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IT-Weiterbildungssystem: Marketing ist dringend nötig

Mit dem IT-Weiterbildungssystem (ITWS) haben das Bundesbildungsministerium sowie diverse Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften vor dreieinhalb Jahren die IT-Weiterbildung neu geordnet. Seitdem können IT‘ler Zertifikate für 29 verschiedene IT-Spezialistenprofile sowie für Professional-Profile im Rahmen einer arbeitsplatzorientierten Ausbildung erwerben.

Mit vielen Vorschussloorbeeren damals an den Start gegangen, müssen die Initiatoren nun einsehen, dass das Weiterbildungsprogramm nur schleppend läuft. Den meisten Unternehmen ist das ITWS nämlich gar nicht bekannt...

Die Bewertung des neuen IT-Weiterbildungssystems (ITWS) durch die Stiftung Warentest Ende 2005 war im Grunde positiv: Das ITWS ist zweifellos ein ambitioniertes Projekt, urteilte Stiftung Warentest. Mit klar definierten Berufsprofilen, Zertifizierungen oder öffentlich-rechtlichen Abschlüssen sowie einer neuen Methode beruflichen Lernens - der so genannten Arbeitsprozessorientierten Weiterbildung (APO) - hebe sich das Weiterbildungssystem von anderen Qualifizierungen auf dem IT-Weiterbildungsmarkt deutlich ab. Das Problem nur, so das Ergebnis der Analyse: Die wenigsten Firmen kennen das ITWS.

Die Initiatoren des ITWS haben dieses Fazit nicht nur zur Kenntnis genommen, sie wollen auch darauf reagieren. 'Auch ein gutes System spricht nicht für sich selbst. Wir haben inzwischen gelernt, dass man es auch kommunizieren muss', sagt etwa Stephan Pfister, Bereichsleiter Bildung & Personal beim Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. sowie Mitinitiator des ITWS.

Bildungsanbieter sollen für das ITWS gewonnen werden

Konkrete Vorhaben sind bereits eingeleitet: Hans Weißmann vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), der u.a. für die Implementation des ITWS in die Praxis verantwortlich zeichnet, hat im Sommer 2005 ein Team um Prof. Dr. Waldemar Pförtsch von der Hochschule Pforzheim beauftragt, die Marktchancen der IT-Weiterbildung zu untersuchen und Vorschläge für Verbesserungen zu unterbreiten.

Pförtsch, der mittels Umfragen ebenfalls zu dem Schluss gekommen ist, dass der Bekanntheitsgrad des ITWS gegen null geht, rät dringend zu Marketing. Die Werbung für das ITWS solle dabei am besten über die Bildungsanbieter und Zertifizierungsstellen erfolgen. Schließlich müssten diese ein Interesse daran haben, dass das Programm bekannter werde.

Dazu muss man wissen: Das ITWS setzt auf arbeitsplatzorientiertes Lernen, wobei eigens dafür ausgebildete Lernprozessbegleiter den Teilnehmer unterstützen. Diese Lernprozessbegleiter kommen häufig von externen Bildungsanbietern, denn insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen ist es nicht möglich, die Lernprozessbegleiter selbst zu stellen.

Pförtsch plädiert ferner für einen einheitlichen Auftritt des ITWS. Bislang informieren mehrere Internetportale über das System, für Weiterbildungs-interessierte ist aber schwer zu durchschauen, an wen sie sich z.B. für Beratung und Anmeldung wenden müssen. Auch hinsichtlich der Preisgestaltung für die einzelnen Weiterbildungen muss laut dem Professor nachgebessert werden. 'Zu unübersichtlich', so sein Urteil.

Die Spezialistenprofile des ITWS werden überarbeitet

Unübersichtlich ist im Übrigen auch die Produktgestaltung. 'Die 29 Spezialistenprofile, die Anfang 2000 für das ITWS entwickelt worden sind, entsprechen inzwischen nicht mehr den Marktgegebenheiten', sagt Pförtsch. Die IT-Industrie habe sich in den vergangenen Jahren so verändert, dass sich viele Qualifikationsprofile überschneiden.

Laut Stephan Pfister ist eine Überarbeitung bzw. Reduzierung der Spezialistenprofile bereits im Gange. Voraussichtlich im Herbst 2006 sollen die Ergebnisse vorgelegt werden.

Etwas länger dauern wird es wohl mit dem Projekt 'Vergleichbarkeit der ITWS-Qualifikationen mit Hochschulabschlüssen'. Für die Idee, die durch das ITWS erworbenen Abschlüsse für Hochschulstudiengänge anzurechnen, fehlt bislang noch ein geeignetes Instrumentarium. Zwar arbeiten die Technischen Universitäten in Darmstadt und Braunschweig an Empfehlungen, wie die jeweiligen Inhalte vergleichbar gemacht werden können. Mit ersten Ergebnissen ist aber frühestens Ende 2006 zu rechnen.
Autor(en): (pwa)
Quelle: Training aktuell 03/06, März 2006
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