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Kurzarbeit: Nur ein Prozent bildet sich weiter

Der Wirtschaftskrise mit Weiterbildung trotzen, das war der Plan der Bundesregierung. 200 Millionen Euro hat sie für Qualifizierungsmaßnahmen der Kurzarbeiter bereitgestellt – doch das Geld wird kaum genutzt. Jetzt streiten Arbeitsmarktexperten, wer an der Misere schuld ist. Nur ein Prozent der Arbeitnehmer hat im ersten Halbjahr 2009 die Kurzarbeit genutzt, um sich weiterzubilden. Auf diesen Missstand hat der Deutsche Gewerkschaftsbund im Juli 2009 hingewiesen. Von 1,4 Millionen gemeldeten Kurzarbeitern haben in der Zeit von Januar bis April 2009 nur 14.150 eine Weiterbildungsmaßnahme begonnen, so eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA). 'Es wird viel zu wenig qualifiziert, obwohl die Förderbedingungen so lukrativ sind wie nie', rügt DGB-Arbeitsmarktexperte Dr. Wilhelm Adamy. Die  Arbeitsagentur stellt im Jahr 2009 rund 200 Millionen Euro für die Qualifizierung von Kurzarbeitern bereit – bislang wurde nur ein Bruchteil des Geldes abgerufen.

Weitere Verschlechterung der Situation erwartet

Arbeitsmarktexperten gehen davon aus, dass die ohnehin schlechte Weiterbildungsquote in der zweiten Jahreshälfte sinken wird. Der Grund: In den ersten sechs Monaten der Kurzarbeit übernimmt die Bundesagentur für Arbeit die Sozialabgaben der Arbeitnehmer nur dann, wenn sich diese in einer Qualifizierungsmaßnahme befinden. Nach einem halben Jahr ist die Erstattung nicht mehr an eine Weiterbildungsmaßnahme gebunden. 'Der Qualifizierungsanreiz für Arbeitgeber vermindert sich', schätzt Adamy. Weil der DGB-Arbeitsmarktexperte davon ausgeht, dass in den kommenden Monaten viele Kurzarbeiter die Halbjahresgrenze überschreiten, wird das Engagement der Unternehmen in puncto Personalentwicklung weiter zurückgehen, fürchtet er.

Mangelnde Kommunikation mit Arbeitgebern

Bis dahin wird gestritten, wer an der Misere schuld ist. Der Deutsche Gewerkschaftsbund rügte etwa die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesagentur für Arbeit. Viele Arbeitnehmer wüssten schlicht zu wenig über die Förderprogramme und könnten sie deshalb nicht nutzen. Um die Informationslücke zu schließen, hat der DGB seinerseits eine Checkliste erarbeitet. Diese erläutert knapp, wie die einzelnen Förderprogramme der BA ausgelegt sind und wie Arbeitgeber an die Mittel kommen. Die Bundesagentur für Arbeit ihrerseits schiebt den schwarzen Peter den Weiterbildungsanbietern zu: Die Angebote der Branche seien für Kurzarbeiter zu unflexibel, erklärte BA-Sprecherin Ilona Mirtschin der Deutschen Presse-Agentur dpa. Sie führte aus, Weiterbildungsmaßnahmen dauerten in der Regel fünf Tage am Stück, weil sie bislang vor allem Arbeitssuchende angesprochen hätten. Nun brauche es Kurse, die an den flexiblen Rhythmus der Kurzarbeit angepasst werden könnten. 'Wir bringen Arbeitgeber und Weiterbildungsanbieter an einen Tisch', versprach die BA-Sprecherin.

Steinbrück erwägt den Zwang zur Weiterbildung

Weniger auf Kooperation denn auf Druck setzt hingegen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. 'Es ist enorm wichtig, dass Kurzarbeiter die Qualifizierungsangebote nutzen', sagte Steinbrück dem Hamburger Abendblatt. 'Wenn die Angebote der Arbeitsagentur weiter unzureichend wahrgenommen werden, sollten wir eine verpflichtende Lösung prüfen.' Sein Credo: 'Die Politik hat die Aufgabe, Weiterbildungsangebote zur Verfügung zu stellen, und die Menschen haben die Pflicht, sie zu nutzen.'

Autor(en): (Corinna Moser)
Quelle: Training aktuell 09/09, September 2009
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