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Neuer Weg im NLP: Metaphern modellieren statt Menschen fokussieren

'Generatives Modellieren', nennt sich ein NLP-Ansatz, der auf dem jüngsten Kongress des DVNLP vorgestellt wurde. Die von dem Kölner Coach und NLP-Master Jochen Scheel entwickelte Methode will der Tatsache Rechnung tragen, dass das Anliegen, mit dem ein Klient ins Coaching kommt, nicht unbedingt der Ausgangspunkt zu dessen eigentlichen Zielen ist. Zudem will die Methode dazu beitragen, dass Coach und Klient bei der Lösungssuche vom (Problem-)Denken des Klienten abstrahieren und Betrachtungen aus völlig neuen Winkeln vornehmen.

Dies geschieht, indem der Coach zunächst nicht den Klienten, sondern eine Metapher ins Zentrum seiner Betrachtungen stellt. Das heißt: Symptome wie etwa der Umsatzrückgang einer Vertriebsführungskraft werden zunächst unabhängig von der betroffenen Person untersucht. 'Die Veränderungsarbeit, die über NLP angestoßen wird, kann sogar schon vor dem ersten Kontakt mit dem Klienten beginnen', hebt Scheel die Besonderheit seiner Methode hervor und stellt gleichzeitig klar: 'Der Klient wird aber nicht ausgeklammert, im Gegenteil: Die Methodik verschafft Zugang zur ganzen Person. Denn sie ermöglicht das Abklopfen der vom Klienten ausgeblendeten, für ihn jedoch relevanten Aspekte.' Die Funktionsweise des generativen Modellierens und das Vorgehen des NLP-Coaches lässt sich laut Scheel am besten am Beispiel einer Allergie beschreiben.

Systemisches Gedankengut einbeziehen

Statt den Klienten zu seiner Allergie zu befragen, sucht der Coach zunächst ohne den Klienten nach einer Metapher, die das Allergiesymptom fachsprachenfrei umschreibt, z.B.: 'Allergien sind Missverständnisse. Das Immunsystem verwechselt einen harmlosen Stoff mit einem gefährlichen und reagiert mit Abwehr auf ihn.' Im nächsten Schritt geht es - immer noch ohne den Klienten - darum, möglichst viele Perspektiven auf die Metapher zu erhalten - im Falle der Allergie also, diese nicht nur als Missverständnis des Immunsystems zu betrachten. Dabei nutzt der Coach u.a. Grundgedanken und Philosophien NLP-verwandter, systemischer und sonstiger Ansätze. So könnte sich zeigen, dass der Klient den Kontakt zu etwas oder jemanden vermeiden will, das oder der in dem Kontext, in dem die allergische Prägung stattgefunden hat, von Bedeutung war. Aus psychoanalytischer Perspektive eröffnet sich vielleicht die Variante, dass die Allergie beim Klienten eine Überbetonung des Metaprogramms 'weg von statt hin zu' darstellt. Und der Vergleich mit anderen Symptomen kann ergeben: 'Die Allergie ist eine Phobie des Immunsystems.' Als Querverweis dieser Betrachtungen (=Modellierungen) lässt sich dann laut Scheel z.B. 'eine Neigung zur Abschottung' ausmachen.

Über die Metapher blinde Flecken aufspüren

Hieraus ergeben sich Hinweise für die weitere Arbeit des Coaches, die jetzt gemeinsam mit dem Klienten erfolgt: Coach und Klient können nun Situationen untersuchen, in denen der Klient aus dem Kontakt mit seiner Umwelt getreten ist und solche, in denen dies nicht geschah. 'So gelangen Coach und Klient zu den eigentlichen Problempunkten und blinden Flecken des Klienten', erklärt Scheel. Er selbst hat aufsetzend auf der Metaphern-Betrachtung ein NLP-Format entwickelt, mit dem nicht nur die der Allergie zugrunde liegenden, eigentlichen Problempunkte eines Klienten aufgespürt werden, sondern auch das Allergiesymptom beseitigt werden kann.

Das Neue an Scheels Ansatz ist nicht die Arbeit mit Metaphern - Metaphernarbeit ist im Coaching, wenn auch in anderer Weise, bekannt. Als neu kann vielmehr die unabhängig vom Klienten erfolgende Erstanalyse angesehen werden. In der Coaching-Branche wurde das generative Modellieren daher kürzlich als 'heuristisches Prinzip' bezeichnet, also als Weg, mit dessen Hilfe man zu einer Haltung findet. Scheel selbst spricht von einer 'Anleitung, spezifische Prozesse zu entwickeln'. Scheel: 'Es ist ein methodisches Vorgehen, wie in der gemeinsamen Arbeit von Coach und Klient nicht unbewusst eine Problemhaltung gefördert wird, die nicht zur Lösung führt.' Auskünfte und eine Anleitung für das Format zur Allergie per E-Mail.
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Quelle: Training aktuell 04/06, April 2006
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