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Deutsch-amerikanischer Workshop: Informelles Lernen hat große Bedeutung

Wie können Arbeiten und Lernen verbunden werden? Diese Frage stand Anfang Juli 1997 im Mittelpunkt des ersten deutsch-amerikanischen Workshops, den das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit finanzieller Unterstützung des German Marshall Fund, Washington, gemeinsam mit dem Education Development Center, Massachusetts, in Berlin durchgeführt hat.
Die Experten aus den USA und Deutschland waren sich einig: Ohne informelles Lernen - d.h. Lernen durch Kollegen und Vorgesetzte, durch eigenständiges Einarbeiten oder den Gebrauch von Büchern und Online-Hilfen - wird eine aktive Mitgestaltung betrieblicher Veränderungen nicht gelingen. Neue Modelle sind erforderlich, da formell organisierte Weiterbildungen bei den sich rasch wandelnden Anforderungen an Wissen und Können oftmals nicht mithalten können. In den USA wird daher gegenwärtig in einem Pilotprojekt unter Leitung des Education Development Centers mit Unternehmen wie Boeing, Ford und Siemens der Weg der 'Teaching Firm' erprobt - auf den ersten Blick ein Konzept, das dem des 'Lernenden Unternehmens' in Deutschland gleicht. Doch die Ansätze unterscheiden sich.
In den USA wird auf 'individuelles Selbstlernen' am Arbeitsplatz gesetzt: sowohl auf gezieltes Selbstlernen, um erkannte Kompetenzdefizite auszugleichen, als auch auf spontanes 'Nebenbei-Lernen' durch Erfahrungsaustausch mit Kollegen, job rotation und in Innovationszirkeln. Dieses Lernen bedarf jedoch der Unterstützung des Unternehmens. Entscheidend hierfür sei, so die amerikanischen Experten, eine Unternehmenskultur, die ein lernfreundliches Klima fördere, indem informelles Lernen ausdrücklich mit Anreizen und Hilfen unterstützt werde. Deutschland setzt hingegen auf die hohe Qualifikation der Fachkräfte, die von Ausbildern und Trainern in der beruflichen Weiterbildung vermittelt wird. Auch in diesen formalisierten betrieblichen Bildungsmaßnahmen findet nach Angaben der Experten informelles Lernen statt, ihm wird jedoch weniger Bedeutung zugemessen als in Ländern, die keine systematische Berufsbildung praktizieren oder in denen die Ausgestaltung betrieblicher Qualifizierung freier ist. Die USA könnten hier ein Beispiel sein.
Fazit des Workshops: Sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks weiß man noch wenig über selbstgesteuertes, informelles Lernen am Arbeitsplatz. Genauere Kenntnisse fehlen über Qualität und Ergebnisse, die Übertragbarkeit und Dauerhaftigkeit der so erworbenen Fähigkeiten sowie über den Einfluß von Persönlichkeitsmerkmalen und Rahmenbedingungen der Arbeit auf diese Art des spontanen Lernens. Der begonnene Dialog zwischen Berlin und Washington wird daher fortgesetzt. Das nächste Treffen ist bereits in Vorbereitung.
Autor(en): (nbu)
Quelle: Training aktuell 09/97, September 1997
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