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Neue Beratungsdienstleistung aus den USA: Executive Agent Services

Top-Manager aus den USA, die sich beruflich verändern wollen, engagieren immer häufiger so genannte Executive Agents. Diese neuen Dienstleister vereinen Coach und Headhunter in einer Person: Sie halten Ausschau nach besseren Positionen für ihre Klienten, regen Weiterbildungsmaßnahmen an, bereiten auf Bewerbungsgespräche vor und helfen bei Gehaltsverhandlungen.

Leonardo di Caprio hat einen, Julia Roberts und Tom Hanks auch - unter Hollywood-Stars ist der eigene Agent Pflicht. Jetzt erobern die persönlichen Repräsentanten langsam auch die US-Geschäftswelt. Amerikanische Führungskräfte engagieren zunehmend so genannte Executive Agents, die für sie nach neuen Karrieremöglichkeiten suchen, Türen öffnen und Deals verhandeln. Der Grund: Auf dem immer schneller drehenden Markt für Top-Führungskräfte selbst die Orientierung zu behalten, wird für Manager nahezu unmöglich. Da kommt es gelegen, wenn vier statt zwei Augen nach neuen Laufbahnen suchen.

Bestätigen kann dies u.a. Margaret Laube. Nach 14-jähriger Tätigkeit bei dem Pharmakonzern McKesson wollte die US-Managerin Anfang letzten Jahres ihren Job wechseln. Das Dilemma war jedoch, dass Laube, die zuletzt 3.000 Mitarbeiter geführt hat und für einen Umsatz von 850 Mio. Dollar zuständig war, keine Zeit für die Jobsuche hatte. Die klassischen Dienstleister konnten Laube in ihrer Situation nicht weiterhelfen: Headhunter arbeiten meist nur im Auftrag von Firmen, und Coaches suchen keine Jobs. So wandte sich die Managerin an einen Executive Agent.

Executive Agent Service umfasst auch Karriereberatung

Der Job des Executive Agents ist eine Mischung aus mehreren Dienstleistungen: Wie ein Karriereberater trainiert der Agent seinen Klienten - etwa in Auftritt und Selbstpräsentation. Darüber hinaus übernimmt er Personalberaterfunktionen und sucht am Markt nach Vakanzen. Mitunter führt er auch - anders als ein Headhunter - die Gehaltsverhandlungen.

Und so läuft ein typisches Engagement ab: Während der Kunde seiner normalen Arbeit nachgeht, streckt der Agent seine Fühler aus. Er knüpft Kontakte und lotet potenzielle Positionen aus. Dieses Ausspähen kann sich hinziehen. Sind ausreichend potenzielle Jobs zusammengekommen, organisiert der Agent eine mehrmonatige Roadshow, bei der er seinem Klienten fünf bis sechs potenzielle neue Arbeitgeber präsentiert. Dieser 'Schönheitswettbewerb' wird intensiv vorbereitet, teilweise regt der Agent auch Weiterbildungsmaßnahmen für seinen Schützling an.

Der Markt für Executive Agents ist dünn

Als Grandsigneur unter den Executive Agents gilt Joe Meissner von der Firma ExecutivePR aus Portland, USA. Der ehemalige Marketingprofessor betreut nur Klienten aus Konzernen mit mindestens 500 Mio. Dollar Umsatz. Und auch hier geht der 58-jährige Businessveteran sehr wählerisch vor. Aus 200 Interessenten akzeptiert Meissner im Schnitt nur einen. 'Ich nehme nur einen Kunden an, wenn ich zu 99 Prozent sicher bin, dass ich ihm auch Türen öffnen kann', sagt Meissner.

Die Zahlen zeigen, wie hauchdünn der Markt für Executive Agents ist. Was die Spezialisten anbieten, ist der Maybach unter den Personaldienstleistungen - zu ähnlichen Preisen. Meissner betreut nur vier Klienten pro Jahr und verlangt eine fixe Gebühr von bis zu 60.000 US-Dollar. Darüber hinaus erhält er oft einen Anteil an dem Unternehmen, das sein Kunde später leitet. Denn Meissner hat sich eine besonders profitable Nische ausgesucht: Er vermittelt seine Kunden an Investmentfirmen, die Chefs für von ihnen finanzierte Unternehmen - so genannte bankable CEO - suchen. Der Agent sucht also keine Jobs, sondern baut um seine Kunden eine Firma herum.

In Europa gibt es kaum Executive Agent Services

Nur eine Hand voll Agenten tummeln sich auf dem Markt der Executive Agents, alte Hasen wie Meissner haben das Geschäft fest im Griff. Neben ihnen gibt es noch eine kleinere Zahl von Outplacement-Firmen, die eigene Agentenleistungen anbieten. Versuche, das Geschäftsmodell in Europa zu etablieren, scheiterten bislang überwiegend. Die britische Firma Skillcapital versucht sich noch auf dem Markt. Zudem haben in vergangener Zeit viele ehemalige Personalberater aus großen Firmen wie Heidrick & Struggles oder Spencer Stuart versucht, auf dem neuen Markt Fuß zu fassen - meist nur mit durchwachsenem Erfolg. 'Im Gegensatz zum Executive Search, bei dem oft nur ein paar Telefonate nötig sind, verlangt der Job des Executive Agents viel Geduld', erklärt Meissner die Situation. Mitunter dauere ein Engagement bis zu zwei Jahre.

Darüber hinaus muss der Agent profundes wirtschaftliches Wissen mitbringen. Meissner verhandelt Deals selbstständig, ist fit in Finanzen und erstellt unter anderem eine Unternehmensbewertung des künftigen Arbeitgebers.

'Es ist schwierig, auf diesem Markt Geld zu verdienen', gibt selbst Routinier Meissner zu. Da die Kunden die Gebühren aus eigener Tasche zahlen müssen, sei die Zahl der potenziellen Klienten naturgemäß gering.
Margaret Laube zumindest schreckte die hohe Geldinvestition nicht ab. Nach einem Jahr intensiver Suche steht ein Deal mit einer Investmentfirma kurz vor dem Abschluss. Die Managerin wird wieder eine Firma mit dreistelligen Umsatzmillionen leiten - aber mit weniger Bürokratie als bei ihrem letzten Arbeitgeber.
Autor(en): (Constantin Gillies)
Quelle: Training aktuell 04/05, April 2005
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