Der Vortragende bei der Präsentation des 'Communication Channels', einem computerbasierten Business TV, gibt bei Fachfragen das Wort an Experten im virtuellen Studio weiter. Die Zuschauer sehen die Angesprochenen vor wahlweise wechselndem Hintergrund gestochen scharf auf der Leinwand und hören ihre Erläuterungen ohne Rauschen und Knacken... Das war nur eine der Szenen der Medientage München vom 14. bis 17. Oktober 1997, die bei mehr als 100 Veranstaltungen auch Impulse für die digitale Zukunft branchenfremder Unternehmen brachten.
Denn mögen die neuen Kommunikationstechnologien dem Laien auch wie ein Wunder erscheinen, ist Scheu davor nicht angesagt: Es gelte, die neue Informationsgesellschaft mit einer veränderten Arbeitswelt zu akzeptieren und mitzugestalten, so der Bayerische Staatsminister Anton Pfeifer im Rahmen des international anerkannten Expertentreffens. Dazu sollten neue Kommunikationswege erschlossen und genutzt, Telearbeit gefördert und neue hochwertige Arbeitsplätze geschaffen werden.
Konkrete Ansätze kamen aus unterschiedlichen Richtungen: Was die interne Kommunikation betrifft, stellte die Bavaria Film Interactive bereits die erweiterte Form des Firmenfernsehens vor: Ihr computerbasiertes Business TV ermöglicht die Verknüpfung von Firmenfernsehen und Intranet. Die Sendungen können gespeichert und durch per Link abrufbare Hintergrundinformationen ergänzt werden. Wer die morgendliche Sendung verpaßt, hat somit die Möglichkeit, sie später auf dem eigenen PC wiederabzurufen. Verzichtet werden muß dann allerdings auf die interaktiven Live-Elemente. Einziger Wermutstropfen beim 'Communication Channel', an dem sich bisher nur die Mitarbeiter der Bayerischen Vereinsbank erfreuen können: Allein die Produktionskosten für eine tägliche, 15-minütige Sendung belaufen sich auf jährlich zwischen fünf und 20 Millionen Mark. Für die meisten Unternehmen ist diese Art des 'Infotainments' also eher Zukunftsmusik.
Dennoch muß der Internetanschluß nicht die einzige 'Huldigung' der neuen Kommunikationstechnologien bleiben. Folgt man den Ideen von Roger C. Schank, kann das auch nicht Sinn der Sache sein. Nach Ansicht des Professors am Institute for Learning Sciences an der Universität in Evanston, Illinois, fehlen im World Wide Web oftmals noch die Inhalte, die gezieltes Lernen ermöglichen. Firmen- und problemspezifische CBTs müßten daher in den Unternehmen zum Einsatz kommen.
Künftig können die Unternehmen auch mit Nachwuchs rechnen, der mit multimedialen Lernangeboten bereits bestens vertraut ist: Im Bildungsbereich schmieden Politiker, Lehrer und Professoren neben der bereits laufenden Initiative 'Schulen ans Netz' weitere digitale Pläne, z.B. virtuelle Universitäten oder Einführungsvorlesungen auf CD-ROM.