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Gesprächsdynamik-Profil: Kommunikative Selbstverortung

Wie höre ich meinen Mitmenschen zu? Wie kann ich mein Kommunikationsverhalten verbessern? Diese Fragen will das Gesprächsdynamik-Profil beantworten. Ob dieses Versprechen eingelöst wird? Training aktuell wagt den Selbstversuch.

Das Angebot: Der Klappentext verspricht viel: Das Gesprächsdynamik-Profil soll dem Anwender helfen, seine Gesprächsdynamik zu steuern, und ihn auf den Weg erfolgreichen Kommunizierens führen. Der Routenplan kommt als schmales Arbeitsheft daher, das im Selbststudium oder unter Anleitung eines Trainers durchgearbeitet werden kann. Es setzt sich zusammen aus zwei Fragebögen nebst dazugehörigen Interpretationsteilen: Der erste eruiert den persönlichen Zuhör-stil, der zweite widmet sich den Gesprächsdynamiken innerhalb eines Unternehmens.

Der TA-Check: Beim Start des Checks kann ich mir einen heimlichen Blick auf die Auswertung nicht verkneifen. Gerne wäre ich der analytische Zuhörer, geistig beweglich und klar strukturiert. Ob die Realität dem Wunsch entspricht? Der Test wird es zeigen ... Der Fragebogen umfasst 20 Wortgruppen mit jeweils drei Beschreibungen à la 'Wenn ich anderen Menschen zuhöre, dann ... bemerke ich logische Fehler; ... vertraue ich auf Signale, die mir mein Körper sendet; ... setze ich auf mein Einfühlungsvermögen.' Diese Beschreibungen setze ich in die Rangfolge häufig, manchmal und selten. Die Beantwortung geht schnell vonstatten. Komplizierter wird es dagegen bei der Auswertung: Hier sind meine Rechenkünste gefordert. Schließlich aber das – für mich etwas enttäuschende – Ergebnis: Ich bin ein empathischer Zuhörer, ausgestattet mit Geduld und Freundlichkeit statt der erhofften analytischen Kompetenz. Mit dieser Erkenntnis werde ich dann allerdings allein gelassen.

Der kurzen Interpretation meines Zuhörstils folgt ein Aktionsplan. Dabei handelt es sich um Fragen, die zur Reflexion einladen: Welche Erkenntnisse habe ich aus der Beschreibung meines Zuhörstils gewonnen? Wo war mir mein Zuhörstil bisher nützlich, wo hinderlich? Welche Schwierigkeiten habe ich mit anderen Stilen? Von Aktion spüre ich nichts.

Teil zwei des Arbeitsheftes führt mich in mein berufliches Umfeld. Startpunkt auch hier ein Fragebogen mit 20 Wortgruppen, die nach den bekannten Kriterien bewertet werden wollen. Die Hauptfragen lauten: Wie wird in meiner Organisation kommuniziert, wie wollen die Menschen in dieser Organisation wahrgenommen werden? Das Ergebnis: Ich arbeite in einer Abteilung, in der integrativ zugehört wird, in der aus einem kooperativen Arbeitsklima ein kooperatives Kommunikationsverhalten resultiert. Die Interpretation ist konkreter als die erste. Sie verrät, wo Probleme in der Kommunikation auftreten können und wie sie sich beseitigen lassen. Kleiner Wermutstropfen: Favorisiert werden in meinem Umfeld die Zuhörstile dialogorientiert und natürlich – Empathie ist nicht gefragt.

Um diese Diskrepanz geht es auch im nächsten Schritt: Anhand vorgegebener Fragen nehme ich Unterschiede zwischen meinem Zuhörstil und den Kommunikationserwartungen meiner Abteilung unter die Lupe. Ich reflektiere, welche Missverständnisse sich ergeben können und wie ich künftig besser kommunizieren kann. Die dritte und letzte Interpretationsstufe, in der die Zuhörstile sämtlicher Mitarbeiter in Beziehung gesetzt werden sollen, lasse ich aus Ermangelung weiterer Fragebögen für die Kollegen weg.

TA-Eindruck: Die Arbeit mit den Fragebögen macht Spaß. Die Auswertung, bei der ich versteckte Punktzahlen freirubbeln muss, fällt etwas kompliziert aus. Sie stellt aber sicher, dass ich nicht das ankreuze, was mir die beste Punktzahl verheißt. Die Beschreibungen der Zuhörstile und der Gesprächsdynamiken im Unternehmen fallen knapp aus: Oftmals wünsche ich mir weitere Informationen, um Probleme zu erkennen oder Veränderungen bewirken zu können. Die gestellten Fragen regen zwar zur Reflexion und zum Transfer in den Alltag an, können aber die Unterstützung durch einen Coach oder Trainer nicht ersetzen.

TA-Fazit: Das Gesprächsdynamik-Profil gehört meiner Ansicht nach in Trainerhand. Zwar ist die kommunikative Selbstverortung spannend und aufschlussreich, aber ohne professionelle Transferhilfe bleiben die Erkenntnisse vermutlich ohne Konsequenz.

Stefanie Bergel

Gesprächsdynamik-Profil, persolog GmbH, Remchingen 2007, 25,90 Euro
Quelle: Training aktuell 05/08, Mai 2008
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