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Rezension: Einführung in die Gruppendynamik

Wer die passenden Methoden zur Steuerung von Gruppen sowie die richtige Persönlichkeitstypologie zur Einordnung der Gruppenmitglieder kennt, bekommt jedes Team schnell in den Griff. Das ist der Tenor vieler Bücher, die die Themen Teamführung oder Teamtraining behandeln. Doch ganz so einfach ist das nicht, sagen Oliver König und Karl Schattenhofer, die Autoren des Buches 'Einführung in die Gruppendynamik'. Denn Gruppen sind, argumentieren die beiden Trainer für Gruppendynamik, eigenwillige, autopoietische Gebilde, die sich jeder direkten Steuerung subtil, aber wirksam widersetzen können - und ganz eigenen Gesetzen folgen, die auf den ersten Blick nicht zu durchschauen sind. Wie in dem geschilderten Beispiel einer neuen Mitarbeiterin in einem Verlag. Diese fühlt sich auf einmal 'draußen', nicht mehr der Gruppe zugehörig, ohne dafür allerdings konkrete Gründe nennen zu können. Und tatsächlich wird sie trotz großem Fleiß und guten Arbeitsergebnissen bei der ersten Gelegenheit gekündigt.
Anhand dieses und ähnlicher Beispiele analysieren die Autoren, welche Kräfte aus der Umwelt, also der Organisation, das Geschehen im Team beeinflussen und welche Faktoren innerhalb der Gruppe wirken.

Hierbei wenden sie u.a. das so genannte gruppendynamische Eisberg-Modell an. Dieses ist entwickelt worden, um die verborgenen Ebenen der Beziehungen zwischen den Gruppenmitgliedern sowie Kernkonflikte im Team aufzudecken.

Um herauszufinden, wer im Team welche Rolle inne hat, sind laut der Autoren Persönlichkeitstypologien wenig geeignet, da sich der Einzelne in verschiedenen Gruppen durchaus ganz anders verhalten kann. Wer etwas über die Positionen der einzelnen Mitglieder herausfinden will, muss deshalb sich entwickelnde Verhaltensmuster in der Gruppe analysieren, raten König und Schattenhofer. Das bedeutet u.a.: die (verdeckten) Normen, die das Verhalten der Mitglieder bestimmen, offen zu legen und besprechbar zu machen. Für die Analyse der erkannten Positionen raten die Autoren zum Rollenmodell von Raoul Schindler, in dem z.B. der Außenseiter eine wichtige, kritische Gegenposition zum Anführer einnimmt.

Die Fähigkeiten, die für die Anwendung solcher gruppendynamischer Methoden notwendig sind, lernt man nicht aus Büchern. Auch nicht aus dieser Einführung in die Gruppendynamik, sondern am besten in einem gruppendynamischen Training. Allerdings ist die Lektüre dieses Buches eine gute Vorbereitung auf gruppendynamische Seminare. Denn man lernt bereits die Arbeitsprinzipien der Gruppendynamik kennen, wie die anfängliche Verunsicherung durch die Trainerzurückhaltung oder die Dialektik von Struktur und Prozess.
Das Buch richtet sich aber nicht nur an Führungskräfte, die die Grundlagen der Gruppendyanmik erwerben wollen. Auch Trainer, die gruppendynamische Seminare halten wollen, sind angesprochen. Für diese gibt es z.B. eine Rollenbeschreibung des Leiters im gruppendynamischen Seminar.

Abgerundet wird das Buch durch einen Ausblick auf Anwendungsfelder gruppendynamischer Methoden in Führungstrainings, Supervision, Organisationsentwicklung und Therapie sowie aktueller Weiterbildungsmöglichkeiten im Feld der Gruppendyanmik.

Fazit: Das aktuell beste Buch zum Thema Gruppendynamik.

Von Oliver König und Karl Schattenhofer, 124 S., brosch., Carl-Auer, Heidelberg 2006, ISBN 3-89670-518-0, 12,95 Euro.
Autor(en): (Hubert R. Kuhn)
Quelle: Training aktuell 08/06, August 2006
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