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Personalentwickler nähern sich Bildungscontrolling

Keine Frage: Bildungscontrolling gewinnt an Bedeutung. Kaum ein Unternehmen will seine Weiterbildungsmaßnahmen aufgrund der wirtschaftlichen Krise nicht verstärkt auf den Nutzen überprüfen (oder tut dies bereits), kaum ein Weiterbildungskongress hat die Themen Evaluierung, Transfersicherung und Return on Investment von Weiterbildung nicht auf seinem Programm stehen. Dass dem Thema Bildungscontrolling nun gar ein eigener Fachkongress gewidmet wurde - er fand parallel zur Weiterbildungsmesse Zukunft Personal vom 17. bis 18. September 2003 in Köln statt - war wohl nur eine Frage der Zeit.

Worüber manch einer schon eher verwundert sein dürfte, ist die Bandbreite an Themen, über die bei der Veranstaltung diskutiert wurde: Das Programm, das von der Auswahl externer Trainer über die Diskussion hinsichtlich der Bedeutung von Sozialkompetenzen bis hin zur Evaluation von Online-Lernen reichte, machte deutlich, dass Bildungscontrolling ein umfassender Begriff ist und sich keineswegs in der Kosten-Nutzen-Rechnung von Weiterbildungsmaßnahmen erschöpft.

Der Nutzen von Weiterbildung in Euro ausgedrückt

Nichtsdestotrotz kam der Messbarkeit von Trainingseffekten bei dem Kongress besondere Aufmerksamkeit zu. So stieß der Vortrag von Dr. Tobias Büser von dem Beratungsunternehmen flow.management concept, Dreieich Sprendlingen, auf allgemeines Interesse. Büser stellte eine Formel samt Beispielrechnung vor, mit der sich der Nutzen von Weiterbildungsmaßnahmen in Euro ausdrücken lässt (Die Formel zur Errechnung des Erfolgs von Bildungsmaßnahmen ist als Word-Dokument abrufbar im TA-Archiv im Bereich 'Service'). Den Ansatz hat Büsers Geschäftspartnerin Barbara Gülpen im Rahmen ihrer Dissertation zum Thema 'Evaluation betrieblicher Verhaltenstrainings' entwickelt.

Freilich, ganz hieb- und stichfest ist die Formel nicht, - das räumte auch Büser ein. So fließt in die Rechnung beispielsweise der Parameter 'Dauer des Trainingseffekts auf die Leistung' ein, der im Grunde genommen nicht richtig bestimmt werden kann (schon allein deshalb nicht, da nicht vorhersehbar ist, wie lange der Mitarbeiter nach der Schulungsmaßnahme noch in dem Unternehmen arbeitet). Pauschal wird dieser aber mit zehn Jahren angegeben. Da sich eine kostenneutrale Rechnung laut Büser jedoch bereits ergibt, wenn der Parameter gleich ein Jahr ist, sei die Formel im Gesamten durchaus vertretbar. 'Wichtig ist zunächst, dass mit der Formel die Rendite von Weiterbildung aufgezeigt werden kann. Dies bietet wiederum eine Argumentationsgrundlage, um Streichungen von Trainings und Seminaren entgegenwirken zu können', betonte Büser.

Personalentwickler brauchen betriebswirtschaftliche Instrumente

Dass im Bereich Personalentwicklung verstärkt betriebswirtschaftliche Instrumente eingesetzt werden sollten, war auch Elmar Witten, Projektleiter Bildungscontrolling bei der TüV-Akademie Rheinland GmbH, Köln, ein Anliegen. Er forderte die anwesenden Personalentwickler dazu auf, sich dem Vokabular der Betriebswirtschaft anzupassen: 'Vermeiden Sie das Wort Humankapital', riet er. Betriebswirtschaftler könne man mit diesem Begriff nicht überzeugen. Wirkungsvoller sei es, bei der Verteidigung von Personalentwicklung auf das Personalvermögen zu verweisen. 'Weiterbildungsmaßnahmen fließen bilanztechnisch in den Bereich Personalvermögen ein', erklärte Witten. Dieser setze sich zusammen aus der Qualifikation eines Mitarbeiters und dessen Bereitschaft, die zusätzlich erworbenen Kompetenzen den Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Letztlich komme es also darauf an, letztere Komponente zu erhöhen.

Standardisierte Evaluationsinstrumente werden benötigt

Für eine konsequent betriebswirtschaftliche Betrachtungsweise des Bildungscontrollings mangelt es insgesamt aber noch an Ansätzen, wusste Dr. Reinhold Weiß vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln zu berichten. Der Ruf nach standardisierten Evaluationsinstrumenten indes ist relativ laut. 'Was fehlt, sind Fragebogenkonzepte, die wissenschaftlich evaluiert und auf eine Vielzahl von Seminartypen übertragbar sind', sagte Mario Gust, Geschäftsführer der AB&F Personalberatung, Kleinmachnow bei Berlin, und Mitveranstalter des Deutschen Fachkongresses für Bildungscontrolling. Schließlich könne das Rad nicht jedesmal neu erfunden werden. Dazu wären Evaluationsstudien für Unternehmen schlichtweg zu aufwendig und zu teuer.

Mit seinem im März 2003 gegründeten Arbeitskreis 'Zukunft der Weiterbildung mit Bildungscontrolling', der bislang aus acht Personen besteht, will Gust brauchbare Evaluationsstudien sowie Maßnahmen aufspüren, die wissenschaftlich evaluiert sind und ihre Relevanz für die Bildungsarbeit in Unternehmen unter Beweis gestellt haben. Die Ergebnisse des Arbeitskreises sollen zudem als Basis für die Themenzusammenstellungen der zukünftigen Fachkongresse für Bildungscontrolling genutzt werden. Vorgesehen ist, dass die Veranstaltung jährlich - jeweils parallel zur Weiterbildungsmesse 'Zukunft Personal' - stattfindet.
Autor(en): (pwa)
Quelle: Training aktuell 10/03, Oktober 2003
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