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Messe-Impressionen: Die Zukunft Personal 2006 in der Rückschau

Mit 5.350 Besuchern und gut 300 Ausstellern belegte die Zukunft Personal vom 13. bis 14. September 2006 erneut ihr Standing als einer der bedeutendsten Treffpunkte der HR- und Trainerszene in Deutschland. Denn die Messe ist längst nicht mehr eine reine Leistungsschau: Mit über 100 Einzelveranstaltungen verband der Veranstalter, die spring messe management gmbh aus Mannheim, Theorie mit Praxis, bot Impulse sowie Networkingmöglichkeiten. Training aktuell mit Impressionen aus Köln in Text und Bild.

Zu gut gemeintes Markteting

Unangenehm: Beim Eintritt in die Messehallen erwartete jeden Besucher das Gleiche - ein schwieriger Parcours durch die Messehostessen, die Flyer, Taschen, Gutscheine, CDs und Zeitschriften loswerden wollten.

Erste Ergebnisse einer Personalleiter-Befragung

'Personalabteilungen sind die letzten Kombinate. Sie zeichnen sich durch eine hohe Fertigungstiefe aus und sind nahezu outsourcing-resistent.' Mit diesen Worten fasste Prof. Dr. Wolfgang Jäger auf der Pressekonferenz leicht augenzwinkernd die Ergebnisse der ersten Personalleiterbefragung zusammen. In Kooperation mit Bertelsmann HR Services und eValuate arvato services hatte der Professor an der Fachhochschule Wiesbaden 310 Unternehmen befragt. Und die Ergebnisse zeigen eine Realität, die weit entfernt ist von den trendigen Szenarien, die sonst auf Messen und Kongressen gern von der Personalarbeit gezeichnet werden. 'Die Organisation der Personalarbeit findet noch weitgehend in klassischer Form statt', sagte Jäger: 'Innovativere Formen wie Shared Service Center finden sich nur in größeren Unternehmen.' In der Regel, so zeigte die Befragung, sind sowohl Personalbeschaffung als auch Weiterbildung zentral organisiert. Der Grad der 'Eigenerstellung der Leistung', wie Jäger sie nennt, ist allerdings bei der Personalbeschaffung mit 71 Prozent wesentlich höher als bei der Weiterbildung (33 Prozent). Aus Sicht des Hochschulprofessors zeigen die Studienergebnisse zudem drei Entwicklungen: 1. das Thema Recruiting zieht an, 2. die digitale Personalakte kommt und 3. das Thema Demografiewandel gewinnt an Fahrt. Laut Befragung beschäftigt sich inzwischen jedes zweite Unternehmen mit den Folgen der demografischen Entwicklung: entweder in Zusammenhang mit dem Thema Gesundheit oder mit dem Thema Qualifizierung.

Ein Pater als Zuhörermagnet

Ob Praxisforen oder Trainingsflächen: Im Durchschnitt waren alle offenen Präsentationsflächen gut besucht. Besonders voll war es indes, als Pater Anselm Bilgri sprach. Der von Speakers Excellence präsentierte Redner lockte seine Zuhörer mit dem Thema werteorientierte Unternehmensführung. Der ehemalige Benediktiner-Mönch verdingt sich heute als Unternehmensberater, zitierte auf der Messe gemäß seines Werdegangs aber aus den mitgebrachten Regeln des Heiligen Benedikt. So hörte man aus seinem Munde für viele Führungskräfte vielleicht fremd klingende Anforderungen an sie: z.B. Gehorsam, Demut, Diskretion. Mit Leben füllte er die teils altbacken klingenden Begriffe durch eine Herleitung des etymologischen Stammes: In Gehormsam steckt hören, Diskretion meint Unterscheidung... So kam er zu den Anforderungen an die Führungskraft von heute, die er - bewusst oder nicht - als Imperative formulierte: Höre hin, kommuniziere, erkenne Dich selbst, diene, unterscheide, finde das rechte Maß. Mit Letzterem ist z.B. gemeint, dass eine Führungskraft nicht das Maß für andere - auch nicht für ihre Mitarbeiter, - festlegen kann. Laut Bilgri widerspricht diese Haltung keineswegs den vielerorts üblichen Zielvereinbarungen: Wenn diese richtig getroffen werden, bestimmt nicht die Führungskraft das Maß, sondern die Vereinbarung wird von Führungskraft und Mitarbeiter gemeinsam festgelegt. Demut indes meint für den Pater zweierlei: 1. sich selbst erkennen, mit den eigenen Schwächen rechnen und 2. dienen wollen. 'Wer führen will, muss dienen wollen', appellierte der Unternehmensberater an die Führungskräfte, nicht immer den Stärksten mimen zu wollen. 'Management by ihn loasse' bezeichnete er, bayerisch angehaucht, die Fähigkeit von Führungskräften, die Mitarbeiter besser sein zu lassen als sie selbst. Übersetzt heißt die süddeutsche Weisheit: 'Lassen Sie ihre Mitarbeiter an die Arbeit.'

Personalwirtschafts-Preis: Pauken und Trompeten

Das Thema Weiterbildung liegt Wolfgang Clement offensichtlich am Herzen. Wieso sonst hätte sich der Bundesminister a.D. wohl dazu bereit erklärt, eine flammende Laudatio anlässlich der Verleihung des Deutschen Personalwirtschafts-Preises bei der diesjährigen Messe Zukunft Personal in Köln zu halten? Clements Auftritt wirkte
magnetisch: Das Publikum drängte sich im Forum drei, um die Verleihung des Preises zu verfolgen. Eines Preises, der unter denen, die eigentlich um ihn wetteifern sollten, herzlich wenig Resonanz findet: Gerade mal zwölf Unternehmen waren ins Rennen um die Trophäe in Gestalt einer hüllenlosen Dame gegangen. Ausgezeichnet wurden diesmal die Firmen Union Investment (dritter Platz), E.ON (zweiter Platz) sowie die AOK (erster Platz). Durch die Selbst GmbH wurde unter den Bewerbern zusätzlich erstmals auch ein Sonderpreis für Employability vergeben: Dieser ging an die Deutsche Bahn, die das Thema mit ihrer Pilot-Maßnahme 'Fit im Süden' ganzheitlich angegangen ist und Gesundheitsförderung als Basis der Employability betrachtet.

