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DIN 33430: Die Norm zur Personalauswahl ist unpraktikabel

Ein Jahr ist die DIN 33430 nun auf dem Markt, aber zahlreiche Personaler und Berater kennen sie immer noch nicht. Das zeigte sich bei der Diskussionsrunde zum Thema 'Die neue DIN-Norm zur Personalauswahl' auf der Messe Personal (3. bis 4. Juni 2003) in Frankfurt.

So musste Moderator Thomas Webers, Chefredakteur der Zeitschrift Wirtschaftspsychologie, erst einmal die DIN 33430 erklären, bevor in die Diskussion eingestiegen werden konnte: Die Norm geht auf die Initiative des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) sowie der Gesellschaft für Psychologie (DGP) zurück und liefert Standards für das gesamte Personalauswahlverfahren. Das heißt, es werden nicht nur Empfehlungen für diagnostische Instrumente gegeben, sondern auch für die Planung und Durchführung der Auswahlverfahren - Einstellungsinterviews eingeschlossen. Zudem sind die Kompetenzen für die Mitarbeiter festgelegt, die an der Personalauswahl beteiligt sind.

Die Idee einer Norm zur Qualitätssicherung und Transparenz bei der Personalauswahl ist zunächst begrüßenswert, da waren sich die geladenen Diskussionsteilnehmer einig. So führten sowohl Dirk Bergmann vom Institut für Arbeitswissenschaften, RAG, Essen, als auch Christina Jänisch, AMD TÜV Arbeitstechnische Dienste GmbH, Berlin, den Vorteil der Vergleichbarkeit von Auswahlverfahren an. 'Die DIN liefert ein Beschreibungsraster, wie bei der Personalauswahl vorzugehen ist', hob auch Stefan Etzel, Seniorberater bei der Kienbaum Management Consultants GmbH, hervor. Und Ralf Klinge, Geschäftsführer bei der Job-Colleg Gesellschaft für berufsbezogene Bildung und Beratung mbH wusste zu berichten, dass mit der Norm in der Tat Qualitätsverbesserung möglich ist: Das Koblenzer Unternehmen wollte schon länger den Prozess seiner Personalauswahl auf den Prüfstand stellen und hat sich deshalb nach DIN 33430 zertifizieren lassen.

Damit ist Job-Colleg eines der wenigen Unternehmen, das ein Zertifikat in der Tasche hat. 'Wir haben bislang lediglich zwei Zertifikate vergeben', berichtet Walter Simon von der Zertifizierungsstelle Q-Pool in einem Gespräch mit Trainingaktuell. Seiner Meinung nach ist die Norm für die meisten Firmen uninteressant, da sie gar nicht zu verstehen sei. 'Zu akademisch und unpraktikabel', so sein Urteil, das auch die Mehrheit der Diskussionsrunde auf der Messe teilte. Ergo: Die Idee der Norm ist gut, die Gestaltung hingegen nicht. 'Die Entwickler der Norm sollten diese nochmals gründlich überarbeiten', meint Simon. Sein Vorschlag: Die 'Empfehlungen zur Qualitätssicherung bei der Auswahl von Mitarbeitern' der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) zu integrieren. Damit könnte letztlich auch die BDA mit ins Boot geholt werden. Diese lehnt die DIN 33430 nämlich ab, u.a. eben weil sie aus sich heraus unverständlich ist und weiterer Erläuterungen bedarf.

Dem Erklärungsbedarf wollte der Normausschuss eigentlich auch schon längst nachgekommen sein: Geplant war, bis Frühjahr 2003 ein Handbuch auf den Markt zu bringen, in dem mittels Checklisten u.ä. erklärt wird, wie die Norm umgesetzt werden kann. Laut Hagen Seibt, der bis Februar 2003 beim BDP verantwortlicher Vorstand für die Norm war, haben jedoch Uneinigkeiten innerhalb des Normausschusses die Herausgabe des Bandes verzögert. Nach seiner Auskunft ist der Ausschuss gespalten in eine eher akademische Fraktion und Mitglieder, die eher einen praxisorientierten Ansatz verfolgen. Bleibt zu hoffen, dass die praxisorientierten Vertreter sich durchsetzen werden!
Autor(en): (pwa)
Quelle: Training aktuell 07/03, Juli 2003
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