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Lerntools: Die interessantesten Newcomer 2010

Bereits zum vierten Mal kürten unter Federführung der britischen E-Learning-Expertin Jane Hart Bildungsprofis aus aller Welt die besten Lerntools. Besonders interessant bei dieser einzigartigen Zusammenstellung: die Auf- und Neueinsteiger des Jahres. Sie geben eine Vorstellung davon, wohin sich technisch unterstütztes Lernen entwickelt.

Zu den Software-Anwendungen, die es 2010 auf Jane Harts Liste der besten Lerntools geschafft haben, zählen viele alte Bekannte: Twitter und Youtube tummeln sich ebenso unter den ersten zehn wie Skype und Facebook. Spannender für Trainer und Coachs sind jedoch die Auflistungen der Aufsteiger und Newcomer des Jahres – zeigen sie doch, in welche Richtung sich das technisch gestützte Lernen entwickelt. Ein Beispiel: Die erste Liste 2007 führte der Browser Firefox an, unter den Top Ten befanden sich die Präsentationssoftware PowerPoint und die Textverarbeitung Word, das damals noch wenig bekannte Twitter rangierte auf Platz 43. Die aktuelle Liste zeigt hingegen ein ganz anderes Gesicht: Statt Stand-alone-Programmen für Produktion und Präsentation dominieren immer mehr kollaborative und soziale Webanwendungen.

Die Aufsteiger

Den größten Sprung in der aktuellen Liste hat die virtuelle Festplatte Dropbox gemacht, die sich um satte 58 Plätze auf den 13. Rang verbesserte. Das praktische Online-Tool hilft, beim Gebrauch von Smartphones und anderen Mobilgeräten die eigenen Dateien stets synchron zu halten. Diese sind außerdem von überall zugänglich – ein großer Vorteil für Trainer, die oft an verschiedenen Orten und Rechnern arbeiten – und können zudem leicht mit anderen Nutzern geteilt werden.

Um 42 Plätze (Rang 46) verbessert hat sich Edmodo. Hierzulande noch wenig bekannt, handelt es sich bei dem facebookähnlichen Social Network um eine auf Lehr- bzw. Lernbedürfnisse zugeschnittene Plattform. Sie erlaubt es, sich zu geschlossenen Lerngruppen zusammenzuschließen. Die Teilnehmer können sich in ihren Posts an Einzelne oder die ganze Gruppe wenden, Arbeitsmaterialien hochladen oder Videos einbinden. Wer als 'Teacher' angemeldet ist, kann zudem die Beteiligung überwachen, Umfragen starten und vieles mehr. Darüberhinaus arbeitet Edmodo mit Tools wie Twitter zusammen, über die sich Nachrichten auch außerhalb der Gruppen verbreiten lassen.

Der drittbeste Aufsteiger in der Liste der 'Top 100 Tools for Learning' ist das Umfragetool SurveyMonkey. Was für wissenschaftliche oder Marketingzwecke verwendet werden kann, taugt auch für den Einsatz in Trainings und Schulungen. So lassen sich mit dem browserbasierten Online-Tool Wissensabfragen durchführen oder Selbsttests für die Nachbereitung von Schulungen aufsetzen. Das Tool erfasst das Feedback der Teilnehmer und verfügt über verschiedene Analysewerkzeuge.

Ebenfalls zu den Top-Aufsteigern zählt Google Sites, eine Art Bausatz, um ohne HTML-Kenntnisse eigene Websites – etwa für Team-Projekte oder Lerngruppen – zu erstellen. Eher verspielt kommt dagegen der Aufsteiger Eduglogster daher. Glogs – das sind multimediale Online-Poster, auf denen Lernstoff in Form von Schrift, Fotos und Grafikelementen, Audio- und Videodateien angeordnet werden können.

Die Neueinsteiger

Von den Tools, die vergangenes Jahr noch nicht in Jane Harts Liste standen, ist Wallwisher das mit Abstand höchstplatzierte (26). Die eigenwillige Anwendung basiert auf sogenannten Walls: eine Art kollaborative Online-Pinnwand, bei der jeder Teilnehmer Elemente hinzufügen oder verschieben kann. Diese Elemente ähneln Post-it-Stickern, die beschriftet oder auch mit Bildern oder Videos angereichert werden können. So entstehen mit wenigen Klicks einfache und übersichtliche Schwarze Bretter für Infos oder Diskussionen, Fotosammlungen oder Brainstorming-Runden.
Zweitbester Neueinsteiger (51) ist das Social-Network-Tool Amplify – einfach gesagt, eine XL-Version von Twitter. Im Gegensatz zum 140-Zeichen-Tool sind die Posts vom Umfang her nicht beschränkt. Das soll Raum für Diskussionen schaffen.