MeetingPoint: Personaler mit Anliegen treffen

Gute Idee: Den Meetingpoint zwecks Austausch mit Personalkollegen zu Personalthemen gab es zwar nicht zum ersten Mal. Nach gelernten Lektionen aus dem vergangenen Jahr fand er dieses Jahr allerdings mit Moderation statt - und funktionierte besser. Im Vorfeld der Messe hatten sich Personalrekrutierer, Personalleiter oder Personalentwickler mit ihren Anliegen bei der Moderatorin Karin Huber gemeldet. Die Anliegen wurden per Flipchart auf der Messe bekannt gegeben. Und zu einer vorgegebenen Uhrzeit fanden sich dann Gleichgesinnte zwecks Austausch und Diskussion ein. Eine, die am ersten Messetag diskutieren wollte, war Annette K. Nimzik, Leiterin Personalentwicklung Konzern der RWE AG. Ihr Thema: Employability. Im Speziellen ging es ihr um die Identifikation von Schlüsselfunktionen für Mitarbeiter im nicht-leitenden Bereich. Circa zwölf Personalentwickler-Kollegen fanden sich auf dem roten Areal um Punkt 14 Uhr ein. Zwei Arbeitsgruppen wurden gebildet, eine knappe Stunde wurde diskutiert.

Bildungscontrolling-Kongress: Staffellauf für Profis

'Viel hilft viel', schien sich Mario Gust bei der Konzeption des 4. deutschen Fachkongresses für Bildungscontrolling gedacht zu haben: Für den Begleitkongress zur Zukunft Personal hatte der Inhaber der AB&F Personalberatung, Kleinmachnow, pro Tag sage und schreibe neun Vorträge plus einem zweistündigen Messebesuch anberaumt - und so geriet die ehrgeizige Veranstaltung zum Wettlauf mit der Zeit: Leicht gehetzt gaben sich die Referenten den Redestab von Hand zu Hand; für Pausen, Diskussionen und Fragerunden blieb kaum Zeit. Am Wegesrand konnten die rund 50 Teilnehmer dennoch viele Impulse erhaschen - vorausgesetzt, sie waren nicht nur an ROI-Berechnungen interessiert, sondern vor allem an Fragen der konsequenten Strategieorientierung und zielgerichteten Optimierung von PE-Prozessen. Denn vornehmlich darum ging es im Kongress. 'Controlling bedeutet Steuerung, nicht nur Ergebnismessung', so brachte es Germán Lorenzo von der Commerzbank auf den Punkt. Eindrucksvolle Beispiele, wie PE-Prozesse mittels Kompetenzmodellen auf Unternehmensstrategien ausgerichtet und gesteuert werden, gaben u.a. der Werbeflächenvermarkter Ströer und der Automobilzulieferer iwis: Sie arbeiten mit Konzepten des Instituts für Arbeitswissenschaft der Uni Kassel und führten den Beweis, dass es der Praxis nützt, sich beim Bildungscontrolling Modellen aus der Wissenschaft zu bedienen. Freilich hätte man sich nicht nur bei diesen Vorträgen eine längere Ausführung und mehr Zeit für vertiefende Fragen gewünscht. Die 'Vorspul-Einheiten' innerhalb der Powerpoint-Sprints konnten wohl nur echte HR-Profis locker wegstecken. Gust will reagieren: Dem nächsten Kongress soll ein 'preislich attraktives' Seminar vorangestellt werden, 'das Grundlagen klärt und Raum für Diskussionen' gibt, so Gust. Und beim Kongressprogramm will er versuchen, sich an ein neues Motto zu halten: 'Weniger ist mehr'.

Messe-Workshop Motivation: Leider lichte Reihen

'Toll, diese interessante Theorie nun einmal kompakt vermittelt bekommen zu haben.' Die Kölner Trainerin Dr. Dorothea Driever-Fehl war vollauf zufrieden mit einem im Rahmen der Zukunft Personal angebotenen Workshop, in dem Professor Dr. Rolf Wunderer von der Hochschule St. Gallen sein Fünf-Stufen-Motivationskonzept vor- und zur Diskussion stellte. Wunderers Thesen unterscheiden sich von anderen Motivationskonzepten: So spielen aus seiner Sicht z.B. die feinen Unterschiede in Sachen Commitment eine große Rolle für die Motivationseinschätzung und -förderung: Fühlt sich ein Mitarbeiter seiner Firma verpflichtet? Oder fühlt er sich emotional gebunden? Ebenso häufig ignoriert und von Wunderer betont: die Quellen der intrinsischen Eigenmotivation, die Bedeutung von (potenziell) demotivierenden Faktoren und die der Umsetzung. Denn wenn z.B. Ideen nicht angepackt werden, verliert auch der Motivierteste letztlich seinen Drive. Fraglich ist von dieser Warte aus wohl, ob Wunderer selbst noch einmal zu einem Messe-Workshop antreten wird: Denn leider hatten sich nur acht Personen zu dem kostenpflichtigen Seminar fernab vom Messetrubel eingefunden.
Autor(en): (nbu/jum/svg)
Quelle: Training aktuell 10/06, Oktober 2006
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