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Ein Schweizer Modell wird importiert

Der neueste Import aus der Schweiz ist das Zürcher Ressourcen Modell. Das Selbstmanagement-Seminar kombiniert neurowissenschaftliche Erkenntnisse mit bekannten Methoden und einer neuen Systematik.

Eigentlich sollten Dr. Maja Storch und Dr. Frank Krause vor gut 15 Jahren nur ein Training entwickeln, das angehenden Lehrkräften an der Universität Zürich ein paar Tools für die Burnout-Prophylaxe vermittelt. Die beiden Psychologen gingen ihre Aufgabe jedoch so gründlich an, dass ein wissenschaftlich fundiertes Selbstmanagement-Seminar entstand: das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM). Nun kommt das Modell auch auf dem deutschen Trainingsmarkt an. Seit Dezember 2010 bietet Christian Badura aus dem fränkischen Feucht Seminare an, in denen er insbesondere Trainer- und Coachkollegen mit dem Konzept vertraut machen will.

Bewusste Kompetenz aus dem Unbewussten

Das Ziel von ZRM ist es, Menschen zu helfen, sich selbst besser zu steuern: Sie sollen neue Handlungskompetenzen erwerben und sich beispielsweise bestimmte Verhaltensweisen leichter an- oder abgewöhnen. Trainiert wird dabei nicht primär das Verhalten. Das Modell setzt vielmehr beim Unbewussten an. Die Teilnehmer sollen ihre unbewussten Bedürfnisse erkennen und aus ihnen ihre Motivation ableiten. Erst wenn diese in Einklang stehen mit den konkreten Handlungszielen, wird an der Umsetzung gearbeitet.

Neuer Weg über den Rubikon

Um den Weg dahin zu systematisieren, greifen Storch und Kruse das Rubikon-Modell von Heinz Heckhausen und Peter M. Gollwitzer auf. Dieses motivationspsychologische Modell der Handlungsphasen haben sie mit dem Psychotherapeuten Klaus Grawe zum Rubikon-Prozess erweitert, der auch den Anteil des Unbewussten bei der Entstehung einer Handlung berücksichtigt. Entlang von fünf Phasen (siehe unten) werden im Seminar schrittweise die Entwicklungswünsche der Teilnehmer bearbeitet. Dabei nutzen Storch und Krause – neben etablierten Methoden wie Embodiment und Phantasiereisen – neurowissenschaftliche Erkenntnisse. Insbesondere arbeiten sie mit somatischen Markern. Dieser von Neurowissenschaftler Antonio Damasio eingeführte Begriff bezeichnet automatische körperliche Reaktionen, die widerspiegeln, wie ein Mensch – durch Abgleich mit seinem bisherigen Erleben – Dinge und Situationen emotional bewertet. 'Somatische Marker sind unser Erfahrungsgedächtnis im limbischen System', formuliert es Badura.

Diese Marker werden im ersten Schritt des Rubikon-Prozesses durch Bilder und Metaphern abgerufen und geben so Hinweise auf Bedürfnisse. Im Laufe des Trainings werden sie dann immer wieder abgefragt, um zu prüfen, wie das Unbewusste zu den angestoßenen Veränderungen steht. Dafür hat Storch die 'Affekt-Bilanz' entwickelt, die auf der systemischen Technik der Skalenfragen basiert. Die Teilnehmer bewerten auf einer Skala für Ablehnung und einer Skala für Zuwendung spontan, wie gut bzw. schlecht sich ein Handlungsziel anfühlt. Ist die Bewertung nicht gut genug, wird weiter an der inneren Motivation gearbeitet.

Transparent und wissenschaftlich fundiert

Weil die Teilnehmer im Sinne der Psychoedukation jederzeit über die Wirkungsweisen der einzelnen Schritte informiert werden, sollen sie das ZRM nach dem Seminar auch selbstständig in anderen Kontexten einsetzen können. Etwa in einem Coaching, das sich nach Baduras Erfahrung durch ZRM deutlich verkürzen kann. 'Denn wenn die Motivation stimmt, klappt die Umsetzung oft von ganz alleine', meint der Berater. Ein weiterer Vorteil für ihn: Das ZRM war von Anfang an ein theoriegeleitetes Verfahren, das weiterhin wissenschaftlich begleitet wird.

Das erste offene ZRM-Seminar führt Christian Badura vom 2. bis 4. Dezember 2010 in Nagold durch, das zweite folgt vom 12. bis 14. Mai 2011.

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Der Rubikon-Prozess

  1. Das Bedürfnis, das sich als diffuser Wunsch oder vages Unbehagen bemerkbar macht.
  2. Die innere Motivation, ein ausformulierter Wunsch, der ausreicht, um 'den Rubikon zu überschreiten', also eine Entwicklung in Gang zu bringen.
  3. Die Intention, also das konkrete Handlungsziel
  4. Die Vorbereitung der Handlung, bei der kritische Situationen vorab durchgespielt und Hilfsmittel gesammelt werden.
  5. Die Handlung

Autor(en): (Sylvia Lipkowski)
Quelle: Training aktuell 12/10, Dezember 2010
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