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Konferenz für Sprachen und Beruf: Blended Language Learning als Chance nutzen

Blended Learning, Customizing und Europäischer Referenzrahmen - das waren die Schlagworte auf der 'Konferenz Sprachen & Beruf' Ende April 2004 in Düsseldorf. Die Begriffe spiegeln wider, was die Anbieter von Fremdsprachentrainings umtreibt: möglichst bedarfsgerecht zu schulen.

Wie könnte es anders sein: Wie bei den meisten derzeit veranstalteten Konferenzen im Weiterbildungsbereich, stellte das Thema Blended Learning auf der Konferenz 'Sprachen & Beruf' vom 26. bis 28. April 2004 in Düsseldorf einen der Hauptprogrammpunkte. Doch die Nüchternheit, mit der auf der von der ICWE GmbH, Berlin, veranstalteten Konferenz über Blended Learning diskutiert wurde, unterschied die Veranstaltung für Fremdsprachen wiederum deutlich von anderen Weiterbildungskongressen. So machte Kurt Kohn, Professor für Angewandte Linguistik des Englischen an der Universität Tübingen, gleich zu Anfang klar: 'Man darf Blended Learning nicht als etwas Neues betrachten. Das führt nur in die Irre.'

Im gleichen Atemzug machte Kohn auf die positiven Seiten des populär gewordenen Konzeptes aufmerksam: 'Mit Blended Language Learning öffnet sich endlich der Blick für die Vielfalt potenziell relevanter Sprachlernmaterialien und -methoden.' Dies biete die Chance, sich über die jeweiligen Vor- und Nachteile sowie über den richtigen Mix von Lerninhalten und -methoden ernsthaft Gedanken zu machen. Das Geheimnis erfolgreichen Lernens besteht nach Ansicht von Kohn nämlich darin, die vorhandene Vielfalt an Lernmethoden und
-materialien im Fremdsprachenbereich in bestmöglicher Auswahl und Kombination für die Unterstützung von Lernprozessen einzusetzen.

Lernmedien gemäß ihrer jeweiligen Stärken einsetzen

'Es gilt, die unterschiedlichen Lernmedien gemäß ihrer Stärken einzusetzen', ergänzte Okke Schlüter, Director PONS Corpo-rate Solutions bei der Firma PONS, Stuttgart. Um am Ende ein Produkt anbieten zu können, das einen größeren Lernerfolg erzielt als die Summe seiner Einzelteile, sei eine Ausdifferenzierung der jeweiligen Funktionen nötig. Auf diese Weise habe sich bei dem neuen Blended-Learning-System von PONS namens GET, dessen Prototyp Schlüter auf der Konferenz vorstellte, eine klare Aufgabenzuweisung ergeben: Bei dem Online-Teil geht es um das Üben schriftlicher Kommunikation. Das Lernen via CBT bzw. WBT dient der Vermittlung von Grundlagen des Wortschatzes und der Grammatik sowie der gezielten Vorbereitung auf die Präsenzphasen. Während dieser stehen dann Interaktion und Kommunikation im Vordergrund.

Via Tests zu bedarfsorientierten Sprachtrainings

Dass der Einsatz standardisierter Testverfahren für den Erfolg von Blended Language Learning unabdingbar ist, machte Armin Hopp, Geschäftsführer der digital publishing AG, München, deutlich. 'Nur Maßnahmen, die auf einer detaillierten Analyse der Ausgangssituation der Lerner beruhen, werden in Anbetracht beschränkter Budgets dem Anspruch von Effizienz gerecht', sagte er. Um bedarfsorientiert schulen zu können, müssten aber nicht nur die Vorkenntnisse der Kursteilnehmer erfasst werden. Wichtig zudem sei das Wissen um die bevorzugte Lernform des einzelnen Lerners sowie um sein exaktes Lernziel. Nur auf Basis dieser Ergebnisse könnten die Teilnehmer in homogene Gruppen eingeteilt werden.

Die Berücksichtigung von 'Customized Testing' zusätzlich zu globalen Sprachtests war indes die Hauptbotschaft von Kurt Kohn. 'In den Tests mus sich der kommunikative Bedarf widerspiegeln, den der Kunde hat', betonte er. Darüber hinaus sei eine Orientierung am Europä-ischen Referenzrahmen CEF (Common European Framework of Reference for Language Learning and Teaching) wichtig.

Das CEF wird beim Sprachenlernen immer wichtiger

Das vom Europarat initiierte Kompetenzstufensystem, das einen europaweit einheitlichen Maßstab zur Feststellung von Sprachfertigkeiten liefern soll, scheint sich in der Branche immer mehr durchzusetzen: Die Tests und Assessments bei digital publishing basieren auf dem CEF, auch PONS hat sein Blended-Learning-Programm an die CEF-Richtlinien angelehnt. Eine Blitzumfrage auf der Konferenz ergab zudem: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer nutzt das CEF-Raster, das sechs Niveaustufen - von A1 (Anfänger) bis C2 (annähernd muttersprachliche Kompetenz) - umfasst. Dabei werden typische Kommunikationssituationen aus dem Berufsalltag den jeweiligen CEF-Kompetenzstufen mit den darin beschriebenen sprachlichen Fertigkeiten Hören, Lesen, Schreiben und Sprechen zugeordnet.

Sprachliche Anforderungen müssen konkretisiert werden

Welche Vorteile eine Orientierung an dem CEF den Unternehmen bei der Personalauswahl und bei der Fortbildungskonzeption bringt, veranschaulichte Gabriele Eilert-Ebke von der Henkel KGaA, Düsseldorf. 'Anforderungen an Stellenbeschreibungen können mit Hilfe des CEF konkretisiert werden', erläuterte sie. Die Formulierung der Anforderung 'Englisch in Wort und Schrift' etwa sei für die Stellenbesetzung einer Sekretärin in der Regel viel zu hoch gegriffen. 'Würde man auf diese Anforderung hin testen, würden einige potenzielle Kandidatinnen aus dem Bewerbungsverfahren ausscheiden, obwohl sie eigentlich für die Stelle geeignet sind', so Eilert-Ebke. Das CEF biete die Chance, die tatsächlichen Anforderungen an die Sekretärin - z.B. Standardbriefe verstehen und einfache Telefonate führen - zu überdenken und task-orientierte Tests zu konzipieren. Nicht nur Eilert-Ebkes Ausführungen zeigen: Die Anforderung 'bedarfsgerecht' war auf der Konferenz allgegenwärtig.
Autor(en): (pwa)
Quelle: Training aktuell 06/04, Juni 2004
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