Ticken wir noch richtig?

Denkmodelle sind oft etwas Nützliches. Es handelt sich um kognitive Abkürzungen, die uns helfen, durchs Leben zu kommen, ohne das Rad immer wieder neu erfinden zu müssen. Ob ein Weisheitsspruch wie „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ oder eine wissenschaftliche Theorie wie die vom „Homo oeconomicus“ – all dies sind Denkmodelle, die uns, wenn wir vor einem Problem, einer Aufgabe, einer Entscheidung stehen, einen Lösungsrahmen liefern. Das eine mentale Modell legt uns eine Sichtweise nahe, das nächste gibt uns einen Ratschlag, wieder ein anderes liefert uns eine Anleitung. Immer aber geht es darum, es uns leichter zu machen, mit unserer begrenzten Gehirnkapazität zurechtzukommen. Unser Hirn ist eben nicht für ein ständiges Hochleistungsdenken gemacht, kognitive Abkürzungen sind ihm daher hochwillkommen.

Doch jedes Wissen hat seine Zeit – und manchmal ist die einfach abgelaufen. Denkmodelle haben den Anspruch, Einzelphänomene so zusammenzufassen, dass diese möglichst wirklichkeitsgetreue Verallgemeinerungen sind. Oft aber ist das, was sie abbilden, die Wirklichkeit von damals. Oder es war von vornherein eine Illusion. Viele unserer mentalen Modelle sind nichts anderes als zweifelhafte Denkkrücken. Trotzdem sind sie tief in uns einprogrammiert, so tief, dass sie uns nicht einmal mehr bewusst sind. Da sie trotzdem da sind, beanspruchen sie viel Denkkapazität – und blockieren nicht selten einen nötigen Neuanfang.

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