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Rezension: Professionalisierung als Passion

Führungskräfte und Berater, die sich mit systemischer Organisationsberatung auseinandersetzen wollen, sind die Zielgruppe dieses Sammelbandes. Insgesamt 15 Beiträge beleuchten in einer Zwischenbilanz Aktualität und Zukunftsperspektiven des Modells. Auch wer sich damit noch wenig beschäftigt hat, erfährt leicht verständlich seine zentralen Inhalte.

Rudolf Wimmer etwa gilt als zentraler Wegbereiter, da er die anfängliche Nähe der Organisationsentwicklung zur Gruppendynamik als unzureichend erkannte. Eine Organisation kann nicht als die Summe der Beziehungen zwischen Einzelpersonen und Teams verstanden werden. Über Theorie und Praxis der Familientherapie und der systemischen Theorie nach Niklas Luhmann wurde schrittweise ein Modell entwickelt, das der Realität von Unternehmen und sozialen Organisationen heute besser gerecht wird. Gut nachvollziehbar beschreibt Wimmer seinen heutigen Ansatz, der neben Sach- und Beziehungsdimension auch die Zeitebene einbezieht. Konkret bedeutet dies, dass erst mit dem Vorstand ausführlich erarbeitet wird, vor welchen Herausforderungen die Organisation steht. Hier treten die Berater auch auf der Sachebene als kompetentes Gegenüber auf. Daraus folgt dann erst, welche Kompetenzen die Führungskräfte brauchen, welche Sach-, Kommunikations- und Beziehungsfähigkeiten ausgebaut oder entwickelt werden müssen. Auf der Zeitebene wird eine Prozessarchitektur entworfen, die die Ergebnisse der Fortbildung möglichst eng an die Umsetzung in der Organisation koppelt. So kann 'Lernen auf Halde' vermieden werden.

Auch wenn dies für die Berater hohe Anforderungen an Diagnose- und Interventionsfähigkeiten sowie strategische Einschätzung von Marktentwicklungen stellt, zeigt dieser Sammelband, dass 'nichts praktischer ist als eine gute Theorie'. Ausgefaltet wird diese auch für Familienunternehmen, Organisation und Gesellschaft, Internationalisierung und Führung.

Gemeinsam ist diesen Feldern, dass sie die vorhandene Komplexität wahrnehmen und im Beratungsverständnis und -handeln abbilden. Führung zum Beispiel kann heute nicht mehr von stillschweigender Akzeptanz ausgehen, sondern muss den eigenen Mehrwert ständig nachweisen. Hier will Wimmer im Unterschied zum gruppendynamisch egalitären Ansatz eine starke Führung, die Entscheidungen herbeiführen und bei Bedarf Blockaden auflösen kann. Auch wenn hier nur einzelne Beispiele die konkrete Umsetzung zeigen, überzeugt die konzeptionelle Argumentation.

TA-Fazit: Ein hervorragendes Buch zu Stand und Weiterentwicklung systemischer Organisationsberatung.

Hubert Kuhn

Thomas Schuhmacher (Hrsg.): Professionalisierung als Passion. 256 S., Carl-Auer, Heidelberg 2013, 34 Euro
Quelle: Training aktuell 07/13, Juli 2013
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