarn etwa konnte ich kein Gesicht ausmachen, das dafür steht, dass das Problem gelöst wird. Auch nach dem Love-Parade-Unglück in Duisburg gab es das nicht. Alle haben sich weggeduckt aus Angst vor juristischen Konsequenzen – auch Adolf Sauerland, der diese Rolle als Oberbürgermeister hätte übernehmen müssen. Medientrainer können den Verantwortlichen helfen, sich auf die Situation der Menschen einzustellen und auf ihre Ängste und Hoffnungen adäquat zu antworten.

Was müssen Medientrainer dafür können?
Korol: Was Medientrainer von Kommunikationstrainern unterscheidet, ist, dass sie über journalistisches Fachwissen verfügen und die Abläufe in den Redaktionen kennen. Denn sie trainieren ihre Kunden nicht nur für Krisensituationen, sondern bereiten sie z.B. auch auf Experteninterviews vor. Dabei geht es dann darum, Grundregeln für mediale Auftritte zu vermitteln.

Warum glauben Sie, Medientrainer seien in den existierenden Branchennetzwerken nicht gut aufgehoben – etwa als Arbeitsgruppe zum Thema?
Korol: Das wäre sicher denkbar gewesen. Aber wir glauben, dass unser Berufsstand einen eigenen Ansprechpartner braucht, sowohl für die Unternehmen als auch für die Trainer, die oft Einzelkämpfer sind.

Ist der Markt groß genug dafür?
Korol: Ich schätze, es gibt zurzeit in Deutschland nur rund 100 professionelle Medientrainer. Aber es geht uns nicht um Masse. Wir haben inzwischen zehn Mitglieder und rechnen nicht mit schnellem Wachstum. Denn wir sind sehr vorsichtig, wen wir aufnehmen.

Warum diese Zurückhaltung?
Korol: Wir möchten ja nicht nur eine Plattform für den kollegialen Austausch bieten. Wir wollen auch die Profession des Medientrainers stärken und Qualitätsstandards setzen. Langfristig soll die Mitgliedschaft im BMTD als Gütesiegel funktionieren.

Wie wollen Sie das erreichen?
Korol: Wir verlangen von unseren Mitgliedern zwei Referenzen von zufriedenen Kunden. Zudem kümmern wir uns um die Qualifizierung. Derzeit stehen wir mit dem Deutschen Verband für Coaching und Training (dvct) im Dialog für eine gemeinsame Qualifikation unserer Mitarbeiter.

Autor(en): (Sylvia Lipkowski)
Quelle: Training aktuell 11/10, November 2010
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