Ebenfalls neu ist Livebinder, das eine neue Möglichkeit eröffnet, Lernmaterial zu sammeln, zu ordnen und zu präsentieren. Webseiten lassen sich damit direkt beim Browsen per Knopfdruck speichern. Zusätzlich können PDF- oder Video-Daten hochgeladen werden. Das Ergebnis gleicht einer Mischung aus einer multimedialen PowerPointpräsentation und einem Ringbuch: Alle Daten werden übersichtlich in Form von Seiten und Reitern dargestellt.

Blackboard ist neben Dauerbrenner Moodle (10) eins der wenigen Lernmanagementsysteme, die es in die Liste geschafft haben. Ein schönes Werkzeug für Content Producer ist Storybird. Das kollaborative Tool erlaubt es, gemeinschaftlich elektronische Bilderbücher herzustellen, die wie eine Slideshow angeschaut werden können. Wer das pädagogisch nutzen möchte, kann auf Sets von vorgefertigten Figuren zurückgreifen – darunter eine Reihe knuffiger Monster. Ebenfalls interessant für die Produktion von Lehrmaterial ist die Tool-Suite Aviary, insbesondere das darin enthaltene Screencapture-Plugin für den Firefox-Browser. Damit lassen sich Web-Aktivitäten aufzeichnen und für Lernzwecke verwenden.

Allgemeine Trends

Beim Betrachten der Liste fällt auf, dass sie keineswegs nur Lerntools im engeren Sinne enthält. Für Jane Hart ist das keine Überraschung. Sie erkennt darin einen Trend, dass privat genutzte Tools, Arbeits- und Lernwerkzeuge zunehmend konvergieren. Das bedeutet einerseits eine Abkehr von klassischen Lernsystemen hin zu freieren, individuelleren Tools, andererseits ein neues Verständnis von Lernen: Statt Antworten in einem Lernsystem zu suchen, schauen Leute einfach bei Google oder Wikipedia nach. Lernerfolg misst sich demnach eher daran, ob die erworbene Information hilft, nicht, ob ein Kurs bestanden wurde. Dazu passt ein weiterer Trend, der zwar nicht neu ist, aber immer wirksamer wird: Soziale Tools verdrängen die bloße Produktion und Verbreitung von Content. Auch wenn dieses Ergebnis dadurch verzerrt wird, dass in die Liste vor allem die Meinung netzaffiner Bildungsexperten eingeflossen ist – für Hart ist es der Beweis, dass Lernen informeller und sozialer wird.

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Die 'Top 100'-Liste 2010

Am Ranking der besten Lerntools kann sich jeder Bildunsexperte beteiligen. 545 Trainer, Lehrer, Berater und Personalentwickler aus aller Welt haben an dieser vierten Erhebung mitgewirkt – Rekord. Jeder Teilnehmer kann bis zu zehn Tools nennen. Eine Begründung ist möglich, aber nicht notwendig. Das Endergebnis steht seit dem 17. Oktober 2010 fest und ist auf der Webseite www.c4lpt.co.uk einsehbar.

>> Die Gewinner 2010
1. Twitter Microblogging-Tool
2. YouTube Videoportal
3. Google Docs kollaborative Office-Suite

>> Die Aufsteiger des Jahres
1. Dropbox Online-Datenspeicher
2. Edmodo Microblogging-Dienst für Lerngruppen
3. Survey Monkey Umfrage- und Test-Tool

>> Die Neueinsteiger des Jahres
1. Wallwisher Online-Pinnwand
2. Amplify twitterähnliche Diskussionsplattform
3. Livebinder Bookmarking- und Präsentations-Tool

>> Die Gewinner der Kategorie Schools & Education
1. Wordle Wortwolken-Generator
2. VoiceThread kollaboratives Präsentations-Tool
3. Eduglogster Interaktives Präsentations-Tool

>> Die Absteiger des Jahres
1. Wetpaint Wiki-Tool
2. Flash Animationssoftware
3. Keynote Präsentationssoftware

Quelle: Jane Hart, Centre for Learning & Performance Technologies, www.c4lpt.co.uk. (Jane Hart, CEO des Centre for Learning & Performance Technologies aus Corsham, beschäftigt sich mit Social Media und Formen kolloaborativen Arbeitens und Lernens.)

Autor(en): (Sascha Reimann)
Quelle: Training aktuell 12/10, Dezember 2010
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