'Coaches therapieren nicht', stellt Herausgeber Ralph Schlieper-Damrich gleich in der Einleitung zu seinem Buch fest. Gleichwohl nutzen sie aber die Erkenntnisse der Psychotherapie. Für ein 'Wertecoaching' scheinen die Erkenntnisse des Wiener Psychiaters Viktor E. Frankl besonders nutzwertig. Gilt dieser doch mit seinem Modell der Logotherapie als Protagonist einer Psychotherapie, in deren Mittelpunkt der Mensch als Wesen steht, das nach Sinn und Verwirklichung seiner Werte sucht. Um nichts anderes geht es beim Wertecoaching.
Wie aber lässt sich das Frankl‘sche Gedankengut für ein Wertecoaching dienlich machen? Dazu filtern die Autoren aus Frankls Theorie – die ist in gut lesbarer Verdichtung vorangestellt – zehn teils provokative Botschaften, die sie mit originellen Titeln wie 'Trotzmacht des Geistes', 'Unvergänglichkeit des Vergangenseins' oder 'Tragischer Optimismus' versehen. Die Botschaften bilden den konzeptionellen Rahmen für eine Gesprächsplattform des Businesscoachings, auf der der Klient über Sinn und bestimmende Werte seines individuellen Daseins reflektieren soll.
Wie schon Frankl setzen die Autoren im Reflexionsprozess auf die Methode des sokratischen Dialogs, bei der der Coach den Klienten durch geschicktes Fragen zu eigenen Erkenntnissen bringt. Wie das genau funktioniert, wird anhand von acht Fallbeispielen aus der Praxis gezeigt. Besonders spannend: In den Fallschilderungen kommen auch die Klienten zu Wort, die die Coachings erfrischend offen kommentieren.
Dem Autorenteam gelingt es, aus Frankls Logotherapie ein methodisch stabiles Coachingkonzept zu destillieren. Bemerkenswert ist, dass trotz des anspruchsvollen Inhalts die Lesefreundlichkeit und der Praxisbezug nie verloren gehen.
TA-Fazit: Ein guter Leitfaden für eine Coachingform, die hohe Aktualität besitzt.
Helmut FischerRalph Schlieper-Damrich et al. (Hrsg.): Wertecoaching. 304 S., brosch., managerSeminare, Bonn 2008, 49,90 Euro.