Editorial

Weiterbildung als Krisengewinner?

In der aktuellen Wirtschaftskrise zeigt die Weiterbildung ihr wahres Gesicht: Sie ist keineswegs bedeutungslos oder gar verzichtbar, sondern wird als wichtiger Wirtschaftsfaktor wahrgenommen – zumindest, wenn sie gewisse Bedingungen erfüllt. Wie diese Erfolgsfaktoren aussehen, lässt sich aus den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage von managerSeminare ablesen. 98 Trainer gaben darin Auskunft zu ihren Topsellern in der Krise: Welche Inhalte und Formate werden derzeit am stärksten nachgefragt?

Keine Überraschung: Verkaufstrainings verkaufen sich gut. Sie verkaufen sich in der Krise sogar noch besser als sonst. Der Grund liegt auf der Hand: Die Unternehmen fokussieren in umsatzschwachen Zeiten besonders den Vertrieb, da er am schnellsten zu einem besseren Betriebsergebnis beitragen kann. Im Bedeutungszuwachs der Verkaufstrainings zeigt sich aber auch, dass Unternehmen generell Trainings als wertsteigernd begreifen. Dass sie gerade Verkaufstrainings besonders schätzen, liegt an einer weiteren Besonderheit der Vertriebsschulungen: Sie können ihren Wertschöpfungsbeitrag in Heller und Pfennig nachweisen. Relativ zeitnah nach einem (guten) Seminar zeigen sich die positiven Auswirkungen. Damit tritt eine notwendige Bedingung von Weiterbildung zutage: Sie muss messbar zum Unternehmenserfolg beitragen.

Ein weiterer Krisengewinner ist Coaching. Von steigender Nachfrage nach diesem Weiterbildungsformat berichten viele Coachs. Der Grund des Booms: Unternehmen können es sich jetzt noch viel weniger als sonst leisten, nach dem Gießkannenprinzip zu schulen. Passgenaue Weiterbildungsmaßnahmen, die nicht nur wie interne Seminare auf den Bedarf des Unternehmens, sondern zudem auch noch auf die Entwicklungsziele des Einzelnen zugeschnitten sind, werden gebraucht und gebucht.

Kaum verwunderlich daher, welche Themen und Formate zu den Krisenverlierern zählen: Es sind die 'weichen' Themen und die offenen Seminare, in Kombination sind sie sogar besonders betroffen. Naturgemäß sind offene Seminare, oftmals konzipiert als Massenware von der Stange, nicht passgenau und werden daher als erstes als kurzfristig verzichtbar bzw. verschiebbar eingestuft.

Die Ergebnisse der Umfrage dürften kaum einen Weiterbildner überraschen. Tatsächlich haben die HR-Experten, die wir im November vergangenen Jahres zu ihren Erwartungen der Krisenauswirkungen befragt haben, genau diese Entwicklungen vorhergesagt. Die Stellschrauben, an denen gedreht werden muss, damit Weiterbildung funktioniert und sogar ein Verkaufsschlager sein kann, sind also bekannt. Erfahrungsgemäß bedarf es allerdings Krisen, damit gehandelt wird und entsprechende Änderungen vorgenommen werden. In diesem Sinne kann die Wirtschaftskrise für die Weiterbildung sogar Gutes bewirken.

Autor(en): (Nicole Bußmann)
Quelle: Training aktuell 09/09, September 2009
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