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Online Educa 2003: 'lessons learned' der Weiterbildung

e-Learning befindet sich im Aufwind. Diesen Eindruck vermittelte zumindest die Online Educa. 1.486
Besucher aus 68 Ländern kamen vom 3. bis 5. Dezember 2003 nach Berlin und bescherten der weltweit größten Konferenz für technologisch gestützte Aus- und Weiterbildung einen neuen Teilnehmerrekord.

'If we build it, will they come?' Jürgen F. Gallmann stellte zu Beginn der Online Educa, der weltweit größten Konferenz für technologisch gestützte Aus- und Weiterbildung, die Frage, die sich vermutlich alle e-Learning-Technologie-Anbieter irgendwann einmal gestellt haben. Doch es war nur eine rhetorische Frage. Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland wusste: Ja, die Anwender kommen. Allerdings, so betonte Gallmann, bedarf es einiger Voraussetzungen. Denn die Akzeptanz von e-Learning sei bei den Nutzern nach wie vor nicht so hoch.
Dass die Akzeptanz noch zu wünschen übrig lässt, mag ein Erfahrungswert der Unternehmen, Verwaltungen und Bildungseinrichtungen sein - den Besuchern des Kongresses vom 3. bis 5. Dezember 2003 stellte sich angesichts des großen Interesses an der Veranstaltung in Berlin ein anderes Bild dar. e-Learning, so machte der stets wechselnde Akzent, mit dem in englischer Sprache referiert und in den Pausen diskutiert wurde, deutlich, ist überall: in Finnland wie in Südafrika, in Brasilien wie in Osteuropa. 68 Nationen waren in Berlin vertreten, nahezu 1.500 Kongressteilnehmer - über 350 mehr als im Vorjahr - hatten den Weg ins Hotel InterContinental gefunden. Ein erstaunlicher Rekord für ein Thema, dem sich nach wie vor viele verschließen wollen.

Lesson Learned: Auf den Lernprozess konzentrieren

Und so kam das Thema Akzeptanz von e-Learning auf dem Kongress immer wieder zum Vorschein. Gallmann von Microsoft machte mit seiner in der Eröffnung formulierten Forderung, das 'e' aus e-Learning zu eliminieren und sich stattdessen auf den Lernprozess zu konzentrieren, nur den Anfang. Auch Prof. Brenda Gourley, Vize-Kanzlerin der UK Open-University betonte, dass inzwischen alle wüssten, dass man mit e-Learning viele Lerner zur gleichen Zeit zu geringen Kosten erreichen könne. Nun aber müsse man sich auf die Frage konzentrieren, wie und was die Nutzer lernen. Ihrer Ansicht nach sind die hohen Abbrecherquoten beim e-Learning keineswegs die Schuld der Lerner. Die Erkenntnis aus bisherigen Erfahrungen, auf dem Kongress als 'lesson learned' bezeichnet: Niemand braucht beim Lernen Technologie um der Technologie willen. Im Mittelpunkt steht der Lerner und sein Lernprozess. Und dieser Prozess muss wie selbstverständlich in das tägliche Leben integriert sein.
An der Realisierung solcher Szenarien arbeiten Unternehmen wie IBM. Generell geht es dabei um die Abkehr von starren, ortsgebunden Lernkonzepten hin zum dynamischen, lebenslangen Lernen mit viel Spielraum für den Lerner. IBM bezeichnet diese Vision marketingtauglich mit 'on-demand-learning', wobei Learning sehr weit gefasst auch schlicht Informationsbeschaffung bedeuten kann. Richard Straub, Director Learning Solutions IBM EMEA (Europe, Middle-East, Asia), erklärte: 'Die Technik ist längst vorhanden, siehe mobile-Learning (PC-unabhängiges Lernen, etwa über Handy und PDA). Es geht darum, die Systeme zu integrieren und e-Learning, Wissensmanagement und Kollaboration miteinander zu verbinden. Innerhalb der nächsten fünf Jahre wird das gelingen, und der Benutzer ist befreit.' Befreit ist der Nutzer freilich nicht von der Technik, sondern durch leistungsfähige Endgeräte, offene Standards wie Linux und XML, virtuelle Netzwerke etc. von beengenden Vorgaben der IT-Struktur.

Lesson Learned 2: Auch das Teaching ändert sich

Während die technischen Visionäre bereits eine neue Generation von Lernern vor Augen haben, kämpfen andere mit der alten Generation der Trainer. Yolandi Dixon von Technikon Pretoria etwa berichtete von der Schwierigkeit, Trainer zum e-Teaching zu motivieren. Dabei würden die Trainer durchaus vom elektronischen Lernen profitieren: z.B. könnte ihnen das stete Wiederholen der immer gleichen Lerninhalte durch Video-Aufzeichnungen abgenommen werden. Ein weiteres Problem stellt die Sprache dar. Die Wiederverwendbarkeit der Inhalte über Ländergrenzen hinweg würde ein Unterrichten in englischer Sprache erfordern, vor dem viele Trainer, die nicht Muttersprachler sind, zurückschrecken. Und auch Dr. Gilly Salmon von der Open University Business School UK, fasste am Ende der von ihr moderierten Podiumsdiskussion zum Thema 'Adopting to New Roles' zusammen: 'Trainer haben mit so vielen Veränderungen zu kämpfen. Es scheint klüger, sie vorerst in ihrer eigenen Sprache unterrichten zu lassen.' Denn, so lässt sich die 'lesson learned' der Bildungseinrichtungen zusammenfassen: Beim e-Teaching ist nicht nur das 'e' neu, auch das Teaching ist anders. 'Bislang gibt es aber kaum Trainer, die e-Trainer ausbilden können. Das Angebot an e-Trainer-Ausbildungen lässt zu wünschen übrig', betonte Prof. Dr. Werner P. Hermann, Senior Advisor der Cedefop. Eine Situation mit Folgen, die Donald Clark so beschrieb: 'Es scheint, dass die Entscheidung für ein Trainingsdesign - sei es Präsenz-, Online- oder ein Blended-Learning-Ansatz - allein von der Laune des Trainers abhängt.' Der CEO des e-Learning-Unternehmens Epic Group, UK, sagte bestimmt: 'Es ist Zeit für einen Wandel.'
Autor(en): (nbu)
Quelle: Training aktuell 01/04, Januar 2004
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